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Mögliche Podolski-RückkehrFC-Präsident Wolf spricht über die nächsten Schritte des Klubs

Lesezeit 6 Minuten
1. FC Köln vs. SSV Ulm, 8. Spieltag, 05.10.2024, 13.00 Uhr, Werner Wolf ehrt das Mitglied Nummer 140.000  (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

FC-Präsident Werner Wolf zeigt sich vom emotionalen Abend in Müngersdorf angetan.

Nach dem großen Abend in Müngersdorf bleibt die Frage nach Lukas Podolskis Zukunft beim 1. FC Köln – Spieler und Klub wollen sich mit der Entscheidung Zeit lassen.

Es war ein sagenhaft emotionaler Abend in Müngersdorf, der in Erinnerung bleiben wird. Lukas Podolski verabschiedete sich am Donnerstag mit großen Gefühlen und einprägsamen Szenen vom 1. FC Köln. Jedenfalls als aktiver Spieler, denn der Weltmeister hatte im Rhein-Energie-Stadion vor 50.000 Fans letztmals das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust getragen. Festgehalten alles in wuchtigen, teilweise ikonischen Bildern.

Als der Kölner Weltmeister nach dem „Danke-Spiel“ am Ende seiner Ehrenrunde auf den Zaun vor der Südkurve kletterte, eine Pyrofackel in der Hand hielt und die FC-Lieder anstimmte, dachte diesmal keiner an mögliche DFL-Strafen, vielmehr erreichte die Stimmung in der Kölner Arena ihren Höhepunkt. Zuvor war der 39-Jährige, der noch mindestens sieben Monate weiter für seinen aktuellen Klub, den polnischen Erstligisten Gornik Zabrze, die Fußballschuhe schnüren wird, von den Gefühlen überwältigt worden. Podolski ließ seinen Tränen freien Lauf, es war beinahe schon kitschig, dass zuvor der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte und es regnete. So emotional hatte man Podolski in der Öffentlichkeit noch nie erlebt.

Das kölsche Fußball-Idol traf in seiner Ansprache an die Anhänger den richtigen Ton. „Ich wollte immer ehrlich sein, der Junge von der Straße. Ohne euch, ohne die Fans, ist der Fußball nichts. Mir war es wichtig, diese Werte zu behalten“, sagte der Stürmer, der zudem an seine Anfänge in Deutschland und bei seinem Jugendklub erinnerte: „Ich verbinde mit dem FC sehr, sehr viel. Als ich hier angefangen habe, hat mich der FC immer unterstützt und uns als Familie unglaublich geholfen. Beim Papierkram, bei den Fahrten, auch privat. Das vergisst man nicht. Ich bin stolz, dass meine Eltern diese Region hier ausgesucht haben, stolz, dass ich als Kind an den Geißbock und an diese Farben gekommen bin, stolz, dass ich später die Chance bekommen habe, für meinen Verein zu spielen. Und heute bin ich stolz auf diesen Moment.“ Jeder in seiner Familie sei eng mit dem FC verbunden, es drehe sich weiter sehr vieles um den Klub, er erlebe immer wieder schöne Momente im Zusammenhang mit dem Klub.

Es ist ein Traum, sich jetzt so verabschieden zu können. Es gibt keinen schöneren Tag, den ich erlebt habe
Lukas Podolski

Später, in den Katakomben des Stadions, schilderte Podolski, wie er den für ihn emotionalsten Moment des Donnerstagabends erlebt hatte. „Als ich in die Südkurve gegangen bin und die Kurve mit der vollen Wucht erlebt habe, mit den Schals und den Liedern, das ist einfach etwas ganz Besonderes. Das war ein spontaner Moment. Ich habe ja nicht ins Drehbuch geschrieben, dass ich um 22.11 Uhr heule. Es war einfach das Gefühl, das ich mit dem Stadion und dem Trikot verbinde. Es ist ein Traum, sich jetzt so verabschieden zu können. Es gibt keinen schöneren Tag, den ich erlebt habe, als den heutigen“, sagte Podolski, dessen Sohn Louis (16, spielt für die U17 von Gornik Zabrze) bei der Partie von „Poldis 11“ gegen eine gemischte Mannschaft aus aktuellen und ehemaligen Profis des 1. FC Köln auch noch mitgespielt hatte.

