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1. FC Köln sucht den Weg aus der KriseAussprache am Aschermittwoch

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Marvin Schwäbe verließ den Platz in Karlsruhe enttäuscht.

Marvin Schwäbe verließ den Platz in Karlsruhe enttäuscht.

Zehn Spieltage vor Saison-Ende reagieren die FC-Profis auf ihre Krise – Training beginnt mit Verspätung

Die Trainingsbesucher im Grüngürtel waren zu abgelenkt von der Sonnenpracht, um zu bemerken, dass zum perfekten Vormittag am Geißbockheim noch die Mannschaft fehlte. Für 10.30 Uhr hatte der 1. FC Köln das Training seiner Profimannschaft annonciert. Doch erst mit einer knappen Stunde Verspätung betraten Spieler und Trainerstab den Platz.

Das ist ungewöhnlich für einen Mittwoch, schließlich lag die jüngste Kölner Niederlage, das 0:1 beim Karlsruher SC, schon vier Tage zurück. Die Mannschaft war am Veilchendienstag in die Trainingswoche gestartet, die Nachlese des Samstagabends scheinbar abgeschlossen. Doch die Mannschaft hatte noch Redebedarf.

Schon im Anschluss an das Spiel hatte es unterschiedliche Ansätze gegeben. Dass etwa die Doppelspitze aus Damion Downs und Imad Rondic praktisch keine Rolle spielte, lag vor allem daran, dass keine Bälle in den Strafraum geschlagen wurden, hieß es. Kapitän Timo Hübers hatte seine Kollegen gar zum „Mitdenken“ angeregt. Überhaupt habe es die Mannschaft versäumt, in den pragmatischen Modus zu wechseln. Stattdessen versuchten die Kölner auf einem Platz, der die Grenze zur Unbespielbarkeit berührte, es mit einem gepflegten Spielaufbau aus der eigenen Hälfte. Und das, obgleich die Trainer in der Halbzeitpause darauf hingewiesen hatten, was zu unternehmen sei. Weite Bälle, einfacher Fußball – und womöglich eine etwas größere Portion Entschlossenheit. Denn die Ambitionen, den gegnerischen Strafraum oder gar das Tor zu attackieren, fielen bescheiden aus.

Sportchef Christian Keller hatte in Karlsruhe gesagt, dass er einen Großteil der Verantwortung bei der Mannschaft vermutete – und vorerst nicht etwa beim Coach. „Ich glaube schon, dass das Trainerteam die Spieler immer wieder ermutigt hat, nach vorne zu spielen“, sagte Keller, „das war auch in der Halbzeit so besprochen. Wir wollten sehr vieles spielerisch lösen. Aber man muss irgendwann erkennen, wenn es spielerisch nicht geht.“

Auch der Kölner Cheftrainer signalisierte, dass es ihm durchaus taugte, würde seine Mannschaft noch einmal in die Analyse gehen. „Es gilt, die Dinge beim Namen zu nennen“, sagte der Österreicher in Karlsruhe. Am Mittwoch dürfte es ihn daher nicht gestört haben, dass seine Trainingsplanung ein wenig durcheinandergeriet.

Eine Mannschaft sollte mündig sein. Da ist es egal, ob einer fünf Spiele hat oder zweihundert. Wenn einem etwas auffällt, soll er das ansprechen
FC-Keeper Marvin Schwäbe

Für Marvin Schwäbe war die Aussprache eine aus gegebenem Anlass. Es ist ja genug passiert in den vergangenen Wochen: Kein Sieg aus den jüngsten drei Spielen, ligaweit die wenigsten Tore des Jahres 2025, erstmals seit Mitte Dezember aus den Aufstiegsplätzen gefallen. „Wir sind offen und ehrlich miteinander. Wir wissen, dass nicht alles super gelaufen ist in den letzten Spielen“, sagte der Torhüter: „Es ist gut, wenn man immer wieder mal darauf eingeht, was war und wie der Ist-Zustand aussieht. Wir werden unsere Lehren daraus ziehen.“

Was genau die Mannschaft thematisiert hatte, verschwieg Schwäbe mit dem Verweis auf „Interna“. Er nehme als einer der erfahrenen Profis nicht zwangsläufig eine Führungsposition ein. Jeder habe das Recht, die Stimme zu erheben. „Eine Mannschaft sollte mündig sein. Da ist es egal, ob einer fünf Spiele hat oder zweihundert. Wenn einem etwas auffällt, soll er das ansprechen.“

Schwäbe war nach dem zehnten Spieltag als Antwort auf die erste größere Krise der Saison ins Kölner Tor zurückgekehrt und hatte maßgeblich dabei geholfen, die Mannschaft in die Spur zu bringen. In sieben von 14 Ligaspielen blieb Schwäbe ohne Gegentor.

Dominique Heintz und Eric Martel konnten die Niederlage in Karlsruhe nicht verhindern.

Dominique Heintz und Eric Martel konnten die Niederlage in Karlsruhe nicht verhindern.

Die zweite Krise begann spätestens mit dem 0:3 in Magdeburg vor knapp drei Wochen, wenngleich der FC schon vorher kaum überzeugt hatte – weder sich noch seine Fans. Doch Schwäbe behält die Ruhe, trotz des Sturzes vom ersten auf den fünften Rang. „Alles ist sehr eng. Dass wir unseren Vorsprung nicht ausbauen konnten, ist schade. Trotzdem sind wir absolut in Reichweite. Wenn wir am Samstag gewinnen, sieht alles schon wieder ganz anders aus“, sagt der 29-Jährige.

Fest steht, dass sich eine Mannschaft nur eine begrenzte Zahl an Krisen leisten darf, wenn sie ernsthaft aufsteigen will. Daher fühlte sich der Aschermittwoch am Geißbockheim auch ein wenig wie ein dringend benötigter Neustart an, zehn Spieltage vor dem Saison-Ende. Für Schwäbe war daher die einstündige Aussprache bereits Vorgang genug, da bedurfte es keiner tieferen Erläuterungen. Wichtig war, sich auf ein gemeinsames Ziel zu einigen. Und das hat funktioniert. „Wir wollen vollen Fokus auf das Wochenende legen und eine bessere Leistung zeigen. Das ist die Kernbotschaft.“