Trotz dreier Treffer im Derby gegen Mönchengladbach stellt der FC weiterhin die schwächste Offensive der Liga. Doch die Rückkehrer machen Hoffnung.
1. FC Köln vor LeipzigTrainer Timo Schultz darf auf neue Offensiv-Optionen hoffen
Timo Schultz hat erst eine Woche seiner Kölner Zeit mit Luca Waldschmidt auf demselben Rasen verbringen können. Am 4. Januar trat der Ostfriese seinen Dienst als Trainer des FC an, doch schon im Abschlusstraining vor dem Jahresauftakt gegen Heidenheim (1:1) erlitt Waldschmidt einen Anbruch des Wadenbeins. Zwei Monate sind seitdem vergangen, und am Dienstagmittag begann für den Offensivspieler die nächste Etappe auf dem Weg zurück in den Spielbetrieb: Gegen 12 Uhr betrat der 27-Jährige den Rasen. Er trug Fußballschuhe, was immer ein gutes Zeichen ist. Und tatsächlich nahm Waldschmidt kurz darauf unter Anleitung von Rehatrainer Leif Frach die Arbeit am Ball auf.
Für den Trainer könne es ja grundsätzlich nie schnell genug gehen, rief Schultz den Reportern am Trainingsplatz zu, doch der Trainer wirkte eher heiter als ungeduldig, als er Waldschmidts Schritte kommentierte.
Kapitän Florian Kainz hatte seinem Kollegen gar Applaus gespendet, als der frisch blondiert zur Arbeit geschritten war. Die Kölner Offensive bleibt auch nach den drei Treffern beim Remis in Mönchengladbach die erfolgloseste der Liga. Der FC kann vorn jede Option gebrauchen. Doch die Lage hat sich zuletzt deutlich aufgehellt. Nicht nur, weil Damion Downs (19) in Gladbach sein Premierentor in der Bundesliga geglückt war.
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Vor Waldschmidt war bereits Davie Selke zurückgekehrt. Der Mittelstürmer hatte gegen Heidenheim eine Fußverletzung erlitten und anschließend ebenfalls lange gefehlt, ehe er in Mönchengladbach sein Comeback gegeben hatte. Selke ist mit fünf Treffern Kölns bislang gefährlichster Angreifer. Am Freitag (20.30 Uhr) trifft der FC auf einen von Selkes Ex-Klubs. 53 Pflichtspiele (14 Tore) absolvierte er einst für RB Leipzig in der ersten und zweiten Liga.
Nach einer weiteren soliden Woche im Mannschaftstraining dürfte Selke bis Freitag bereit sein für einen Einsatz in der Startelf. „Er hat extrem viel Bock und will unbedingt, kann es aber auch selbst einschätzen. Das macht ihn ja auch aus. Er will immer Gas geben“, beschrieb Schultz bereits vor dem Spiel in Mönchengladbach. Den Mittelstürmer gegen Leverkusen noch pausieren und im Derby nur von der Bank kommen zu lassen, war die vernünftige Variante in einer grundsätzlich nicht allzu vernünftig mit körperlichen Ressourcen umgehenden Branche. Die Kölner hoffen nun, für ihre Vorsicht belohnt zu werden. Spätestens nach der Länderspielpause, die der 1. FC Köln mit einem Trainingslager in Spanien überbrücken wird, soll Selke wieder voll belastet werden. Möglicherweise aber schon am Freitag gegen Leipzig.
Denn trotz dreier Treffer präsentierte sich der Kölner Angriff auch im Borussia-Park nicht gerade zwingend. Florian Kainz war ein gutes Beispiel dafür. Gegen Leverkusen hatte der Kapitän noch 90 Minuten auf der Bank gesessen, auch wegen Thielmanns frühem Platzverweis und Diehls Verletzung. In Mönchengladbach standen nach einem mit 64 Minuten erneut eher kurzen Einsatz immerhin zwei Torvorlagen zu Buche. Allerdings keine, für die es einen Platz in den Jahresrückblicken geben wird. Zwar spielte Kainz den letzten Pass vor Alidous 1:0. Doch war das Tor vor allem eine Einzelleistung, die zudem extrem durch einen Torwartfehler begünstigt wurde.
Das 2:0 war ein Standard, den Alidou per Kopf veredelte. Wäre sich Schultz sicher gewesen, dass von Kainz noch deutlich mehr zu erwarten war, er hätte ihn wohl nicht so früh vom Platz geholt. Ein Torschuss und 33 Ballkontakte bedeuteten keine allzu beeindruckende Quote. Am Montag erreichte Kainz die nächste ernüchternde Nachricht: Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick rief den 27-maligen ÖFB-Auswahlspieler an und informierte ihn, dass er vorerst nicht im Kader für die beiden letzten Tests vor der Europameisterschaft stehen wird.
Schultz hatte zuletzt erklärt, er zähle vor allem in Spielen auf Kainz, in denen er viel Kölner Ballbesitz erwarte. Der fiel mit knapp mehr als 40 Prozent zwar auch in Mönchengladbach eher dürftig aus. Aber deutlich höher als die 22 Prozent gegen Bayer 04. Im Hinspiel in Leipzig waren die Kölner beim 0:6 nur 37 Prozent des Spiels am Ball, das spräche auch angesichts der Leipziger Formstärke dafür, wieder ohne Kainz zu beginnen. Zumal der laufstärkere Dejan Ljubicic nach Sperre zurückkehren wird, was Kainz Aussichten auf einen Platz im Zentrum einschränkt. Auf den Flügeln dürfte Schultz auf die Sprinter Alidou und Maina setzen, um die Leipziger Außenspieler zu beschäftigen.
Fraglich ist, ob Davie Selke es von Beginn an versuchen darf – und ob in seiner Nähe Sargis Adamyan spielen wird. Der Armenier wirkte nach seinem Pfostentreffer gegen Leverkusen auch in Mönchengladbach, als stehe sein erstes Bundesligator seit September 2022 unmittelbar bevor. Schultz traut dem 30-Jährigen viel zu. „Sargis hat auf allen Stationen nachgewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Dass er immer wieder Situationen kreieren kann, in denen er oder seine Mitspieler gefährlich werden. Wenn wir es schaffen, ihn im Strafraum noch häufiger an den Ball oder in die Nähe des Balls zu bringen, wird er sein Näschen unter Beweis stellen.“