Dem 1:1-Unentschieden gegen Konkurrent Heidenheim folgen am Sonntag zwei Hiobsbotschaften.
Waldschmidt und Selke verletztSchlechte Kunde aus dem Lazarett ruiniert das Wochenende für den 1. FC Köln
Wer sich nach dem 1:1 (1:0) des 1. FC Köln gegen den 1. FC Heidenheim gefragt hatte, ob der FC nach dem ordentlichen Debüt des neuen Trainers, einer seriösen Leistung der Mannschaft und ja immerhin einem Punktgewinn nun eher positiv oder eher nicht auf das erste Bundesliga-Wochenende des neuen Jahres zurückblicken solle, erhielt am Sonntag eine Entscheidungshilfe: Zur Mittagszeit verschickte der Klub zwei Personalien, die es dem Anhang weiter erschwerten, Hoffnung zu schöpfen aus dem Remis gegen den Aufsteiger.
Zunächst teilte der Verein mit, Luca Waldschmidt (27) habe im Abschlusstraining am Freitag eine deutlich schwerere Verletzung erlitten als zunächst gedacht. Nach einem Schlag auf den Unterschenkel habe der Angreifer Schmerzen gehabt und sei auch am nächsten Tag eingeschränkt gewesen, weil die Wade angeschwollen sei. Zunächst glaubte man nicht an einen strukturellen Schaden. Doch eine MRT-Untersuchung am Sonntag widerlegte diesen Eindruck: Waldschmidt hat einen Anbruch des Wadenbeins erlitten. Er wird monatelang ausfallen.
Damit nicht genug. Minuten später informierte der 1. FC Köln zudem die Öffentlichkeit darüber, dass sich Davie Selke (28) wegen Problemen im Fuß ebenfalls zur Untersuchung begeben habe. Auch den Stürmer erwarteten bei der Rückkehr aus dem MRT-Gerät schlechte Neuigkeiten: Er wird nach Angaben des Vereins „mehrere Wochen“ fehlen.
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Was genau Selke zugestoßen ist, kommunizierte der Verein nicht. Der Spieler selbst hatte nach dem Spiel am Samstag erklärt, er habe bereits nach seinem Tor in der 29. Minute „ein bisschen was am Fuß gemerkt, habe aber durchgezogen“. Wahrscheinlich erlebte Selke im weiteren Verlauf des Abends das klassische Fußballerschicksal: Wenn das Adrenalin aus dem Körper ist und der Fußballschuh ausgezogen, kommen die Schmerzen.
Nur elf Tore hat der 1. FC Köln in dieser Hinrunde erzielt, fünf davon gehen auf Selke, zwei auf Waldschmidt. Die drei Treffer, die Florian Kainz besteuerte, resultierten aus Elfmetern. Linton Maina ist damit der einzige gesunde Profi im Kölner Kader, dem in dieser Saison ein Tor aus dem Spiel gelungen ist.
Das trägt vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund nicht unbedingt zur Euphorie bei. Als der FC am 19. August in Dortmund in die Saison startete, hatte die Mannschaft gerade das schwierige Pokalspiel in Osnabrück gewonnen und war nach erfolgreicher Vorbereitung bester Dinge. Steffen Baumgart, das plauderte Präsident Werner Wolf in der vergangenen Woche aus, habe mit dem Kölner Kader nach den Eindrücken des Sommers das europäische Geschäft angreifen wollen. Und selbst das unglückliche 0:1 im Signal-Iduna-Park, kassiert in der 88. Minute, hatte der Stimmung damals nicht nachhaltig geschadet.
Fünf Monate später ist alle Euphorie verflogen am Geißbockheim, und von Steffen Baumgart und seinen europäischen Hoffnungen ist auch keine Spur mehr. Für Timo Schultz wird es nun darum gehen, die Offensive neu zu besetzen. Auch Mark Uth wird noch mehrere Wochen ausfallen, hatte der FC-Trainer bereits am Donnerstag angekündigt.
