„In die Stadt eingetaucht“Gerhard Struber spricht vor FC-Premiere über besonderes Köln-Gefühl

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Der neue Kölner Trainer Gerhard Struber gibt den FC-Profis Anweisungen.

Mit Köpfchen: Der neue Kölner Trainer Gerhard Struber gibt den FC-Profis Anweisungen.

Der neue FC-Trainer Gerhard Struber über seine ersten Tage in Köln, ein „richtig gutes Gefühl“ und einen Sonderfall im Kader.

Pulsierendes Leben, das kennt Gerhard Struber aus eigener Erfahrung. Nicht so sehr aus seinem Geburtsort Kuchl (7475 Einwohner) im Bezirk Hallein im Salzburger Land und auch nicht so sehr aus dem Kosmos von Brause-Klub RB Salzburg, für den er viele Jahre tätig war. Aber der Fußballkonzern hatte den neuen Trainer des 1. FC Köln von Oktober 2020 bis Mai 2023 in die weite Welt entsandt, Struber war als Coach bei den New York Red Bulls tätig. Und es gibt nicht viele Orte auf diesem Planeten, in der ein intensiveres Leben möglich ist als in der Stadt, die bekanntlich niemals schläft.

Köln ist auf seine ganz eigene Art ebenfalls eine sehr lebendige Stadt. Das wusste Struber schon vor seiner Unterschrift beim Bundesliga-Absteiger, in seinen ersten Tagen vor Ort konnte er sich dann auch selbst noch einmal davon überzeugen. Erst recht zu Zeiten einer Europameisterschaft.

Wir haben schon ein richtig gutes Gefühl, hier zu sein und sind schon ein Stück weit in die Stadt eingetaucht.
FC-Trainer Gerhard Struber

Man merke richtig, dass die EM hier in Deutschland stattfindet und auch schon einige Spiele in Köln ausgetragen wurden, sagt Struber und zeigt sich angetan: „Es herrscht richtige Fußball-Atmosphäre, gefühlt in jedem Restaurant gibt es die Möglichkeit, die Spiele live zu verfolgen. Das ist einfach Fußball pur hier und macht richtig Spaß – auch meinem Trainerteam geht es so. Wir haben schon ein richtig gutes Gefühl, hier zu sein und sind schon ein Stück weit in die Stadt eingetaucht.“ Er selbst sei ohnehin ein offener Mensch. Der sich offenbar in der liberalen und fußballbegeisterten City wohlfühlt: „Ich genieße das ein Stück weit. Wie wir alle wissen, haben wir nur ein Leben, das wir alle sehr intensiv genießen und im Job sehr intensiv leben sollten. Ich finde, da bietet Köln einen richtig coolen Rahmen.“

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1. FC Köln: Gerhard Struber ist angetan von der Atmosphäre

Doch es ist freilich der Job beim FC, die für ihn reizvolle, spannende und keineswegs leichte Aufgabe beim erneut abgestiegenen Traditionsverein, die den 47-Jährigen nach Köln geführt hat. Daran ließ der Österreicher in den intensiven ersten fünf Tagen am Geißbockheim auch nicht den geringsten Zweifel. Auf den Mecklenburger Steffen Baumgart und den Ostfriesen Timo Schultz folgt nun eben ein Salzburger an der Seitenlinie. Und das ist nicht zu überhören: „Gemma“, „Pack mas zsamm“, hallt es vom Trainingsplatz. Der neue Übungsleiter nimmt seine Spieler dabei durchaus hart ran, ließ sie bei hochsommerlichen Temperaturen auch schon leiden. Zur Wahrheit gehört indes auch: So viel unterscheidet ihn das nun auch nicht von seinen zahlreichen Vorgängern in Köln, vielleicht etwas von seinem Landsmann Peter Stöger, dem lange Zeit beim FC so erfolgreichen Wiener, der es auch mal langsamer angehen ließ.

