In einem teils wilden Spiel gewinnt der 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 mit 2:1. Bei entscheidenden Szenen helfen die Gäste kräftig mit. Gazibegovic am Knöchel verletzt.
Vor der Länderspielpause1. FC Köln schlägt Darmstadt und holt wichtige Punkte im Aufstiegsrennen

Luca Waldschmidt verwandelt den Elfmeter zum 2:1.
Copyright: Herbert Bucco
Weihnachten liegt schon fast drei Monate zurück, Ostern ist erst in rund einem Monat, aber am Samstagabend wurden beim Zweitliga-Spiel des 1. FC Köln gegen den SV Darmstadt 98 dennoch fleißig Geschenke verteilt. Die Darmstädter waren spendabler als der FC, der im Aufstiegsrennen erneut einen ganz wichtigen Sieg einfuhr: Die Kölner gewannen wieder dank eines Treffers von Luca Waldschmidt 2:1. Der Offensivspieler traf in der 81. Minute per Elfmeter.
Als der Schlusspfiff ertönte, atmeten die Kölner ganz tief durch. Es war ein kurioses Spiel mit einem schweren Patzer von Darmstadt zu Beginn und zwei Strafstößen jeweils nach Eingriff des Videoschiedsrichters – das hat man auch nicht alle Tage. Darmstadt schwächte sich zudem auch noch selbst und war nach der Ampelkarte gegen Fraser Hornby (66.) in Unterzahl. Das nutzten die Hausherren am Ende aus.
„Totale Unzufriedenheit“ bei FC-Trainer Struber zur Pause
Kölns Trainer Gerhard Struber zog ein gemischtes Fazit: „Wir sind gut reingekommen mit dem Tor. Die ersten zehn Minuten hatten wir noch ein Stück weit mehr Kontrolle, aber dann haben wir den roten Faden verloren. Der Gegner hat es anständig gemacht, ist aber auch nicht zu besonders großen Chancen gekommen. Der Elfmeter von Dominique Heintz war ein unglücklicher Moment. So haben wir dem Gegner natürlich in die Karten gespielt und haben Darmstadt zurückgeholt. Wir konnten in der ersten Halbzeit nicht die Kontrolle entwickeln, die wir uns vorgenommen hatten. Der Führungstreffer hat uns zu wenig Zutrauen gegeben.“ Der Kölner Trainer sprach sogar von der „totalen Unzufriedenheit“ mit dem Spieltempo und der Dynamik, die dem FC bis dato abgingen. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Personal verändert und viel mehr Dynamik in unser Spiel nach vorne bekommen. Wir haben den Gegner viel mehr unter Druck gesetzt und haben viel bessere Entscheidungen getroffen. Dann war es aus meiner Sicht so ein bisschen ein Domino-Effekt mit der Gelb-Roten Karte und dem Elfmeter. Wir haben einfach viel investiert und natürlich hat uns die Überzahl in die Karten gespielt, hat uns ein Momentum gegeben. Das haben wir uns aus meiner Sicht aber auch erarbeitet“, sagte der Österreicher.
Alles zum Thema Marvin Schwäbe
- FC-Einzelkritik Schwäbe hält den Sieg fest, Kainz und Tigges enttäuschen
- 1. FC Köln sucht den Weg aus der Krise Aussprache am Aschermittwoch
- 1. FC Köln in der Einzelkritik Dreimal die Note 5 bei Niederlage in Karlsruhe – Sorgen um Maina
- FC-Profis in der Einzelkritik Schmied mit unnötigem Handspiel – Kainz bester Kölner
- 1. FC Köln zu Beginn der Derbywoche Tabellenführer auf wackligen Beinen
- FC-Profis in der Einzelkritik Viermal Note 5 – Enttäuschender FC-Auftritt in Magdeburg
- „Haben es extrem geil gemacht“ Was für ein Drama für den 1. FC Köln in Leverkusen
1. FC Köln: Knapper Heimsieg gegen Darmstadt 98 – Thielmann trifft zur frühen Führung
Vergnügungssteuerpflichtig sind die Auftritte des FC weiterhin, spielerisch läuft sehr wenig zusammen, vieles bleibt Stückwerk. Doch die Kölner erzwangen erneut einen knappen Erfolg, der am Ende auch verdient war, da der FC insgesamt gesehen das überlegene Team war und deutlich mehr Chancen, Torschüsse (20 zu 9) und Ballbesitz (60 zu 40 Prozent) als der Gegner hatte. Köln bleibt somit Tabellenzweiter, liegt weiter einen Punkt hinter Spitzenreiter Hamburger SV und somit aussichtsreich im Aufsichtsrennen.
