Köln – Horst Heldt will sich nicht treiben lassen. Gefühlt ganz Fußball-Köln fordert vom Sportchef des 1. FC Köln, dass er noch in dieser Transferperiode einen Stürmer verpflichtet. Die Not in der Offensive ist groß, das haben die vergangenen Bundesliga-Spiele des Drittletzten noch einmal allen deutlich gemacht. Und dies trotz des glücklichen, aber ungemein wichtigen 2:1-Siegs im Kellerduell bei Schalke 04.
„Wir prüfen den Markt und halten die Augen offen“, sagte Heldt. Viel Zeit bleibt nicht, am 31. Januar schließt das Transferfenster. „Natürlich hat auch das Spiel auf Schalke gezeigt, wo man ansetzen kann. Aber am Ende muss alles für uns finanzierbar sein.“
Das Budget ist schmal: Rund 500.000 Euro hat der FC zur Verfügung, um auf dem Transfermarkt noch mal zu investieren. Daher käme im Prinzip nur eine Ausleihe in Betracht. Am besten eine ablösefreie. Doch oft wird vergessen, dass neben dem Gehalt Boni, Beraterkosten und möglicherweise Handgelder fällig werden.
Ein höheres Maß an Überzeugung benötigt
In Anbetracht seiner finanziellen Möglichkeiten inmitten der Corona-Pandemie muss der Klub genau abwägen, ob ein Transfer mehr Chancen oder Risiken birgt. Der FC braucht im Vergleich zu den Vorjahren ein höheres Maß an Überzeugung, ob ihm eine Verpflichtung im Kampf um den Klassenerhalt signifikant weiterhelfen würde. Der Wintermarkt gilt zudem als schwieriger. Die Kölner sind auch nicht die einzigen, die günstige Spieler suchen, die zuverlässig Tore schießen.
Berater Neblung: „Erleben umfassende Korrektur"
„Der Transfermarkt in diesem Januar ist der schwierigste, den ich seit 22 Jahren erlebe“, sagt der erfahrene Kölner Spielerberater Jörg Neblung dieser Zeitung und erklärt, warum sich Vereine wie der FC so schwer tun. „Die Umsätze auf Vereinsseite sind eingebrochen, die lukrative Transferachse nach England ist nach dem Brexit weggebrochen. Die meisten Spieler sitzen noch auf gut dotierten Alt-Verträgen. Jeder Verein hat eine Traube von Profis, von denen man sich gerne trennen möchte, was allerdings nur in Kombination mit einer erheblichen Kompensation funktioniert. Der Markt offeriert viel zu wenig freie Stellen, die Kader werden sukzessive verkleinert, die Gehaltsstruktur wird eingedampft.“ Neblungs Fazit: „Wir erleben gerade eine umfassende Korrektur im professionellen Fußball. Gleichzeitig suchen Vereine in ganz Europa einen Stürmer mit eingebauter Torgarantie. Da ist es für einen Verein im Abstiegskampf mit überschaubaren finanziellen Möglichkeiten sehr schwierig, einen Heilsbringer zu verpflichten.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Einer dieser Vereine ist der 1. FC Köln. Zwar versucht er in diesem Konglomerat dennoch, einen Abschluss zu realisieren. Aber nicht um jeden Preis. Das Profil scheint klar: Wenn einer Stürmer verpflichtet wird, dann muss es einer sein, der sich im Oberhaus bewiesen hat und aus dem Stand eine Hilfe wäre. Alles andere macht keinen Sinn. Die Kölner klopften bei Daniel Ginczek und dem VfL Wolfsburg an, doch der 29-Jährige, der vier Millionen Euro Gehalt im Jahr verdienen soll, ist selbst als Leihgeschäft für den FC kaum zu finanzieren. Für das Spiel in Leverkusen steht Ginzcek nicht im Kader. Offiziell wegen Rückenproblemen, es wurde aber spekuliert, dass der Angreifer vor einem Wechsel stehe. VfL-Manager Jörg Schmadtke erklärte aber, dass bisher keine Anfrage für den Stürmer eingegangen sei. Beim FC gehandelt wurde auch Jacob Bruun Larsen (22) vom kommenden Gegner Hoffenheim, doch der Däne ist zum einen kein echter Mittelstürmer und soll zum anderen vor einer Leihe zum RSC Anderlecht stehen.
Drmic will zurück in die Bundesliga
Die Kölner müssen sich nicht zwangsläufig auf die Bundesliga kaprizieren. Unzufriedene Spieler gibt es zum Beispiel auch in England wie bei Norwich City. Beim Premier-League-Absteiger ist Josip Drmic trotz Vertrags bis 2022 aussortiert worden. Der 28-jährige Schweizer liebäugelt nach eigenen Worten mit einer Rückkehr in die Bundesliga, in der er bereits für Leverkusen, Gladbach, Nürnberg und dem HSV aktiv war und in 107 Spielen 31 Tore erzielte. Drmic wäre für den FC zu finanzieren. Doch auch beim früheren Nationalspieler gibt es Risiken: Er war in seiner Karriere oft verletzt, und seine letzte gute Saison liegt länger zurück. Vielleicht ist da sogar der 36-jährige Vedad Ibišević in besserer Verfassung, der seit der Vertragsauflösung Ende November bei Schalke vereinslos ist.
Anderssons Rückkehr ist weiterhin unklar
Mit Sebastian Andersson, Anthony Modeste und Tolu Arokodare hat der FC nur drei echte Stürmer im Kader, die zusammen nur drei Tore erzielten. Zwei von ihnen steuerte der 6,5-Millionen-Neuzugang Andersson bei, der allerdings seit Dezember wegen eines Knochenmarködems ausfällt. Der Schwede muss jetzt „Stück für Stück“ aufgebaut werden, wie Trainer Markus Gisdol erklärte. Man wolle ihm keinen Druck machen. „Wir dürfen nicht Gefahr laufen, wieder etwas zu überstürzen. Wir wollen ihm etwas mehr Aufbauzeit geben. Die braucht er auch, damit wir ihn so entwickeln können, wie wir uns das wünschen.“ Seine Rückkehr wird wohl noch mehrere Wochen dauern.