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FC-Abwehrchef Czichos„Nach dreieinhalb Jahren Köln haut mich nicht mehr viel um"

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Glücksgefühle nach dem Derby bei Rafael Czichos und Torwart Marvin Schwäbe

Köln – Als die fußballerische Schlacht geschlagen und der bemerkenswerte Derbysieg perfekt war, sprang Rafael Czichos Torhüter Marvin Schwäbe in die Arme. Der Verteidiger der 1. FC Köln ballte nach dem Abpfiff die Fäuste und lachte über das ganze Gesicht. Der 4:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach tat allen Kölnern gut, Czichos und Schwäbe wirkten indes besonders glücklich.

„Ich glaube, Marvin war schon nervös vorher. Aber er hat es dann super gemacht. Ich habe mich riesig gefreut, dass er sein Bundesliga-Debüt feiern konnte und dann solch eine Leistung gebracht hat. Er hat es sich verdient“, lobt der 31-jährige Abwehrspieler den 26-jährigen Torhüter, der den verletzten Stammtorwart Timo Horn glänzend vertrat hatte.

Doch niemand in der Mannschaft, so Czichos, habe bei Schwäbes Feuertaufe ein schlechtes Gefühl gehabt. Der Neuzugang, der im Sommer vom dänischen Meister Bröndby zum FC gewechselt war, sei schließlich nicht nur ein super Typ, sondern auch ein richtig guter Torhüter mit großen fußballerischen Qualitäten, der sich auch in den kommenden Spielen weiter beweisen kann. Horn fällt bekanntlich noch bis zur Winterpause aus.

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Mit sich im Reinen konnte allerdings auch Czichos sein. In den letzten beiden Spielen hat er mit starken Leistungen die richtige Antwort auf die Kritik an ihm gegeben, die nach dem Spiel und einem schweren Patzer gegen Union Berlin (2:2) hörbar lauter geworden war. Doch sein Trainer Steffen Baumgart hielt am Routinier fest. Zur Freude von Czichos: „Ich habe schon öfters gesagt, dass ich ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer habe und wir offen und ehrlich miteinander umgehen. Vor allem nach dem Union-Spiel hatte er mit gut zugeredet und gesagt: ,Rafa, du hattest 115 Ballkontakte, wenn einer davon schiefgeht: Das kann passieren, das ist nicht geil für uns, aber so ist der Sport.‘ Beim Trainer spüre ich 100 Prozent Rückendeckung. Und das Vertrauen habe ich zurückgezahlt“, sagt Czichos, an dem sich schon oft die Geister schieden, wie das sonst wohl nur bei Timo Horn der Fall war.

Aber der Verteidiger, der außerhalb des Platzes einen souveränen, fast coolen Eindruck macht, hat gelernt, mit dem öffentlichen Echo umzugehen. Kritik sei nichts Neues für ihn mehr, auch wenn sie ihn nicht gänzlich kalt lasse. „Spätestens eine Woche später muss das aber abgehakt sein. In meinem Alter und nach dreieinhalb Jahren Köln haut mich nicht mehr so viel um“, sagt der 31-Jährige, der nun auch mit Selbstvertrauen nach Bielefeld fahre.

Hector muss weiter pausieren

Jonas Hector fehlte entgegen der Hoffnungen am Mittwoch im Mannschaftstraining des 1. FC Köln. Der Kapitän hatte sich im Derby gegen Gladbach (4:1) eine Oberschenkel-Blessur zugezogen und musste kurz nach Beginn des zweiten Durchgangs ausgewechselt werden. Somit bleiben dem Ex-Nationalspieler noch zwei Einheiten vor dem Bundesligaspiel am Samstag (15.30 Uhr) in Bielefeld. Louis Schaub fehlte am Mittwoch zudem, der Österreicher ist leicht erkrankt. Ellyes Skhiri absolvierte eine individuelle Einheit. (ksta)

Gegner Arminia ist mit neun Punkten Tabellenvorletzter. Das ist nicht sonderlich überraschend, doch etwas unerwartet ist, dass es im eigenen Stadion bisher schlechter lief als in der Fremde, denn in sieben Heimspielen holte Arminia nur vier Punkte. Sport-Geschäftsführer Samir Arabi, der lange Zeit auch als Sportchef beim 1. FC Köln im Gespräch, bis dann die Wahl auf Christian Keller fiel, betonte am Sonntag im „Doppelpass“ bei Sport1, dass Arminia „nicht die Nerven verlieren“ werde und sich die Frage nach einem erneuten Trainerwechsel nicht stelle. Im vergangenen Auswärtsspiel bei Abo-Meister Bayern (0:1) hielt der DSC mit Glück, Verstand und dank eines grandios aufgelegten Torwarts Stefan Ortega lange Zeit ein 0:0. Ein respektables Ergebnis, doch sollte die Arminia gegen den FC enttäuschen, dann könnte es für Trainer Frank Kramer wieder enger werden. Von der Aufstiegseuphorie, die in der vergangenen Saison auf der Alm noch allgegenwärtig war, ist nicht mehr viel zu spüren.

Samstag gegen Arminia Bielefeld

Czichos gibt sich indes keine Illusion hin, dass für die Kölner die kommende Aufgabe ganz anders als gegen Gladbach und schwierig werden dürfte. „Ich erwarte eine Bielefelder Mannschaft, die über den ganzen Platz ein defensives Denken im Spiel hat, die sehr aggressiv gegen den Ball arbeitet, kompakt steht und auch die Mittel hat, ein Pressing zu überspielen. Da müssen wir höllisch aufpassen, von der ersten Minute da sein. Denn wenn wir das auf die leichte Schulter nehmen, dann kann man in Bielefeld auch mal ganz schön unter die Räder geraten. Das wollen wir auf gar keinen Fall, sondern die drei Punkte nach Köln nehmen und den Aufschwung, den wir uns erarbeitet haben, auch beibehalten.“ Vier Spiele sind es noch bis zur Winterpause, in denen es zwölf Punkte zu vergeben gibt. Czichos‘ ambitionierte Ansage: „Und die wollen wir alle holen.“