An diesem Spieltag hatten die vermeintlichen Spitzenteams dem FC nicht den Gefallen getan, wieder einmal zu patzen. Der HSV hatte bereits am Freitag durch eine überzeugenden 3:0-Sieg in Magdeburg vorgelegt. Paderborn bezwang am Samstag Kaiserslautern nach einem Spektakel 5:3, auch Hannover (2:1-Sieg bei Schalke 04) und Düsseldorf (1:0 gegen Regensburg) gewannen.
Darum war es noch wichtiger, dass der FC am Abend nachziehen konnte. Gegen Darmstadt hatte es in den vergangenen elf Monaten zwei folgenreiche Niederlagen gegeben, in der Bundesliga am 20. April 2024, das 0:2 war ein ganz schwerer und wohl am Ende entscheidender Rückschlag im Abstiegskampf. Nach dem 1:5 in Darmstadt am 18. Oktober 2024 geriet der FC zudem in die große Krise. Aus der haben sich die Kölner längst befreit – auch wenn ihr Spiel zu wünschen übrig lässt.
Struber hatte im Vergleich zum siegreichen, aber wenig überzeugenden Auftritt in Ulm (1:0) zwei Veränderungen an seiner Startelf vorgenommen: Dominique Heintz rückte anstelle von Neuzugang Joel Schmied ins Abwehrzentrum. Struber ließ mit einer Dreierabwehrkette spielen, die der wiedergenesene Eric Martel und Kapitän Timo Hübers komplettierten.
Der formschwache Denis Huseinbasic musste auf der Bank Platz nehmen. Als Stoßstürmer durfte sich erneut Steffen Tigges versuchen, als hängende Spitze agierte der Siegtorschütze von Ulm, Luca Waldschmidt. Zudem schenkte der Coach, der auf eine 3:4:1:2-Grundordnung setzte, erneut Florian Kainz, Jan Thielmann und Mathias Olesen das Vertrauen. Die lange Zeit verletzten Tim Lemperle und Mark Uth standen immerhin wieder im Kader.
Der FC hatte zuletzt keinen gefestigten Eindruck gemacht. Da spielte gleich zu Beginn ein katastrophaler Patzer, ein Geschenk der Gäste, den Kölnern optimal in die Karten. Sergio Lopez war in der ersten Minute gedanklich wohl noch in der Kabine war, jedenfalls spielte der Spanier einen viel zu kurzen Rückpass auf den einstigen FC-Torhüter Marcel Schuhen. Jan Thielmann hatte den richtigen Riecher, sprintete dazwischen und versenkte den Ball im unteren rechten Eck zur ganz frühen Führung für die Hausherren.
Der FC blieb zwar erst einmal am Drücker. Eine heikle Szene gab es in der zehnten Minute, als nach einem langen Ball Martel Darmstadts Torjäger Isac Lidberg zu Boden riss. Martel wäre letzter Mann gewesen, doch für Schiedsrichter Florian Heft war die Aktion kein Foul und zu wenig, er ließ weiterspielen. Auch der Kölner Keller schritt (noch) nicht ein. Die Führung hätte dem FC Vertrauen und Auftrieb geben sollen, doch es war unverständlich, warum die Hausherren nach ersten guten 15 Minuten nicht weiter Druck machten, sondern sich zurückzogen.
Und sie verteilten wie Darmstadt zuvor ebenfalls Geschenke. Denn in der 24. Minute meldete sich der VAR nach einer Szene, die schon fast zwei Minuten vergangenen war: Nach einem langen Ball in den Kölner Strafraum hatte Dominique Heintz im Luftduell gegen Fraser Hornby den Ball mit der Hand geblockt.
2. Bundesliga: VAR sieht Heintz-Handspiel – FC-Verteidiger außer sich
Heft entschied auf Elfmeter, Heintz war außer sich, beklagte sich, doch die Entscheidung blieb stehen. Hornby bedankte sich und verwandelte den Strafstoß halbhoch links zum 1:1. Torwart Marvin Schwäbe hatte die Ecke geahnt, kam aber nicht mehr an die Kugel (25.). „Was sind das für Regeln“, brüllte Kölns Stadionsprecher Michael Trippel ins Mikrofon.
