Köln – Seit Montagabend stehen die Fans des 1. FC Köln in der Hans Schäfer Südkurve; zwei Stunden vor der Partie gegen den 1. FC Union Berlin wurde die Südtribüne des Stadions in Gedenken an Kölns im November 2017 verstorbenen größten Spieler aller vergangener und noch kommender Zeiten feierlich umbenannt.
Vor der Partie beschwor FC-Vizepräsident und -Torhüterlegende den „Geist von Hans Schäfer“, und schon in ihrer ersten Halbzeit erlebte die Hans Schäfer Südkurve einen ersten Moment der Freude: Christian Clemens erzielte in der 41. Minute das 1:0 für den FC, ein feines Stürmertor aus vollem Lauf – wenn auch mit dem rechten Fuß, Schäfer hätte wohl den linken genommen.
Hector startet im Mittelfeld
Doch es blieb kein Freudentag in Müngersdorf. Weil Andersson noch der Ausgleich gelang, stand zum Heimauftakt ein 1:1-Remis.
Markus Anfang hatte seine Startelf nach dem leicht wackligen 2:0-Auftaktsieg in Bochum auf mehreren Positionen umgestellt. Wie bereits in der letzten halben Stunde im Ruhrstadion spielte Jonas Hector im defensiven Mittelfeld, wo er Salih Özcan ersetzte. Hectors Platz auf der linken Seite der Abwehrkette übernahm Jannes Horn. Für Serhou Guirassy kam Niklas Hauptmann in die offensive Viererreihe. In der Innenverteidigung ersetzte Lasse Sobiech den gesperrten Jorge Meré.
Modeste beim FC kein Thema
Die Kölner hatten wie in Bochum zunächst Schwierigkeiten, das Spiel zu kontrollieren. Erst nach 20 Minuten gab Marcel Risse einen ersten Schuss auf das Berliner Tor ab. Kurz darauf versuchte sich der auffällige Louis Schaub zweimal, dann schoss Dominick Drexler von rechts. Köln hatte mehr Szenen in der Offensive, wurde jedoch in Tornähe kaum gefährlich. Zu den Schwierigkeiten im Angriff passte das Gerücht des Tages, nach dem die Kölner ein Angebot für Anthony Modeste (30) abgegeben haben. Im Juli 2017 hatte der FC den Franzosen für mehr als 30 Millionen Euro zu Tianjin Quanjian nach China transferiert.
Nun heißt es, Tianjin könne Modeste das Gehalt nicht mehr zahlen. Der Angreifer hält sich damit offenbar für vertraglich nicht mehr gebunden. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ dazu allerdings: „Wir haben kein Angebot für Anthony Modeste unterbreitet.“ In der 41. Minute war es mit den Offensivsorgen ohnehin vorerst vorbei: Christian Clemens zischte in Prömels missglückte Ballannahme, spielte einen Unioner aus, wurde von keinem weiteren gestoppt – und schoss aus dem Lauf mit dem rechten Spann ab. Der Ball touchierte zwar den Innenpfosten, nicht ganz unhaltbar, dennoch war es ein schöner Treffer. Die Kurve bebte.
Horn rettet gegen Reichel
Die Kölner verlebten eine entspannte Halbzeitpause. Viel konnte ihnen nach den Eindrücken der ersten Halbzeit nicht passieren, und wenn aus den Ansätzen noch ein paar konsequent zu Ende gespielte Aktionen würden, stand ihnen ein unterhaltsamer Restabend bevor. Dann trat Reichel aus 20 Metern zum Freistoß an, und Timo Horn lenkte den Ball mit einer artistischen Einlage an die Latte. In der Folgeaktion zog Schaub einen Freistoß vor das Berliner Tor, Jonas Hectors Kopfball klatschte auf den Querbalken.
In der 69. Minute legte Gogia die Kölner Anfälligkeit auf den Flügeln bloß, marschierte fast bis zur Grundlinie – und legte Andersson den Ausgleich auf. Der Kölner Fußballparty war der Stecker gezogen. Markus Anfang wechselte noch zwei frische Offensivspieler ein, aber der Siegtreffer wollte nicht mehr fallen. Torschütze Christian Clemens war bedient. „Wir haben alles im Griff gehabt und hätten nach der Führung nachlegen können. Dann werden wir ausgekontert, und was danach passiert ist, kann ich mir nicht erklären. Aber die Welt ist noch nicht untergegangen.“