Die jungen Offensivspieler Faride Alidou und Damion Downs trafen beim Derby. Bei einem ist die Zukunft offen, beim anderen ist sie geklärt.
Faride Alidou und Damion DownsZwei Hoffnungsträger inmitten der Kölner Krise
Nach dem Spektakel im Borussia-Park fiel auch einem Protagonisten des Derbys die Einordnung schwer. Es überwiege der Ärger, dass man nicht gewonnen habe, anderseits nehme man jeden Punkt in der brenzligen Situation des abstiegsbedrohten 1. FC Köln gerne mit, konstatierte Faride Alidou nach dem 3:3 bei Borussia Mönchengladbach.
Der 22-Jährige, von Trainer Timo Schultz als Rechtsaußen aufgeboten, hatte mit zwei Toren ebenso entscheidenden Anteil an diesem Spektakel wie Gladbachs Einwechselspieler Robin Hack, der die Partie mit zwei Toren innerhalb von nur zwei Minuten kurzfristig für die Borussen gedreht hatte. Beim frühen 1:0 für die Gäste (7.) profitierte Alidou zwar auch von der Tatenlosigkeit von Gegenspieler Luca Netz und der Tapsigkeit von VfL-Torhüter Moritz Nicolas. Doch noch wichtiger war, dass er sich erst das Solo und dann aus fast unmöglichem Winkel den Abschluss zugetraut hatte. Und beim 2:1 für den FC bewies Alidou, dass er auch in der Luft eine Waffe sein kann. Er ließ den Arrivierten Nico Elvedi alt aussehen, schraubte sich hoch und köpfte zur zwischenzeitlichen Führung ein (64.).
FC-Doppeltorschütze Faride Alidou: „Ich spiele jetzt befreiter auf“
Alidou ist einer der Spieler, an dessen Entwicklung der neue Trainer Timo Schultz seinen Anteil hat. Zu nennen wären da auch noch der erst 19-jährige Max Finkgräfe, der sich in der Rückrunde hinten links festgespielt hat. Oder Sargis Adamyan. Der war eigentlich schon abgestempelt zum Flop schlechthin. Doch in Abwesenheit des zuletzt verletzten Davie Selke schwang er sich auf einmal im Sturmzentrum zu Leistungen auf, die tatsächlich etwas mit Bundesliga-Fußball gemein haben. Mit mehr Einsatzzeit und Selbstvertrauen geht dann doch gleich viel mehr. Das trifft auch auf Alidou zu.
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Es war bestimmt nicht seine Absicht, nach dem Abpfiff Schultz' Vorgänger Steffen Baumgart zu kritisieren. Doch dass er über die neue Veränderung auf der Trainerbank nicht wirklich unglücklich ist, daraus machte er dann doch kein Geheimnis. „Ich spiele jetzt befreiter auf. Der Trainer gibt mir ein gutes Gefühl, und das ist das Wichtigste für mich in meiner Situation“, sagte Alidou am Mikrofon von Sky. Heißt also auch: Unter Baumgart hatte Alidou eben nicht befreit aufgespielt und eben kein gutes Gefühl. Seit dem Spiel Ende Januar in Wolfsburg (1:1), in dem ihm sein erster von jetzt vier Treffern gelang, ist Alidou, in der Hinrunde noch glückloser Kurzarbeiter, zum Faktor im Kölner Spiel geworden. Und wenn er mal nicht dabei ist, so wie gegen Bremen (0:1), als er krank ausgefallen war, dann zeigt sich das auch.
Reflexartig werden Stimmen laut, dass der FC bei dem für eine Saison von Eintracht Frankfurt ausgeliehenen Offensivspieler nun auch die Kaufoption ziehen müsse. Von vier Millionen Euro ist die Rede. Die Kölner werden es sicherlich versuchen. Und nicht nur, weil sie mit einer Transfersperre bis Januar 2025 bestraft sind. Sondern, weil sie vom Spieler und seinem Potenzial überzeugt sind. Doch die Eintracht soll eine Rückkaufoption besitzen, die dem Vernehmen nach zwischen fünf und sechs Millionen Euro liegen soll. Gäbe es die nicht, hätte die SGE den Spieler wohl nicht erst ziehen lassen.
Downs lehnte Anfrage aus Eredivisie ab und will sich beim FC durchsetzen
Klar sind hingegen die Vertragsverhältnisse bei einem anderen, sogar noch drei Jahre jüngeren Offensivspieler. Damion Downs hatte erst im vergangenen Mai seinen Kontrakt um drei Jahre bis Juni 2026 verlängert. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es im Vertrag keine Ausstiegsklausel. In der vergangenen Winter-Transferperiode stand eine Ausleihe im Raum, für Downs gab es auch mehrere vielversprechende Anfragen, unter anderem aus der niederländischen Eredivisie. Doch der 19-Jährige wollte sich dann doch beim FC durchsetzen.
Dass das eine gute Entscheidung für ihn und auch den FC sein könnte, zeigte sich in Gladbach. Es hatte schon Klasse, wie er vier Minuten nach seiner Einwechslung nach dem klugen Zuspiel von Denis Huseinbasic im Strafraum erst den Ball kurz mit rechts annahm und ihn dann mit links flach und aus spitzem Winkel durch die Beine von Ko Itakura zum 3:3 ins Tor beförderte (79.). Das war eine fließende Bewegung im Stile eines Torjägers, bei der vielleicht manch anderer Kölner Stürmer eher auf dem Hosenboden gelandet wäre. „Keine Worte nötig, einfach nur eine himmlische Erfahrung mein erstes Tor in einem Derby zu erzielen“, schrieb der 19-Jährige später bei Instagram.
Mit seinen 1,92 Metern hat Downs Gardemaß für einen Mittelstürmer. In seinem vierten Kurzeinsatz bei den FC-Profis hatte Downs, der einen deutschen und einen US-Pass besitzt, sein erstes Tor erzielt und sein Potenzial angedeutet. Gerne mehr davon, möchte man meinen. Vor allem in Anbetracht der Alternativen im Kölner Sturm.