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Es geht um eine Vereinslegende und ein UrteilMitgliederrat des 1. FC Köln befasst sich mit brisanten Themen

Lesezeit 4 Minuten
Gremiumsmitglied Harald Konopka (r.) spricht mit Vorstands-Berater Erich Rutemöller und Trainer Timo Schultz am Rande einer Trainingseinheit des 1. FC Köln.

Gremiumsmitglied Harald Konopka (r.) mit Vorstands-Berater Erich Rutemöller und Trainer Timo Schultz am Rande einer FC-Trainingseinheit

Bei der Sitzung des Gremiums war auch der komplette FC-Vorstand anwesend. Ergebnisse eines Gutachtens wurden präsentiert.

Die Sitzung des Mitgliederrats des 1. FC Köln am Montagabend war zwar turnusmäßig anberaumt, aber sie war keine gewöhnliche. Das zeigte sich allein daran, dass der komplette Vorstand mit Präsident Werner Wolf und seinen Stellvertretern Eckhard Sauren und Carsten Wettich am Geißbockheim vor Ort dabei war.

Doch in Zeiten, in denen der Bundesliga-Mannschaft nach einer äußerst turbulenten Saison mit einer verheerenden Transfersperre, einem Trainerwechsel und etlichen Störgeräuschen der Bundesliga-Abstieg droht, gab und gibt es reichlich Gesprächsbedarf. Und immer mehr Kritik an den Verantwortlichen. Die 15 Mitglieder des Quasi-Aufsichtsrats, die dem aktuellen Vorstand 2019 ins Amt verholfen hatten, verlangen nach Antworten.

Es waren vor allem zwei brisante Themen, die am Montagabend im Vordergrund standen: Es ging um die Kölner Vereinslegende Harald Konopka und dessen Wirken im Mitgliederrat und um die Aufarbeitung des Cas-Urteils.

Vorwurf an FC-Legende: Konopka soll Interna durchgestochen haben

Der heftige Vorwurf an den Doublesieger von 1978, der im Mitgliederrat zuletzt als Kritiker der Vereinsführung aufgefallen war: Er soll mehrfach Interna aus der vertraulichen Gremiumsarbeit durchgestochen haben. Konopka, der 456 FC-Pflichtspiele bestritt, hatte 2021 erstmals für den Mitgliederrat kandidiert. Und war auf der Versammlung mit 81,95 Prozent, dem mit Abstand besten Ergebnis aller Kandidaten, ins Gremium gewählt worden.

Doch am Montag drohte dem 71-Jährigen Ungemach. Und dies in Abwesenheit. Die Satzung des Klubs lässt es aber nicht zu, dass ein gewähltes Gremiumsmitglied durch die anderen Ratsherren einfach abberufen werden kann. Doch man hätte Konopka das Misstrauen aussprechen und ihn kaltstellen können. Es wurde, so hieß es, emotional diskutiert. Am Ende entschied man sich, die Personalie zu vertagen und Konopka „noch eine Chance“ zu geben. Für eine Stellungnahme war dieser nicht zu erreichen.

Fifa-Urteil: Renommierte Kanzlei präsentiert Ergebnisse des Gutachtens

Zweites großes Thema: das Fifa-Urteil samt Transfersperre, das der Sportgerichtshof Cas bestätigte. Der Vorstand hatte mehrfach angekündigt, die Affäre um die Verpflichtung des slowenischen Stürmers Jaka Cuber Potocnik, die zu einer Transfersperre für den FC geführt hatte, aufzuarbeiten. Erstes Ergebnis dieses Prozesses war, sich von Jörg Jakobs zu trennen, der zuvor zwölf Jahre lang in unterschiedlichen Positionen beim FC gewirkt hatte. Jakobs Rolle in der Causa Potocnik lasse „eine weitere Zusammenarbeit als sportlicher Berater des Vorstands aus unserer Sicht nicht zu“, teilte der Vorstand in einem dürren Statement am 21. Februar mit und kündigte an, die Ergebnisse „in wenigen Wochen“ vorzustellen.

Diese „Aufarbeitung“ scheint nun abgeschlossen, Wolf und Co. präsentierten dem Mitgliederrat Ergebnisse. Per Videokonferenz zugeschaltet wurde nach Informationen dieser Zeitung der renommierte Rechtsanwalt Georg Seyfahrt von der Kanzlei Hengeler Mueller. Denn der FC hatte die Klärung in die Hände der erfahrenen Juristen aus Düsseldorf gelegt, die sich mit Haftungsfragen befassen und ein Gutachten erstellen sollten. Vizepräsident Wettich war früher selbst fünf Jahre für die Kanzlei tätig.

Die Juristen hatten in den vergangenen Wochen auch Abläufe analysiert, die möglicherweise noch nicht Gegenstand des Gerichtsverfahrens waren, und beurteilt, ob sich Beteiligte haftbar gemacht haben. Dafür wurde noch einmal mit allen Beteiligten des Potocnik-Transfers gesprochen, also nicht nur mit Jakobs, der sich als Bauernopfer in der Angelegenheit sieht, sondern unter anderem auch mit den Geschäftsführern Philipp Türoff und Alexander Wehrle, der seit März 2022 Vorstandschef des VfB Stuttgart ist. Unterschrieben hatten den Spielervertrag seinerzeit Türoff und FC-Justiziar Oliver Zierold.

Das Gutachten, das offenbar keine grundlegend neuen Erkenntnisse gebracht hat, soll demnächst auch allen Mitgliedern präsentiert werden. Möglicherweise aber erst am 12. Juni, wenn der Klub erneut zu einem großen Mitgliederstammtisch einlädt.

Vor dem Hintergrund der Aufarbeitung der Transfersperre macht etwas stutzig, dass es zuletzt ruhig um die Personalie Türoff geworden war. Der Finanz-Geschäftsführer, dessen Vertrag am 31. Dezember 2024 endet, hatte Ende Februar gegenüber dieser Zeitung davon gesprochen, dass er in „sehr guten“ Vertragsgesprächen mit dem Vorstand und die Verlängerung bis 2026 eher eine Formsache sei. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist der Vertrag von Türoff allerdings noch nicht verlängert worden – auch nicht klammheimlich. Der Vorstand hatte aber zuletzt bekräftigt, mit allen drei Geschäftsführern weiterarbeiten zu wollen.

Prestin-Kampagne kein Thema bei Gremiumssitzung mit Vorstand

Kein großes Thema waren indes die verblüffenden Interviews von Präsident Werner Wolf in der vergangenen Woche, die hohe Wellen geschlagen hatten. Der Mitgliederrat soll sich übergangen gefühlt haben, doch vor der Sitzung hat es offenbar diesbezüglich einen Austausch zwischen Gremium und Vorstand gegeben. Gar nicht erwähnt wurde am Montag die Kampagne von Vorstandskritiker Dieter Prestin, der ein Team um sich geschart hat und im Verein den Umsturz plant. Allem Anschein nach nehmen Wolf und Co. die Bemühungen des Oppositionellen, der sich am Montag eine PR-Panne geleistet und eine falsche Pressemitteilung verschickt hatte, nicht wirklich ernst.