Köln – Der 1. FC Köln hat am Samstag den bereits abgestiegenen FC Schalke 04 in Müngersdorf als Gegner – und zwei weitere Konkurrenten im Fernduell um den Klassenerhalt: Arminia Bielefeld spielt in Stuttgart, Werder Bremen empfängt Borussia Mönchengladbach. Für Köln, Bielefeld und Bremen ist noch alles möglich: Der direkte Abstieg ebenso wie der Relegationsplatz – und sogar die Rettung auf Rang 15. Die Motivationslage ist für die Beteiligten also klar, es geht um die Existenz. Allerdings gibt es für den FC zudem historische Gründe, der Konkurrenz die Relegation oder den direkten Abstieg an den Hals zu wünschen, die Schalker mit einer weiteren Niederlage aus der Saison zu jagen – und damit gleich dreifach Revanche zu nehmen.
Arminia Bielefeld
Der erste Abstieg des 1. FC Köln fand nach mehrjährigem Anlauf im Jahr 1998 in Bielefeld seine vorläufige Vollendung: Nach vier Niederlagen in Serie waren die Kölner noch einmal in Not geraten. Tausende Kölner reisten nach Bielefeld und sahen, wie Dorinel Munteanu ihre Mannschaft gegen längst abgestiegene Bielefelder nach einer Viertelstunde in Führung brachte. Zur zweiten Halbzeit brachte Ernst Middendorp für Stefan Kuntz den Joker Uwe Fuchs, der zuvor einige Jahre bei Fortuna Köln und später beim FC gespielt hatte, ohne dort glücklich zu werden. Auch in Bielefeld hatte Fuchs über zwei Jahre nur 25 Einsätze sammeln können. Doch nun drehte der Stürmer das Spiel innerhalb von 20 Minuten mit zwei Toren – erzielt gegen Andreas Menger, den heutigen Torwarttrainer des FC. Mit drei Punkten Rückstand und der deutlich schlechteren Tordifferenz gingen die Kölner ins letzte Saisonspiel gegen Leverkusen, nach einem 2:2 war der erste Abstieg perfekt.
Bielefeld hatte den dreimaligen Meister also mit in die Zweite Liga genommen, einen ähnlichen Plan könnten die Schalker am Samstag verfolgen. Ein Jahr später traf der FC dann in der Zweiten Liga zum Abschluss der völlig missratenen Premierensaison im Unterhaus wieder auf die Bielefelder, und zwar im Südstadion: Weil die Rolling Stones in Müngersdorf ihre Bühne aufbauen ließen, war das Spiel verlegt worden. Köln verlor mit Weltstar Bernd Schuster auf der Trainerbank 3:5 und wurde am Ende Zehnter.
Das größte Drama gegen Werder Bremen erlebte der 1. FC Köln am 22. Juni 1991. Im Berliner Olympiastadion trafen beide Vereine zum Pokalfinale aufeinander. Maurice Banach glich Dieter Eilts’ Führung in der 66. Minute aus. Im Elfmeterschießen vergab zunächst Andrzej Rudy, doch Illgner hielt gegen Klaus Allofs. Higl und Rufer trafen, dann verschoss Pierre Littbarski, das Endspiel war verloren. Es war die zehnte Finalteilnahme des viermaligen Pokalsiegers aus Köln, man durfte also durchaus davon ausgehen, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft die nächste Chance ergeben würde. Doch blieb es bis zum heutigen Tage das letzte Endspiel mit FC-Beteiligung. Horst Heldt, Kölns heutiger Sportchef, wurde in der 59. Minute eingewechselt, schoss aber keinen Elfmeter.
Das Kölner Verhältnis zum SV Werder blieb von problematischen Ergebnissen geprägt: Zwei seiner höchsten Niederlagen kassierte der FC an der Weser: Am vorletzten Spieltag der Abstiegssaison 2005/06 gingen die Kölner in Bremen 0:6 unter. Die jüngste Blamage in Bremen ist erst ein Jahr her: Zum Abschluss der vergangenen Saison reisten die frisch geretteten Kölner zum letzten Spiel nach Bremen, Trainer Markus Gisdol hatte seinen Leuten zuvor noch sehr deutlich erklärt, dass man der Bremer Konkurrenz im Abstiegskampf eine ordentliche Leistung schulde. Zudem wolle er keine Niederlage durch die Sommerpause schleppen. Und was tat seine Mannschaft? Kassierte eine 1:6-Klatsche und durfte noch dankbar nach Düsseldorf schauen. Denn weil die Fortuna es nicht geschafft hatte, den geforderten eigenen Sieg zu ihrer Rettung beizutragen, blieb die Kölner Verweigerung ohne Einfluss auf das Abstiegsrennen.
Schalke 04
Die Gelsenkirchener erlebeneine Saison, in der sie nie wirklich im Abstiegskampf steckten: Nach drei Niederlagen und 1:15 Toren war früh klar, wo die Reise hingehen würde. Keinmal in dieser Saison stand Schalke besser als auf Rang 17, ein Alptraum. Verdient, werden viele Kölner sagen: In der Nachholpartie des 27. Spieltags verloren die Kölner am 29. April 1998 im Parkstadion 0:1. Beim Stand von 0:0 hatte Schalkes Oliver Held in der 81. Minute einen Schuss des Kölners René Tretschok im Strafraum über das Tor geboxt und auf Nachfrage des Schiedsrichters Uwe Kemmling behauptet, den Ball mit dem Kopf geklärt zu haben – einen Videobeweis gab es erst viele Jahre später.
In der Schlussminute hatte Radoslav Latal für Schalke zum 1:0-Endstand getroffen. FC-Stürmerlegende Toni Polster sagte noch im Stadion, Held solle dafür „sein ganzes Leben kein Glück mehr haben“. Zumindest die Schalker hatten seither ein paar schwierige Episoden zu überstehen: Im Jahr 2001 verloren sie nach legendären vier Minuten und 38 Sekunden im Jubelrausch doch noch die Meisterschale an den FC Bayern. Nun erlebten sie eine historisch schwache Saison. Ob das genug Sühne ist für Helds Vergehen? Aus Kölner Sicht womöglich nicht – ein weiterer guter Grund, am Samstag mit großem Ernst ins Spiel zu gehen.