Köln – Ein Klub im Umbruch: Der 1. FC Köln treibt seine Personalplanungen auf der Geschäftsstelle weiter voran und stellt sich im Profifußball auf wesentlichen Positionen neu auf. Anfang des neuen Jahres gibt es gleich drei personelle Änderungen: Philipp Türoff nimmt am 3. Januar seine Arbeit als kaufmännischer Geschäftsführer auf, Michael Rudolph steigt zum Trainingsauftakt am 2. Januar als neuer Medien- und Kommunikationsdirektor ein und beendet die fast eineinhalbjährige Vakanz auf dieser Position. Und der langjährige FC-Spieler Marius Laux löst mit sofortiger Wirkung den freigestellten Denis Lapaczinski als Teammanager des Profiteams ab.
Vor der Aufnahme seiner Tätigkeit hat sich Türoff mit einer Videobotschaft an die Anhängerschaft des 1. FC Köln gewandt. So habe er seit vielen Jahren in Führungspositionen bei sehr erfolgreichen Unternehmen Verantwortung getragen. „Ich habe gelernt: Wer Erfolg haben will, muss nicht nur alle Bereiche professionalisieren, sondern ständig weiterentwickeln. Diese Erfahrung und Einstellung werde ich vom ersten Tag an beim FC einbringen und den Klub mit meinem Team weiter nach vorne bringen. Ich bin sehr glücklich, bald Teil des Teams zu werden und werde im Januar mit vollem Engagement ans Werk gehen“, erklärte Türoff. Der 45-Jährige, der bis 2024 unterschrieben hat, wird die Bereiche Finanzen, Vertriebssteuerung, Personal und IT verantworten und übernimmt damit einige Aufgaben von Geschäftsführer Alexander Wehrle, der nach über neun Jahren am Geißbockheim allerspätestens zum 1. April als Vorstandsvorsitzender zum VfB Stuttgart zurückkehren wird.
Seit der Demission von Sportchef Horst Heldt ist Wehrle der einzige verbliebene Geschäftsführer – und seine Aufgaben immens. 16 Abteilungsleiter berichten an ihn. Auch deshalb will der FC seine Geschäftsführung erweitern. Türoff wird einer von dann drei Geschäftsführern sein. Für den sportlichen Bereich hat der Klub den langjährigen Regensburger Christian Keller (43) verpflichtet, der am 1. April seine Arbeit auch offiziell aufnimmt. Gesucht wird nun noch ein Experte für die Bereiche Marketing, Vertrieb und Kommunikation. Unter Zeitdruck sieht sich dabei der FC-Vorstand nicht, möglicherweise kommt dieser neue Mann erst nach der Saison.
Wechselt Wehrle früher zum VfB?
Bis zu seinem Abgang soll Wehrle „mit ganzer Kraft“ an der Einarbeitung der neuen Geschäftsführung mitwirken und einen „so reibungslosen Übergang wie möglich“ garantieren, heißt es. Ob dies am Ende auch so kommen wird, ist zumindest fraglich. Ist wird damit gerechnet, dass DFL-Präsidiumsmitglied Wehrle, der ein Sonderkündigungsrecht in seinem bis 2023 laufenden Vertrag nutzte, bereits früher beim VfB einsteigen könnte.
Trotz der großen Verdienste Wehrles sieht sich der Vorstand um Präsident Werner Wolf gut aufgestellt für die Zukunft. Insbesondere die Verpflichtung von Türoff sieht er als Gewinn an, der maßgebend die Umsetzung der Zukunftsstrategie „FC-Matchplan“ vorantreiben soll. „Wir freuen uns sehr, einen Finanz-Manager für den FC gewonnen zu haben, der in der Wirtschaftswelt einen exzellenten Ruf hat“, teilte der Vorstand jüngst im Mitglieder-Newsletter „Post vom Präsidium“ mit.
Tolle Vita, Bundesliga-Neuling
Der gebürtige Freiburger startete nach dem Studium der Betriebswirtschafslehre seine Laufbahn 2004 als Controller beim Software-Riesen SAP, 2011 wechselte Türoff als Finanz-Manager zum Red-Bull-Konzern. Dort war er unter anderem für den asiatischen Markt zuständig. 2017 folgte der Schritt zum bekannten Schuhhersteller Birkenstock, bereits ein Jahr später wurde Türoff zum Chief Financial Officer (CFO) ernannt. Dort machte er sich einen Namen, als er die vier Milliarden Euro schwere Übernahme Birkenstocks durch Catterton Partners (u.a. Louis Vuitton) begleitete. Doch klar ist auch, dass der Fußball und im speziellen die Bundesliga Neuland für den 45-Jährigen sind und er noch nicht über ein derart großes Branchen-Netzwerk wie Wehrle verfügen kann. Einfach wird Türoffs Arbeit sicher nicht: Der FC ist relativ hoch verschuldet, und durch die Rückkehr zu Geisterspielen muss er weitere finanzielle Einbußen hinnehmen.
Mit Beginn des neuen Jahres hat der FC auch endlich wieder einen Leiter der Abteilung Medien & Kommunikation. Michael Rudolph wird das Amt übernehmen, welches zuletzt Pressesprecherin Lil Zercher interimistisch und zuvor viele Jahre lang Tobias Kaufmann ausgeübt hatte. Dessen Abgang im August 2020 war unschön. Beide Parteien sahen sich vor Gericht wieder, im Zuge der Vergleichsgespräche einigten sie sich dann aber auf die Auflösung des Arbeitsvertrags. Kaufmann ist mittlerweile in gleicher Funktion beim VfB Stuttgart tätig und arbeitet demnächst wieder mit Wehrle zusammen.
Die Suche nach einem Kaufmann-Nachfolger gestaltete sich äußerst schwierig und holprig. Nach der Posse um den Kölner Journalisten Fritz Esser, der dann doch nicht die Stelle antreten durfte, wurde der FC bei einem Bundesliga-Absteiger fündig. Michael Rudolph kommt vom SV Werder Bremen, wo er seit 2016 die Direktion Kommunikation leitete. Köln kennt der 45-Jährige bereits: Ab 1996 studierte der neue Medienchef des FC an der Deutschen Sporthochschule. Zunächst arbeitete Rudolph als Journalist bei der Thüringer Tageszeitung „Freies Wort“, ehe er 1999 bei Werder anfing. „Nach einem intensiven und professionellen Auswahlprozess haben wir einen ausgewiesenen Experten für diese Position gefunden, der genau in unser Profil passt“, zeigte sich FC-Präsident Wolf schlussendlich erfreut.
Die dritte neue Personalie, die öffentlich sicher unterschätzt wird, die aber im sensiblen Gebilde einer Profimannschaft immer wichtiger wird, ist die des Teammanagers. Marius Laux, der nach fast 400 Spielen für die zweite Mannschaft des FC kurz vor Weihnachten sein sofortiges Karriereende angekündigt hatte, übernimmt die wichtigen organisatorischen Aufgaben rund um die Bundesliga-Mannschaft und die persönliche Betreuung der Spieler. Der 35-Jährige wird damit Nachfolger von Denis Lapaczinski, den der FC freigestellt hatte. Laux hat einen Vorteil gegenüber Türoff und Rudolph: Er kennt nach insgesamt über 16 Jahren beim 1. FC Köln den Verein und sein Umfeld in- und auswendig.