Zeit also für Justin Diehl, nach seinem verheißungsvollen Saisondebüt am Samstag in Rekordzeit zum Bundesligaspieler zu werden. Der 19-Jährige zeigte gegen Heidenheim 30 Minuten voller Mut und Inspiration – und beeindruckte auch seinen Trainer. „An Selbstbewusstsein mangelt es ihm jedenfalls nicht“, kommentierte der Trainer sanft lächelnd, dass Diehl nicht nur jede Ballaktion, sondern auch alle Standards für sich reklamiert hatte.
Diehl wird nun ebenso weitere Chancen erhalten wie Steffen Tigges, der am Samstag zwar einmal mehr auf ganzer Linie enttäuschte. Der aber immerhin ehemaliger Dortmunder ist und so zumindest unter den BVB-Fans die Furcht verbreiten dürfte, es könnte am Samstag plötzlich „ausgerechnet Tigges“ heißen. Die umgekehrte Fallhöhe wäre jedenfalls groß genug: Tigges hinterließ nach seiner Einwechslung gegen Heidenheim nur bedingt den Eindruck, jemals wieder ein Tor in der Bundesliga schießen zu können. Es ist also alles angerichtet für ein Wunder gegen die Dortmunder.
Überragende Aktion von Florian Kainz
Dabei hatte die Partie gut begonnen. In der 30. Minute hatte Florian Kainz nach feiner Finte ins Zentrum gespielt. Die eigentlich zu weit geschlagene Flanke des Österreichers hatte sich Selke mit langem Bein geangelt und eigentlich eine zu schlechte Position gehabt, um aufs Tor zu schießen. Doch obgleich Rasmus Carstensen in der Nähe war und einen freien Schuss gehabt hätte, hatte der Angreifer selbst abgeschlossen und den Ball doppelt abgefälscht auf trudelnder Bahn im Heidenheimer Tor untergebracht. Das war zwar mehr Bierhoff 96 als Müller 74. Aber ein echter Mittelstürmertreffer.
Kurz nach der Halbzeitpause hatte Linton Maina die Chance auf das 2:0 vergeben, als er mit dem Ball frei auf das Heidenheimer Tor zugelaufen war. Wenig später der Ausgleich: Jan-Niklas Beste schlug eine seiner gefürchteten Ecken in den Kölner Strafraum. Timo Hübers hatte Pech, dass seine Abwehr vor Becks Füße fiel, der per Dropkick aus der Drehung mit viel Wucht und etwas Glück abschloss, denn sein Ball fand den Weg durch einen extrem schmalen Korridor.
Anschließend hatten die Gäste Spiel und Stadion beruhigt, die Partie war ihrem Ende entgegengetrieben, ohne dass Köln noch eine echte Drangphase hatte entwickeln können. Timo Schultz betonte hinterher das Positive. „Es ist jetzt definitiv ein Punkt mehr, obwohl wir gern drei geholt hätten. Ich fand uns in der ersten Halbzeit sehr kontrolliert. Umso ärgerlicher ist es, dass wir nach einem Standard das Tor kassiert haben. Ich würde sagen, dass der Punkt für beide Mannschaften verdient ist“, sagte der Coach.
Das Spiel seiner Mannschaft hatte er angepasst und um einige Meter nach hinten verlagert. Der FC war strukturierter aufgetreten als zuvor; kontrollierter, nachhaltiger. „Der Plan ist nicht ganz neu, wir spielen weiterhin elf gegen elf“, hatte der Trainer allerdings relativiert: „Wir wollen weiter draufgehen, aber auch Phasen haben, in denen wir uns gegen den Ball ausruhen, wenn der Gegner weit von unserem Tor weg und gerade nicht gefährlich ist“, beschrieb Schultz noch. Doch nach den Nachrichten des Sonntags muss er zunächst nach Wegen suchen, seine Offensive neu aufzustellen.