Dem FC war fortan zwar nicht das Bemühen abzusprechen, doch den Kölnern gelang erneut spielerisch sehr wenig gelang. Das Struber-Team hatte keine Ideen im Offensivspiel. Durchschlagskraft – Fehlanzeige.

Die Mannschaft des 1. FC Köln jubelt nach dem Spiel vor der Südtribüne.
Copyright: Herbert Bucco
Der Trainer musste zur zweiten Halbzeit reagieren, und er reagierte – sogar gleich dreifach. Für den wieder einmal harmlosen Tigges, Kainz und Olesen kamen Denis Huseinbasic, Dejan Ljubicic und Neuzugang Imad Rondic in die Partie. Doch es waren die Hessen, die erste große Chance der zweiten Halbzeit hatten, da die Kölner in der Rückwärtsbewegung völlig offenstanden. Nach einem sehenswerten Angriff über Lidberg und dem Ex-Viktoria-Profi Luca Marseiler tauchte Hornby im Strafraum frei auf, doch Schwäbe parierte stark (48.). Vier Minuten später kam auch der FC endlich mal wieder zum Abschluss, doch Huseinbasic schoss zu zentral, so dass Schuhe den Ball über die Latte lenken konnte.
Auch Gazibegovic hat sich offenbar schwerer am Knöchel verletzt
Als die Partie etwas dahinplätscherte, war dann wieder Darmstadt dran mit dem Verteilen von Geschenken. Der bereits verwarnte Fraser ging rücksichtslos in den Zweikampf gegen Jusuf Gazibegovic und grätschte an der Höhe der Mittellinie den Kölner ziemlich brutal um. Ein vollkommen unnötiges Foul aus Darmstädter Sicht, die Ampelkarte war die logische Folge (66.). Bitter: Gazibegovic musste verletzt raus. Wie Linton Maina, so hat sich auch der Rechtsverteidiger eine Knöchelverletzung zugezogen. Struber schwante nichts Gutes: „Das sah nicht gut aus. Der Knöchel hat geglüht.“ Das war auch bei Maina der Fall, der noch wochenlang ausfällt. Für Gazibegovic kam Tim Lemperle zu seinem Comeback (68.). Und Lemperle hatte gleich eine starke Aktion, setzte mit seiner Hereingabe Rondic im Strafraum in Szene, der allerdings den Ball nicht im Tor unterbringen konnte, sondern links vorbeischoss (72.).
1. FC Köln: Trotz Überzahl – Marvin Schwäbe muss in der Schlussminute den Sieg festhalten
Darmstadt zog sich nun komplett zurück, der FC forcierte sein Offensivspiel und machte endlich Druck. Und erneut halfen die „Lilien“ dem FC: Lidberg bewies, dass Stürmer im eigenen Strafraum oft eine große Gefahr für die eigene Mannschaft sind. Jedenfalls traf der Schwede Hübers klar am Fuß. Erneut schaltete sich die Videoschiedsrichter ein. Heft zeigte auf den Punkt. Den Elfmeter verwandelte Waldschmidt sicher in die untere rechte Ecke (81.).
Der Siegtorschütze holte sich weiteren Beifall bei seiner Auswechslung in der 87. Minute ab, für ihn kam Mark Uth – es war das zweite Comeback des Abends. Ljubicic hatte in der 89. Minute die Vorentscheidung auf dem Fuß, scheiterte aber. Lemperle traf in der Nachspielzeit noch den Pfosten. Es musste aber noch gezittert werden, doch Vukotic fand mit seinem Kopfball kurz vor dem Abpfiff in Schwäbe wieder seinen Meister. „Nach dem 2:1 hatten wir viele, viele Chancen, die wir besser zu Ende spielen müssen, dann ist das schneller erledigt, dann müssen wir hintenraus nicht noch zittern, dass uns Marvin Schwäbe in der 90.+8 vor Vukotic rettet. Das hätte am Ende auch in einen unglücklichen Moment ausarten können“, wusste auch Struber, dass sich das Auslassen der Chancen beinahe noch gerächt hätte.