Köln – Achim Beierlorzer wähnte höhere Mächte am Werk, allerdings wollte sich der Trainer nicht festlegen, wer nun die Verantwortung trug für das Debakel. Eines war ihm allerdings klar: „Wer sich dieses Drehbuch ausgedacht hat, der ist kein Fan des 1. FC Köln“, konstatierte der Trainer nach dem 0:4 (0:1) seiner Mannschaft daheim gegen Hertha BSC.
Tatsächlich war Köln bereits in den ersten 45 Minuten alles Leid dieser Liga widerfahren. In der zweiten Minute tat Dominick Drexler einen falschen Schritt, griff sich an die Leiste und sank auf den Rasen. Der Kölner Offensivspieler humpelte vom Feld, der FC verlor damit einen zentralen Faktor seines Offensivspiels. Für Drexler kam Kingsley Schindler, der zwar viel Kraft ins Spiel bringt, aber deutlich weniger Strategie.
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Für die Missgeschicke der folgenden rund 90 Spielminuten waren die Kölner dann allein verantwortlich. In der 22. Minute klärte Jonas Hector einen Berliner Angriff zum Einwurf, woraufhin die Kölner Abwehr in einen rätselhaften Schlaf fiel. Vladimir Darida kam an den Ball, wurde 18 Meter vor dem Kölner Tor nicht angegriffen und passte auf Javairo Dilrosun, dem die Kölner Defensive genug Platz ließ, um einen Kunstschuss abzugeben. Köln lag 0:1 zurück und hatte bereits einmal verletzungsbedingt gewechselt. Das war ein bitterer Beginn. Dann wurde es schlimm.
Brutales Foul von Jorge Meré
In der 35. Minute lief Dilrosun Benno Schmitz davon und traf die Latte. Die Nervosität auf Kölner Seite stieg, das Stadion raunte, während die Gäste, die nach vier Punkten aus fünf Spielen eher als Nervenbündel denn als Spitzenmannschaft angereist waren, immer sicherer wurden. In der 40. Minute initiierte Vladimir Darida einen Angriff über die linke Kölner Abwehrseite, Jorge Meré ging mit vollem Risiko in den Zweikampf und traf den Tschechen mit den Stollen voraus am Unterschenkel. Darida schlug einen Salto, bei der Landung war sein Stutzen bis zu den Knöcheln heruntergezogen – offenbar hatte ihn nur eine höhere Macht vor einem Beinbruch bewahrt.
Der Video-Assistent meldete sich bei Sören Storks, der es bei einer Gelben Karte belassen hatte. Doch bei seiner Rückkehr vom Bildschirm hatte der Schiedsrichter seine Meinung geändert und zeigte Rot.
Dass die Kölner zuvor zwei hervorragende Torchancen gehabt hatten, die Jhon Córdoba kläglich vergeben hatte; dass der Schiedsrichter weder Marko Grujic für sein Foul an Jonas Hector noch Boyatas Einsteigen gegen Córdoba mit Gelb bewertet hatte und sich Stürmer Davie Selke vom Anpfiff an vollständig danebenbenahm, ohne dafür auch nur ermahnt zu werden, war da nur noch eine Randnotiz.
1. FC Köln verdirbt sich das Torverhältnis
In Unterzahl suchten die Kölner einen Weg zurück ins Spiel, und in der Zweiten Hälfte hatten sie sogar mehr Ballbesitz als der Gegner und die besseren Zweikampfwerte. Doch das alles half nichts, weil Hertha BSC Vedad Ibisevic einwechselte. In der 58. Minute kam der Bosnier ins Spiel, eine Minute später traf er zum 2:0, weil Sebastiaan Bornauw ebenso falsch stand wie vier Minuten später, als Ibisevic auf 3:0 erhöhte. Es waren die ersten Treffer des 35-Jährigen in dieser Saison.
Die Partie drehte endgültig ins Debakel, als Verteidiger Dedryck Boyata Jonas Hector leicht übersprang und dem Kölner Kapitän so zur dritten Gegentorbeteiligung verhalf. 0:4 – der FC hatte sich nun auch endgültig das Torverhältnis verdorben.
Armin Veh ruft Abstiegskampf aus
Für Armin Veh war anschließend klar, dass die Kölner sich vorerst mit dem Gedanken abfinden müssen, im Tabellenkeller ihrer Arbeit nachzugehen. „Es ist unheimlich viel schiefgelaufen. Wir hätten mit einem Sieg Ruhe reinbekommen können.“ Stattdessen rief der Geschäftsführer den Abstiegskampf aus: „Wir haben den sechsten Spieltag, wir kämpfen jetzt darum, die Klasse zu halten. Aber das macht uns nicht nervös.“
Achim Beierlorzer beließ es nicht dabei, sich beim Schicksal zu beschweren. Die einfachen Gegentore werden im Zentrum der Aufarbeitung dieses Spiels stehen. „Heute haben wir so verteidigt, wie es der Liga nicht würdig ist“, sagte der Trainer: „Das reicht definitiv nicht.“ Er werde auf den Rückschlag reagieren, indem er nicht die Nerven verliert und weiter intensiv arbeitet. „Ein Mentalitätsproblem habe ich nicht gesehen“, fügte er an.
Veh wollte den Trainer nicht in Frage stellen. „Das ist nicht das Thema. Ich werde handeln, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin aber weit weg davon, etwas zu tun.“