Der 46-jährige Ex-Kölner wird spätestens Anfang 2024 neuer Leiter der Jugendakademie beim Triple-Sieger.
Früher FC, bald Manchester CityEx-Kölner Thomas Krücken nimmt die nächste Stufe der Karriereleiter
Sein erstes Bundesligaspiel sah er Mitte der 80er mit seinem Vater beim 1. FC Köln im alten Müngersdorfer Stadion. Die große Karriere als Spieler blieb ihm danach trotz größeren Talents verwehrt – das Knie machte irgendwann die Belastung nicht mehr mit. Doch dann erfüllte sich für Thomas Krücken beim FC sein Traum, er wurde Jugendtrainer am Geißbockheim. Während der gebürtige Neusser Sportwissenschaften sowie Germanistik und Anglistik studierte, brachte er unweit entfernt von der Sporthochschule etlichen Nachwuchsspielern im Grüngürtel einiges bei. Insgesamt neun Jahre lang. Und aus einem Hobby wurde schließlich eine Berufung und der Hauptberuf.
Krücken hat als Nachwuchstrainer und -Verantwortlicher Karriere gemacht. Jetzt erfolgt der bisherige Höhepunkt: Der 46-Jährige wechselt vom VfB Stuttgart, dessen Nachwuchsleistungszentrum er seit vier Jahren führt, zum Weltklub Manchester City. Er wird spätestens zu Beginn des kommenden Jahres im Nordwesten Englands neuer Leiter der Jugendakademie des amtierenden Champions-League-Siegers und unterschrieb einen unbefristeten Vertrag.
Thomas Krücken: „Macht mich stolz, dass ein Verein wie City sich für mich entschieden hat“
„Es erfüllt mich mit Stolz, dass sich ein Verein wie City für mich entschieden hat. Die Chance, eine der besten Akademien im Weltfußball zu leiten und auf ihrer großartigen Arbeit aufzubauen, reizt mich sehr. Es ist eine große Chance, die man wohl nur einmal bekommt“, sagt Krücken im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Headhunter des Triple-Siegers hatte global Kandidaten empfohlen, nach einem mehrstufigen Prozess fiel die Wahl der City-Verantwortlichen auf den Rheinländer. Als sich der Headhunter bei Krücken meldete, war der gleich Feuer und Flamme, aber auch etwas überrascht vom Anruf gewesen, gesteht er. Dass sich der Ex-Kölner nebenbei finanziell verbessern wird, das dürfte offensichtlich sein, ist aber nicht die Triebfeder für seinen Wechsel.
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Für Krücken schließt sich der Kreis. 2011 erhielt er ein Stipendium der Universität von Manchester und heuerte während dieser Zeit bei City an. Im damaligen Nachwuchszentrum des Klubs an der Platt Lane, in unmittelbarer Nähe der legendären Maine Road, coachte er die U11 der „Citizens“ und lernte unter anderem Kevin Keegan oder die City-Ikone Paul Power kennen. Womöglich hinterließ Krücken Eindruck, doch das war natürlich nicht der Hauptgrund, warum man den ausgebildeten Gymnasiallehrer jetzt mit dieser Aufgabe betraute. Krücken ist Nachfolger des langjährigen Nachwuchschefs von City, Jason Wilcox, der seit Saisonbeginn Sportlicher Leiter der Profis des FC Southampton ist. Bei den Citizens wird er eng mit Sportdirektor Txiki Begiristain zusammenarbeiten, auch mit Starttrainer Pep Guardiola werden sich sicherlich immer wieder die Wege kreuzen.
Bei City konnte der Rheinländer sicherlich mit seiner Vita im Nachwuchsbereich punkten. Nach seiner Zeit am Geißbockheim wechselte Krücken 2007 zu Hertha BSC, danach folgten Stationen bei Arminia Bielefeld, der TSG Hoffenheim und Mainz 05. Seit Juli 2019 ist der Neusser nun beim VfB Stuttgart in führender Position tätig. Mit den Schwaben befindet er sich gerade in Gesprächen, ob für ihn eine frühere Aufnahme seiner neuen Tätigkeit in England möglich ist.
„Ich bin dem VfB und Alexander Wehrle (Vorstandsvorsitzender des VfB, d. Red.) dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen und die Gestaltungsfreiheit in den letzten Monaten und Jahren. Zusammen mit meinem starken Team haben wir das NLZ wieder nach vorne bringen können; sehr vielversprechende Talente stehen im Übergang zur Profimannschaft“, sagt Krücken, dessen Familie ihn auf die Insel begleiten wird. „Ich sehe das als großes Geschenk auch für meine Familie und meine beiden Kinder an, die nun zweisprachig aufwachsen werden“, meint Krücken, der seinen alten Klub, den 1. FC Köln, zwar stets weiterverfolgt, doch der Kontakt zum Geißbockheim sei zwangsläufig weitaus weniger geworden.
Krücken begleitete Spieler wie Podolski, Selke oder Süle
Kein Wunder, schließlich ist Krücken bereits 16 Jahre weg. Und bekanntlich war und ist beim FC die Mitarbeiter-Fluktuation immens. Thomas Kessler, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, Profi-Teammanager Marius Laux, Nachwuchs-Chefscout Martin Bülles, Jugend-Administrator Rainer Kubern oder Mitgliederrat Wolfgang Gommersbach, die schon damals beim FC oder für den FC tätig waren, sind es heute immerhin weiterhin. Mit Kölns U19-Trainer Stefan Ruthenbeck absolvierte Krücken bereits 2010 den DFB-Fußballlehrer-Lehrgang und schloss diesen als Zweitbester hinter dem heutigen DFB-Trainer Mario Himsl.
„Der FC wird immer mein Heimatverein bleiben. Aber eine Rückkehr war seit meinem Abschied kein ernsthaftes Thema“, sagt Krücken, der einst als Assistent der U17 beim FC einen gewissen Lukas Podolski trainierte. Später begleitete er im Junioren-Leistungsbereich dann Spieler wie Davie Selke, Niklas Süle oder Ridle Baku.
Mit dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann arbeitete er einst bei der TSG Hoffenheim zusammen. Als Krücken in der Saison 2013/14 bei der TSG die U23-Mannschaft betreute, zeichnete der damals erst 26-jährige Nagelsmann für die U19 der Kraichgauer verantwortlich. „Julian kann Menschen begeistern und sie zu Höchstleistungen führen. In dieser Situation ist das sicherlich ein kluger Schachzug vom DFB“, meint Krücken, der aber nicht mit einer allzu langen Ära von Nagelsmann bei der Nationalmannschaft rechnet. „Mittelfristig sehe ich Julian wieder als Vereinstrainer, da er vom Typ her den täglichen Kontakt zur Mannschaft und zum Rasen braucht.“
Da Krücken aber nicht nur im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz als Fußballlehrer ist, sondern auch den Sportdirektoren-Lehrgang des DFB/der DFL erfolgreich abgeschlossen hat, könnten auch dem Ex-Kölner in Zukunft noch einige Türen offen stehen. Erst einmal folgt aber das Kapitel Manchester City. Und das dürfte beim amtierenden Triple-Sieger ganz sicher nicht das schlechteste sein.