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Nach dem 1:1 in AugsburgDer 1. FC Köln hofft weiter auf die Punktlandung

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Florian Kainz (r.) und Davie Selke (l.) bedanken sich in Augsburg bei den mitgereisten FC-Fans.

Schwierige Einordnung, Dank an die Fans: FC-Kapitän Florian Kainz (r.) und Torschütze Davie Selke nach dem 1:1 in Augsburg

Das Schultz-Team kann auch beim 1:1 in Augsburg nicht überzeugen, glaubt aber weiter fest an sich. Und ein paar Hoffnungsträger gibt es ja.

Tiefgehend und analytisch war es nicht unbedingt, was Stürmer Sargis Adamyan nach dem Abpfiff zum 1:1 seines 1. FC Köln beim FC Augsburg vor der TV-Kamera kundtat. Aber es war ehrlich, und selten hatte ein Spieler alles im wahrsten Sinne des Wortes so auf den Punkt gebracht. „Wir wissen nicht, was wir von dem Punkt halten sollen. Ein Punkt ist ein bisschen wenig, nach dem Spielverlauf nehmen wir den aber mit. Wir haben einen Punkt mehr.“

Nicht nur Adamyan, sondern fast alle Kölner taten sich schwer mit der Einordnung der Punkteteilung. Im Endspurt des Bundesliga-Abstiegskampfs, beim FC als „Crunchtime“ tituliert, ist der eine Zähler zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. 19 Punkte nach 27 Spieltagen sprechen auch nicht nur punktuell für eine schwache Saison, sondern eher universell.

Aber der Tabellenvorletzte hofft im Abstiegskampf eben noch auf die Punktlandung. Und in diesem ist mit einer rein negativen Einstellung auch keinem geholfen, das dachte sich wohl jedenfalls Kölns Trainer Timo Schultz. Und hob lieber die aus seiner Sicht positiven Aspekte des Auftritts hervor. Seine Mannschaft habe „vielversprechende Ansätze in der Offensive“ gezeigt und mit „offenem Visier“ gespielt. Ein Dreier sei „drin“ gewesen. „Eigentlich wollten wir nicht mehr unentschieden spielen, aber ich nehme den Punkt dann doch gerne mit nach Köln. Wir blicken optimistisch auf das nächste Spiel gegen Bochum.“ Schultz geht öffentlich mit erstaunlicher Zuversicht voran, aber andernfalls wäre er wohl in Köln auch fehl am Platz. Intern wird der Coach mit den Spielern sicherlich anders reden.

Denn Schultz dürfte nicht davon begeistert gewesen sein, wie einfach die Augsburger in der 18. Minute durch Arne Meier nach einem langen Einwurf von Kevin Mbabu in Führung gegangen waren. Ihm wird es sicherlich nicht gefallen haben, dass die Gastgeber erstaunliche 25 Torschüsse und gleich mehrere gute Chancen hatten; ein starker Torhüter Marvin Schwäbe rettete seine Mannschaft gleich mehrfach.

1. FC Köln: Einige Schwachstellen, aber auch ein paar Hoffnungsträger

Die Gastgeber hatten vor allem die linke Abwehrseite mit Leart Pacarada als Schwachstelle ausgemacht. Über den starken Rechtsverteidiger Kevin Mbabu initiierten sie immer wieder ihre Angriffe. Wie beim 1:5 gegen Leipzig gab Pacarada eine unglückliche Figur ab. Schultz sah sich zum zweiten Durchgang zum Handeln gezwungen, brachte Max Finkgräfe, der in den zurückliegenden Tagen an Rückenproblemen laboriert hatte und deshalb noch kein Kandidat für die Startelf war. Der 20-Jährige sorgte immerhin für etwas mehr Stabilität. „Wir hatten gegen Mbabu unsere Zuteilungsprobleme, weshalb wir immer weiter hinten reingedrückt wurden. Das müssen wir analysieren. Das darf so nicht wieder vorkommen“, forderte Schultz. Auch mit der Leistung von Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic im Zentrum dürfte der Coach nicht ernsthaft zufrieden gewesen sein.

Doch es gab auch Lichtblicke, die für die entscheidenden sieben Saisonspiele Hoffnung machen. Davie Selke gab nicht nur nach über zweieinhalb Monaten sein Startelf-Comeback, sondern traf prompt. Einen sehenswerten Spielzug über Florian Kainz und Adamyan schloss er freistehend mit seinem sechsten Saisontor ab (33.). Im Strafraum hat der Stürmer unbestritten Qualitäten. Es war das erst zehnte Kölner Tor in dieser Saison, das aus dem Spiel heraus fiel. Der FC hatte auf den Schreck in Form des frühen Rückstands also recht schnell eine Antwort parat.

Schultz präsentierte zudem eine Lösung für eine weitere Problemzone im Kölner Spiel, die auch auf Sicht Abhilfe schaffen könnte. Der Coach hatte Jan Thielmann vom offensiven Flügelspieler zum rechten Außenverteidiger umfunktioniert, als Schienenspieler könnte der U21-Nationalspieler für den FC derzeit in der Tat mehr Wert haben. „Wenn er dort eine gewisse Routine entwickelt, kann er da ein Riesen-Impuls für die Mannschaft sein“, befand der Trainer. Der 21-Jährige habe viele Zweikämpfe gewonnen und in höchster Not Situationen gelöscht. Damit dürfte er vor allem Thielmanns spektakuläre Rettungsaktion in der 70. Minute im Sinn gehabt habe, der einen Schuss von Beljo mit dem langen Bein soeben noch von der Torlinie weggegrätscht hatte. Zudem gab Luca Waldschmidt nach fast drei Monaten Verletzungspause sein Comeback, nach seiner Einwechslung in der 82. Minute besaß der Offensivspieler noch eine gute Schusschance, die er aber nicht nutzen konnte. Doch mit dem leichtfüßigen 27-Jährigen hat Schultz zumindest in der Saisonendphase wieder eine Offensiv-Option mehr.

Selke und Waldschmidt könnten vor allem in den kommenden Heimspielen gegen die Keller-Konkurrenten Bochum (Samstag, 15.30 Uhr) und Darmstadt wichtig werden. Nach diesen Partien darf beim FC nicht mehr die Ratlosigkeit regieren. Punkteteilungen wären für die Rettung zu wenig, zwei Siege sind unverhandelbar.