Werner Wolf, der Präsident des 1. FC Köln, zeigte sich am Freitag gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ angetan vom Verlauf des „Danke-Spiels“. „Der Abend war gut organisiert, sehr emotional und dem Anlass angemessen. Ich hörte, die Aftershow-Party ging bis tief in die Nacht. Der 1. FC Köln hat sich insgesamt von einer guten Seite präsentiert, ich hätte mir lediglich gewünscht, dass die FC-Legenden das Spiel in der zweiten Halbzeit noch auf 5:5 gedreht bekommen.“ Denn „Poldis 11“ hatte die Kölner nach einer 5:0-Führung mit 5:3 bezwungen, der Weltmeister hatte dabei mit seiner unnachahmlichen linken Klebe zwei Tore erzielt.

1. FC Köln: Präsident Werner Wolf sieht „tiefe Verbundenheit“

Was allerdings nur am Rande eine Erwähnung wert war. Die Emotionen und Feierlichkeiten waren es, die im Gedächtnis bleiben. Das sah offenbar auch Wolf so: „Mein persönlicher Moment des Abends war, als alle gemeinsam den Brings-Song „Kölsche Jung“ auf Lukas Ehrenrunde gesungen haben, das ging unter die Haut. Lukas verkörpert den Kölschen Jung wie kaum ein anderer Spieler in der Geschichte des 1. FC Köln. Dieser Moment, aber natürlich auch der gesamte Abend haben noch einmal unterstrichen, wie tief die Verbundenheit zwischen Lukas, den Fans und dem 1. FC Köln ist. Lukas ist ein Teil von Köln und ein Teil vom FC.“

Ein Teil vom FC, der aufgrund seiner Strahlkraft, Popularität und Identifikation zwölf Jahre nach seinem Abschied als FC-Profi auch wieder in den Klub eingebunden werden sollte. Für Wolf ist Podolski der „erfolgreichste FC-Spieler des aktuellen Jahrtausends“. Der Angreifer scheint somit prädestiniert für eine Rückkehr zu seinem Jugendklub zu sein, für den er insgesamt sechs Jahre mit 181 Einsätzen als Profi aktiv war. „

Wohlweislich vermied Podolski den Begriff Abschied. Allerdings konnte der 130-fache Nationalspieler weiter nichts Konkretes über seine Zukunft zum Besten geben. „Noch gibt es nichts zu erzählen. Ich will nichts über das Knie brechen und nichts kommunizieren, was nicht spruchreif ist. Jetzt ist wichtig, dass der FC den Wiederaufstieg schafft. Darauf sollten sich alle konzentrieren. Ich bin ja auch noch in Polen bei meinem Klub aktiv. Alles andere hat noch Zeit. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Dann schauen wir, was danach passiert“, sagte der Offensivspieler, der sich erst einmal selbst entscheiden muss, wie er seine Zukunft nach der Profikarriere gestalten will.

Wir haben uns intensive Gedanken gemacht, wie wir diese Verbindung auch in Zukunft leben werden und ich freue mich, darüber mit Lukas zu sprechen
FC-Präsident Werner Wolf

An Optionen wird es ihm nicht mangeln. Seine Familie dürfte ein gewichtiges Wort mitreden. Zudem könnten in Zukunft seine Ansprechpartner beim FC andere sein. Nach der turbulenten Mitgliederversammlung Ende September, bei der dem Vorstand die Entlastung verweigert wurde, könnte sich spätestens zur nächsten Vorstandswahl im Herbst 2025 ein Umbau der Führungsebene beim Zweitligisten abzeichnen. Auch die sportliche Situation des FC wird bei diesem Thema eine Rolle spielen.

Insbesondere durch das Spiel hatte sich zuletzt der Kontakt zwischen dem Klub und der Klubikone wieder intensiviert. Jetzt könnte sich alles beschleunigen. „Wir haben uns bereits intensive Gedanken gemacht, wie wir diese Verbindung auch in Zukunft leben werden und ich freue mich darauf, darüber mit Lukas zu sprechen“, sagte Wolf am Freitag, fügte aber auch an: „Ich bitte um Verständnis, dass ich dem persönlichen Gespräch nicht öffentlich vorgreifen möchte – das gehört sich nicht!“ Der Präsident will Podolski demnächst in Schlesien besuchen und noch einmal konkret über die Pläne und die Rolle sprechen, die der FC seinem Ex-Star bereits offeriert hat. Die Hoffnung Vieler ist, dass die Kölner Fußballikone dann auch zu seinem Klub zurückkehrt.