Besonders in der zweiten Hälfte gab der 1. FC Köln in Augsburg das Spiel aus der Hand, vom geplanten Offensivfußball war nichts mehr zu sehen.
Täglich grüßt das Eichhörnchen1. FC Köln kann nicht mehr gewinnen – Erstes Endspiel gegen Bochum
Der 1. FC Köln geht in die Schlussphase dieser Saison, als gelte es, ein Fußballspiel in den letzten Minuten zu drehen. Jedenfalls sah die Aufstellung in Augsburg aus, als sei Timo Schultz nun entschlossen, alles nach vorn zu werfen – allerdings von der ersten Minute an: Zwei offensiv ausgerichtete Spieler im defensiven Mittelfeld, ein gelernter Stürmer als Rechtsverteidiger, dazu eine Doppelspitze. Grundsätzlich würde man die Kölner in dieser Formation erst erwarten, wenn sie jenseits der 75. Minute 0:2 zurücklägen, zumal auswärts beim Tabellen-Siebten.
Doch Schultz will seinen jüngsten Ankündigungen Taten folgen lassen, Unentschieden sollen kein akzeptabler Ausgang mehr sein für seine Mannschaft. „Wir müssen unser Mindset anpassen und auf Dreier gehen, deswegen haben wir die Mannschaft auch immer weiter angetrieben“, beschrieb der Trainer nach dem 1:1 bei den Augsburgern, die zuvor vier Spiele in Serie gewonnen hatten und viel dafür taten, mit dem fünften Erfolg nacheinander einen Vereinsrekord aufzustellen.
Die Kölner Formation hatte jedoch problematische Folgen gehabt. Die arg luftige Formation wäre beinahe bestraft worden, doch zweimal parierte Marvin Schwäbe in höchster Not, dann rettete Jan Thielmann für seinen geschlagenen Keeper auf der Torlinie. Sein Ansatz sei „ein paarmal in die Hose gegangen, dann wurde es hinten wieder gefährlich“, beschrieb Schultz, beteuerte aber: „Wir sind voll auf drei Punkte gegangen.“
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1. FC Köln zeigt in Augsburg wenig Struktur beim Spiel mit dem Ball
Das Kölner Spiel geriet jedoch trotz der offensiven Personalauswahl wenig strukturiert. Tatsächlich nannte auch Schultz hinterher vor allem die Konter, die Augsburg zwar zugelassen, Köln aber nicht gut zu Ende gespielt hatte. Thielmann fasste zusammen, was die Kölner sich ausgedacht und zuletzt geübt hatten: „Umschalten nach Ecken, eigene Standards“, nannte der 21-Jährige. Besonders in der zweiten Halbzeit hatten die Augsburger enorm viel Ballbesitz in der Kölner Hälfte und gaben 16 ihrer 25 Schüsse ab. Der FC kam im zweiten Durchgang nur auf sechs – bei kläglichen 34 Prozent Ballbesitz. Viel Präsenz am Ball gab es also nicht zu verzeichnen auf Kölner Seite, „wir haben uns zu sehr reindrängen lassen, das darf nicht sein“, sagte Offensivmann Sargis Adamyan.
Augsburgs Trainer Jess Thorup hatte beim Blick auf den Aufstellungsbogen vor der Partie den offensiven Ansatz der Kölner angesprochen, doch gerade nach dem Seitenwechsel war Augsburg nicht nur gefährlicher gewesen. Sondern auch vollends dominant aufgetreten, während auf Kölner Seite Pass- und Ballbesitzquote zusammenbrachen.
Der Versuch, das Schicksal zu drehen, indem man wie in der Schlussphase eines Spiels alles nach vorn wirft und den Sieg zu erzwingen versucht, führte in Augsburg nicht nur nicht zum ersten Sieg nach sechs erfolglosen Versuchen. Gerade die Maßnahme, Denis Huseinbasic und Dejan Ljubicic vor der Abwehr spielen zu lassen, dürfte nur bedingt ein Modell für den Rest der Saison sein.
Doppelspitze aus Adamyan und Davie Selke funktionierte in der 33. Minute
Immerhin funktionierte die Doppelspitze aus Adamyan und Davie Selke, vor allem in der einen Szene in der 33. Minute, als Florian Kainz mit einem herausragenden Direktpass Adamyan steil schickte und der den Ball hielt, bis Selke in Position war, um leicht einschieben zu können. Dennoch war Adamyan anschließend trotz weiter ansteigender Form nicht euphorisch. „Wir wissen nicht, was wir davon halten sollen. Ein Punkt ist ein bisschen wenig“, befand der Armenier und schob pragmatisch hinterher: „Nach dem Spielverlauf nehmen wir einen Punkt gern mit und haben jetzt immerhin einen mehr.“
Zuletzt war im Zusammenhang mit dem FC oft von Eichhörnchen die Rede, die sich ähnlich bescheiden ernähren wie die Kölner im Abstiegskampf punkten. Doch die Portionen beim FC fallen seit Wochen derart klein aus, dass selbst das genügsamste Eichhörnchen längst in Existenznot wäre.
„Wir wollten eigentlich nicht mehr unentschieden spielen“, wiederholte Schultz nach der Partie. „Ein Dreier wäre drin gewesen, dann hätten wir später darüber diskutieren können, ob das glücklich oder verdient gewesen wäre. Es wäre mir egal gewesen. Wir haben mit der Aufstellung klar gezeigt, dass wir gewinnen wollten. Wir können die Tabelle lesen. Es sind noch sieben extrem wichtige Spiele für uns.“
Gegen Bochum haben die Kölner nun ihr erstes Endspiel
Am Samstag steht ein erstes Endspiel für die Kölner an, daheim gegen den Tabellen-15. VfL Bochum (15.30 Uhr) braucht der FC auf dem vorletzten Platz einen Sieg, während gleichzeitig der Sechzehnte Mainz Schlusslicht Darmstadt empfängt. „Wir wollten eigentlich nicht mehr unentschieden spielen, nehmen den Punkt aber gern mit“, gab Schultz in Augsburg zu Protokoll. Auf das „Eigentlich“ muss nun die nächste Stufe folgen – das Tatsächlich.
Die Bochumer trudeln derzeit ebenfalls dem Untergang entgegen, mit Werder Bremen stellen sie derzeit das formschwächste Team der Liga. Nach dem Sieg gegen den FC Bayern am 22. Spieltag verloren sie die folgenden vier Partien, ehe sie am Ostersonntag gegen Darmstadt zwar hoch überlegen auftraten, dann aber beim 2:2 in der letzten halben Stunde noch eine 2:0-Führung hergaben.
Jan Thielmann und Davie Selke weiterhin im FC-Team gesetzt
An Thielmanns Positionierung dürfte Schultz festhalten. „Er war defensiv sehr stabil, wir wurden gerade am Flügel extrem gefordert, da hat er viele Zweikämpfe gewonnen“, sagte der Kölner Trainer. „Nach vorn haben wir alle deutlich Steigerungspotenzial. Wenn er noch besser in die Abläufe kommt, kann er noch einen riesigen Impuls für die Mannschaft geben.“
Und auch Davie Selke erhielt eine Einsatzgarantie – und womöglich mehr Spielzeit, als er sich nach langer Verletzung wünscht, kündigt Schultz an. „Er ist mit seiner Präsenz ein Spieler, den wir schwer ersetzen können. Er wollte viel früher runter, ich hätte ihn am liebsten durchspielen lassen. Wenn er fit ist, spielt er.“