Köln – Als Friedhelm Funkel am 12. April um 16 Uhr als neuer Interimstrainer des 1. FC Köln offiziell vorgestellt wurde, verabschiedete sich fast zeitgleich sein Vorgänger von der Mannschaft. Die vereinseigene Doku „24/7 FC“ gibt in ihrer neuen Episode einen Einblick, welche emotionalen Worte Markus Gisdol an seine Spieler fand, die er knapp anderthalb Jahre trainiert hatte, und wie diese darauf reagierten. Außerdem zeigt sie, wie Funkel das Kölner Team wachrüttelte und ein neues „Wir-Gefühl“ kreierte.
Während sich am Tag des Wechsels auf der Kölner Bank Sportchef Horst Heldt und sein neuer Trainer auf den Weg zur Pressekonferenz am Geißbockheim aufmachten, hielt sein Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle im Kölner Stadion um 15.36 Uhr eine kurze Ansprache an die Spieler: „Die meisten von euch haben es ja gestern schon erfahren, Horst hat ja den Mannschaftsrat informiert. Obwohl die Spiele in den letzten Wochen gut waren, fehlten uns das Spielglück und das Momentum.“
Trennung keine leichte Entscheidung
Die Trennung von Gisdol und dessen Assistenten Frank Kaspari sei eine schwierige Entscheidung gewesen, die den Verantwortlichen schwer gefallen sei. „Denn wir sind nach wie vor überzeugt, dass Markus ein sehr guter Trainer und Typ ist", sagte Wehrle. Gisdol habe die Vereinsführung gebeten, sich persönlich von der Mannschaft zu verabschieden. Diesem Wunsch sei man gerne nachgekommen.
Gisdol erklärte zum Abschluss, dass er sich eigentlich vorgenommen habe, vor der Mannschaft nicht zu emotional zu werden. Doch die Ausführungen des 51-Jährigen dann durfte man durchaus als solche bezeichnen. Der Trainer sagte, dass er sich in seiner Amtszeit natürlich mehr Heimspiele vor Fans gewünscht hätte. Die „begeisternde Atmosphäre“ im Kölner Stadion sei schließlich einer der Gründe gewesen, weshalb Gisdol die Aufgabe in Köln angenommen habe. Letztlich konnte der FC in der Ära des Schwaben nur sieben von 26 Partien im Kölner Stadion vor Zuschauern bestreiten.
„Werde euch und den Klub im Herzen behalten"
Dann richtete sich Gisdol direkt an die Mannschaft: „Auf euch wartet jetzt eine neue Herausforderung, für jeden von euch ist die Chance neu da. Das ist das Gute an einem Trainerwechsel, dass alles noch einmal auf null gestellt wird. Das wird noch einmal Kräfte bei allen freisetzen. Jeder Einzelne von euch muss hier wahnsinnig viel aushalten. Woche für Woche. Es ist hier wahnsinnig was los um den Klub und vieles geht tiefer als woanders.
Ihr habt das als junge Menschen wirklich toll gemacht. Ihr habt eure Leistung gebracht und euch immer wieder hochgezogen und seid auf dem Weg geblieben. Das verdient den höchsten Respekt. Und dafür möchte ich danke sagen, wie ihr das angenommen habt. Wie ihr auch in den schwierigsten Momenten da wart. Wie gesagt, ich wünsche jedem Einzelnen von Herzen alles Gute. Ich werde euch weiter verfolgen und den Klub und euch im Herzen behalten. Dankeschön.“ Kaum hatte Gisdol seine Abschlussrede beendet, brandete viel Beifall in der Kabine auf.
Funkel hatte bei Heldts Anruf Gänsehaut
In der nächsten Sequenz ist dann schon Friedhelm Funkel zu sehen, wie er sich im Auto auf dem Weg zum Geißbockheim macht. Der erfahrene Trainer verriet: „Als der erste Anruf von Horst Heldt kam, da hatte ich schon ein Stück weit Gänsehaut. Als ich dann zum Geißbockheim gefahren bin und auf der A57 siehst du ab Ehrenfeld den Dom, das ist immer ein geiles Gefühl gewesen und ist es auch jetzt wieder.
Es war ein Gefühl der Wiederkehr.“ Er versuche, der Mannschaft durch Einzelgespräche wieder mehr Selbstvertrauen zu geben. Die Aufgabe, der Klassenerhalt, sei eine schwierige, aber die Mannschaft sei sowohl vom Fußballerischen als auch vom Charakter her eine gute.
„Ein geiler Klub"
Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie emotional Funkel in seinen Ansprachen vor den Spielen in der Kabine wird, wie er die Mannschaft heiß macht. Vor dem Derby in Leverkusen sprach der 67-Jähige davon, dass es überhaupt keinen Grund gebe, in dieser Saison vorzeitig aufzugeben. „Als wir gerade aus dem Hotel zum Bus gegangen sind, da habe ich gespürt, was für ein geiler Klub der FC ist. Als ich die Fans mit Fans mit den rot-weißen Luftballons gesehen und ihre FC-Gesänge gehört habe, da lief mir eine Gänsehaut am Rücken herunter. Das ist der FC und den vertreten wir. Und wenn auf den Transparenten stand: Niemals aufgeben, dann kann man das besser gar nicht sagen. Es besteht überhaupt kein Grund zur Aufgabe. Das ist der Tenor der Fans, und wir wollen die Herausforderung annehmen.“
Vor dem Heimspiel gegen Leipzig und dem Auswärtsspiel in Augsburg fand Funkel offenbar die richtigen Worte. Der FC bezwang erst den großen Favoriten mit 2:1 und holte danach beim 3:2-Sieg im Süden der Republik ganz wichtige Punkte. Funkels Credo: „Nie aufgeben, alles geben. Dann haben wir eine Chance. Mitfiebern, mitanfeuern und der Mannschaft jede Unterstützung geben, die sie braucht.“ Offenbar wirkt der Faktor Funkel. Der 1. FC Köln hat drei Spieltage vor Saisonende wieder eine realistische Chance auf den Klassenerhalt.