AboAbonnieren

Derby-VorschauSo dramatisch ist die Lage beim rheinischen Rivalen

Lesezeit 3 Minuten
PIC BMG Schubert

Die Stimmung bei Borussia Mönchengladbach könnte besser sein.

Köln – Wenige Tage vor dem Derby reagiert Max Eberl gereizt. Nicht, weil ihn die anstehende Partie gegen den 1.FC Köln derart anspannt, sondern weil er immer wieder nach der Zukunft von André Schubert befragt wird.

"Es ist schon pervers, wenn wir darüber reden, ob ein Trainer entlassen werden könnte, der einen Klub in zehn Monaten vom letzten Platz in die Champions League geführt hat", erinnerte Eberl an Schuberts Anfänge. "Was ist dann mit dem nächsten Trainer, der nicht gleich mit fünf Siegen startet wie Schubert, sondern nur mit einem - muss ich den dann auch gleich wieder rauswerfen?"

Parallelen zur Vorsaison

Durch diese Aussage kommen unweigerlich Erinnerungen an die Vorsaison hoch. Aktuell ist die Borussia seit dem fünften Spieltag sieglos - das hat es zuletzt zu Beginn der vergangenen Spielzeit gegeben. Unter Lucien Favre wurden die ersten fünf Saisonspiele verloren, inklusive 0:1-Niederlage in Müngersdorf. Der Schweizer trat zurück, André Schubert übernahm als Interimstrainer - und startete eine Serie, die am Ende der Saison sogar die Champions-League-Qualifikation einbrachte.

Auch in dieser Saison sind Parallelen zur damaligen Situation erkennbar. Zwar starteten die Gladbacher besser in die aktuelle Runde, haben allerdings seit dem fünften Spieltag kein Spiel mehr gewonnen und nicht mehr getroffen. Extremes Verletzungspech, dadurch bedingte unterschiedliche Spielsysteme und die sich in dieser Saison deutlich bemerkbar machende Dreifachbelastung haben die unter Schubert so stürmische Borussia noch nicht wirklich in Tritt kommen lassen. Die Wende soll her, und dafür soll es nicht erst den Weckruf einer weiteren Niederlage im rheinischen Duell benötigen. "Ein Derbysieg kann uns nach vorne bringen", hatte Vizepräsident Rainer Bonhof kürzlich gesagt. Für die Borussia könnte es nach Wochen der Unzufriedenheit und Liga-Tristesse der erlösende Moment, eine Art Befreiungsschlag sein. Mit einem Derbysieg im Rücken will die Schubert-Elf einen Lauf starten, der sie bis zur Winterpause wieder auf die internationalen Ränge katapultiert. So zumindest in der Theorie.

Einige Leistungsträger stehen vor der Rückkehr

In der Praxis steht vor allem die erfreuliche Tatsache, dass Schubert mit Ausnahme von Hermann und Dominguez wieder auf fast alle Leistungsträger zurückgreifen kann. Besonders den Offensivkräften hat die Länderspielpause gut getan, wichtige Spieler wie Ibrahima Traoré oder Thorgan Hazard sollten frisch und regeneriert ins Derby gehen können.

Der wichtigste Rückkehrer ist allerdings Raffael. Der brasilianische Spielmacher soll die Lösung für die bislang oft uninspirierten Gladbacher Auftritte in der Offensive sein, ist bei voller Fitness absoluter Dreh- und Angelpunkt im Angriff. "Er gehört zu den offensivstarken Spielern, die das große Potenzial der Gladbacher bilden", weiß Kölns Marco Höger, der 2013 auf Schalke für eine Halbserie mit dem Ballkünstler zusammen spielte. "Für solch einen Spieler ist es natürlich nicht angenehm, wenn er jemanden auf den Socken stehen hat", scheint die Kölner Marschroute bereits klar vorgegeben.

Auf Dahoud ruhen alle Hoffnungen

Nach der Sperre von Nationalspieler Christoph Kramer ruhen zudem auch große Hoffnungen auf Mahmoud Dahoud. Der 20-Jährige machte bei Favres letztem Auftritt als Gladbach-Coach sein erstes Bundesligaspiel, mit dem Siegtreffer im Rückspiel ging sein Stern im Borussia-Park endgültig auf. Der hochbegabte Techniker steht ein wenig sinnbildlich für die bisherige Gladbacher Mannschaft dieser Saison: Hochveranlagt, jedoch oft inkonstant und noch nicht mit der Leichtigkeit und Unbeschwertheit wie in der Vorsaison.

Um dazu zurückzukehren, gäbe es aus Borussen-Sicht keinen besseren Zeitpunkt als pünktlich zum Derby gegen Köln. Ein Sieg könnte neue Kräfte freisetzen - und dafür sorgen, dass Max Eberl seinem Trainer erst einmal nicht mehr zur Seite springen muss.