Struber zeigte sich nach den ersten Tagen mit dem Willen seiner Spieler zufrieden, die dafür aber bekanntlich auch gut entlohnt werden: „Die Jungs sind sehr motiviert, engagiert und aufmerksam. Wir sind schon einige Themen angegangen, das war gepaart mit viel Intensität und Umfang im Training. Alle ziehen voll mit. Es macht richtig Spaß, gemeinsam mit den Jungs auf dem Platz zu sein.“

Und auch neben dem Platz sei eben alles sehr lebendig, hat der Coach erkannt. Schließlich sind etliche Fans neugierig auf den neuen Übungsleiter. Noch mehr werden es sein, wenn Struber am Samstag seine Trainer-Premiere gibt: Gegner um 14 Uhr im Südstadion ist Kreisligist Rheingold Poll – einfacher wird's wohl nimmer. Ein Test, die Rechtsrheinischen werden es gestatten, mit Null-Aussagekraft, interessanter dürfte schon die Art des Coachings von Struber sein. Und natürlich auch, wie die Kölner Mannschaft nach einer lausigen Saison von den Fans empfangen wird.

Torhüter Jonas Urbig fehlt aus privaten Gründen – Selke verlässt FC

Geerbt hat Struber aber auch alte Probleme. Die vom Verein selbst eingebrockte Transfersperre mal ausgeklammert, werden dem Trainer noch einige Spieler fehlen. Luca Kilian und Marvin Obuz arbeiten sich nach ihren schweren Verletzungen weiter erst heran, Leart Pacarada ist erkrankt. Und der zurückgekehrte junge Torwart Jonas Urbig, die neue Nummer eins, wird nach drei verpassten Trainingstagen auch am Samstag aus „privaten Gründen“ fehlen, wie es von Vereinsseite hieß. Auf Mittelstürmer Davie Selke wird der neue Coach ganz verzichten müssen. Der 29-Jährige wird nach verpasster Einigung den Klub verlassen, nur die offizielle Verkündung steht noch aus. Erfreulich: Strubers Landsmann Florian Kainz rockt mit Team Austria die EM – auch wenn der FC-Kapitän bisher noch nicht zum Einsatz kam.

Mark Uth soll mit „speziellem Programm“ herangeführt werden

Und dann ist da noch Mark Uth, der in vergangenen Jahren so verletzungsgebeutelte Offensivspieler. Kategorie: Sonderfall. Der 32-Jährige muss mal wieder kürzertreten. Struber bezeichnete Uths Karriere zuletzt als „Rollercoaster“, als eine Achterbahn-Fahrt, mit „vielen Aufs und Abs.“ Strubers Plan mit dem Porzer: „Wir wollen ihn sehr individuell heranführen – auch mit einem speziellen Programm.“ Irgendwie hatte man das in Köln schon mal so oder ähnlich gehört. Doch Struber gab sich ganz zuversichtlich: „Mark wird in absehbarer Zeit wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Ich sehe es grundsätzlich positiv, dass er auf dem Weg zurück ist. Auch bei der Zeitspanne, dass Mark mit uns wieder auf dem Platz steht, da fahren wir auf Sicht.“

Für die kommende Trainingswoche ist Uth noch kein Kandidat. Das Wetter soll kühler werden, womöglich scheucht Struber seine Spieler wieder durch den Grüngürtel. Sein Vorgänger Baumgart hatte wiederholt einen Heidenspaß daran, die FC-Profis bei strapaziösen Laufeinheiten zur Musik von Helene Fischer atemlos durch den Grüngürtel zu jagen, Nachfolger Schultz verzichtete dagegen auf „An der Nordseeküste“. Vielleicht wäre für Struber ja der Schmäh von Rainhard Fendrich genau das Richtige: „Es lebe der Sport! Er ist g'sund und macht uns hort. Er gibt uns Kraft, er gibt uns Schwung.“ Kraft und Schwung – in der kommenden herausfordernden Zweitliga-Saison wird der FC genau das ganz sicher benötigen.

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