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FC vor Duell mit Hertha BSCJhon Córdobas Rückkehr nach Müngersdorf

Lesezeit 5 Minuten
Cordoba_Labbadia

Bruno Labbadia und Jhon Córdoba

Köln – In Berlin kann man sich seiner Zahlen nicht sicher sein, das gilt auch für Hertha BSC. Die Mannschaft ist nach dem 15. Spieltag Zwölfter mit 16 Punkten, vor einem Jahr standen die Hauptstädter zum gleichen Zeitpunkt mit 15 Punkten auf dem 13. Rang, es geht also aufwärts mit dem Klub aus der großen Stadt, könnte man angesichts der Ausbeute sagen.

Von einem positiven Trend ist in Berlin jedoch wenig zu spüren, im Gegenteil wurden die Reporter zu Beginn der Trainingswoche Zeugen einer bemerkenswerten Ansprache Bruno Labbadias, der seine Mannschaft nach dem 0:1 bei Arminia Bielefeld mit Teils derben Ausdrücken überzog. „Wir sind im Dreck gelandet“, konstatierte der Coach, der am Samstag mit der Hertha auf den 1. FC Köln trifft, dessen Kapitän er einst war.

Viel Geld in falschen Händen

Die Ansprüche an Labbadia sind hoch. Rund 300 Millionen Euro hat der Unternehmer Lars Windhorst seit Mitte 2018 in den Verein gesteckt. Gewaltige Summen im Profifußball sind kein Hindernis für sportlichen Erfolg, der FC Bayern beweist das Jahr für Jahr, und auch RB Leipzig oder Bayer 04 Leverkusen stehen sportlich gut da, bei aller Kritik am Geschäftsmodell der Werks- und Investorenklubs. Doch wachsende finanzielle Möglichkeiten hindern Verantwortliche im Fußball nicht daran, weiterhin falsche Entscheidungen zu treffen. Die Fehler werden dann nur noch teurer, und Berlin ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn viel Geld in die falschen Hände gerät.

Wackelt Labbadia?

Fünf Punkte steht Hertha BSC derzeit vor dem 1. FC Köln, der Trainer befindet sich damit in prekärer Lage. Labbadia (54) übernahm die Mannschaft in der Corona-Unterbrechung der vergangenen Saison, er war damals nach Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri bereits der vierte Cheftrainer der Spielzeit und schaffte es, die Hertha noch ins gesicherte Mittelfeld zu führen. Berlin schien bereit für den Angriff, doch daraus ist vorerst nichts geworden. Das scheint jedoch eher an einem Kader zu liegen, der ohne Blick auf innere Führung zusammengestellt wurde, als am Wirken des Trainers. Dabei schießt das viele Geld in Berlin durchaus Tore, Hertha BSC hat in dieser Saison nach 15 Spieltagen zehn Treffer mehr zu verzeichnen als die Kölner. Vier davon steuerte Jhon Córdoba bei, der Kolumbianer, der den FC in diesem Sommer verließ und dem Ruf der Hauptstadt folgte.

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Es war ein kurioser Wechsel. Córdoba, 2017 für 17 Millionen Euro von Mainz 05 zum FC gekommen, hatte schon zu Beginn des vergangenen Jahres mehrfach hinterlegt, lieber anderswo spielen zu wollen als in Köln, wobei es dem Angreifer vor allem um die Bezahlung gegangen war. Als Córdoba dann in diesem Sommer in sein letztes Kölner Vertragsjahr einbog, unterbreitete Horst Heldt dem Spieler und seinen Agenten zwar Angebote. Doch die deckten sich nicht mit den Vorstellungen der Spielerseite. Der FC befand sich damit in einer schwierigen Lage: Als im Herbst die Pflichtspielsaison begann, war Córdoba nur noch acht Monate von seinem Vertragsende entfernt, er hätte also bleiben und zur nächsten Spielzeit als ablösefreier Spieler einen noch lukrativeren Vertrag abschließen können. Dann wären den Kölnern rund 15 Millionen Euro Ablöse entgangen und damit Geld, auf das sie so dringend angewiesen waren wie auf Córdobas Tore.

Doppeltes Gehalt

Dass der Spieler im September dann tatsächlich noch einen Verein präsentierte, der bereit war, sein Kölner Salär zu verdoppeln und gleichzeitig die geforderte Ablöse zu zahlen, war dann für den FC zwar kein Weltuntergang. Doch hätten die Kölner gern mehr Zeit gehabt, ihre Offensive neu aufzustellen. So mussten sie im Schnellverfahren neues Personal verpflichten. Dass Sebastian Andersson, ein in der Bundesliga erprobter Mittelstürmer, nach verheißungsvollem Saisonstart eine Trainingsverletzung erlitt, die ihm noch viele Wochen zu schaffen machen wird, vertiefte die Probleme in der Offensive noch weiter.

Hinzu kam, dass man zwar bei Andersson auf Erfahrung im deutschen Profifußball gesetzt hatte, da es sich die Kölner nicht erlauben konnten, auf der zentralen Angriffsposition auf ihr Glück zu vertrauen. Bei ihren weiteren Transfers dagegen setzten sie auf das Prinzip Hoffnung: Dimitris Limnios hat zwar in jungen Jahren bereits mehr als 120 Erstligaspiele in Griechenland absolviert und ist griechischer A-Nationalspieler. Doch erst der 1. FC Köln wagte es, den 22-Jährigen in eine europäische Top-Liga zu holen und mit einem Vertrag bis 2024 auszustatten. Mit dem Ergebnis, dass Limnios in bislang acht Bundesliga-Einsätzen noch ohne Tor und Vorlage ist. Tolu Arokodare kam ebenfalls erst nach Beginn der Pflichtspielsaison zum FC, der 20-Jährige spielte zuvor in Lettland und galt als kleine Investition ohne Risiko. Da der Nigerianer aber nicht in der Regionalliga-Mannschaft eingesetzt werden kann, tun sich die Kölner schwer, sein Potenzial zu entfalten. Im Training deutete der 1,97 Meter große Stürmer zuletzt mehrfach an, dass er einen Einsatz womöglich eher verdient hat als Anthony Modeste, der zwar seit Wochen verletzungsfrei ist, aber um seine Form kämpft. Doch verzichtete Markus Gisdol zeitweise wohl auch aus Teamraison nicht auf den 32-jährigen Franzosen, dessen Einfluss auf die Mannschaft groß ist.

Cunha droht auszufallen

Doch auch die Berliner haben Schwierigkeiten in vorderster Linie: Matheus Cunha (21), mit sechs Toren und zwei Vorlagen bislang erfolgreichste Offensivkraft der Hertha, fehlte in Bielefeld wegen Leistenproblemen, die den Brasilianer immer wieder heimsuchen. Ob er gegen Köln wieder spielen kann, steht in Frage.