Der Kölner Sport-Geschäftsführer Christian Keller gibt einen Einblick in die Planungen und in seine Gefühlswelt nach einem turbulenten Jahr.
Köln darf wieder Spieler registrierenFC-Sportchef Keller kündigt zwei weitere Verpflichtungen an
Ein Jahr lang konnte der 1. FC Köln wegen der Fifa-Sperre nicht auf dem Transfermarkt agieren und Spieler registrieren. Das führte aber natürlich nicht dazu, dass die Verantwortlichen des Zweitligisten untätig blieben. Der Markt wurde sondiert wie eh und je. Die Kölner hatten schließlich genügend Zeit, die ab dem 1. Januar beginnende Transferphase vorzubereiten, in der der FC wieder mitmischen darf.
Doch bisher konnte der FC erst eine Verpflichtung realisieren, Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic (24, Sturm Graz) schließt sich zur Rückrunde dem Bundesliga-Absteiger an. „Die Erwartungshaltung an diese Winterperiode ist natürlich sehr hoch. Du kannst die Transferperiode lange vorbereiten, aber am Ende hängt alles auch daran, welcher Klub bereit ist, einen Spieler abzugeben. Wir hatten lange Zeit und sind gut vorbereitet – die Entscheidung über einen Transfer liegt aber nicht nur bei uns, sondern immer auch beim abgebenden Klub“, versucht sich jetzt Sport-Geschäftsführer Christian Keller auf „fc.de“ in einem Erklärungsansatz. Die Winter-Transferperiode, sie gilt ohnehin als deutlich komplizierter als die im Sommer. Eine weitere Schwierigkeit aus Sicht des Sportchefs: „Ein weiterer Faktor ist, dass wir aktuell in der 2. Bundesliga und nicht in der Bundesliga spielen – auch das schränkt den Markt ein.“
1. FC Köln: Sportchef kündigt zwei weitere Verpflichtungen an
Keller kündigt aber zugleich an, dass der Tabellenführer im Januar zwei weitere Spieler verpflichten will. Wie von dieser Zeitung berichtet, soll neben einem Mittelstürmer auch ein Innenverteidiger zum Geißbockheim wechseln. „Konkret wollen wir durch die erneute schwere Verletzung von Luca Kilian (Kreuzbandriss, d. Red.) einen Innenverteidiger dazunehmen. Und auch, wenn wir mit der Entwicklung unserer jungen Stürmer sehr zufrieden sind, würden wir gerne noch einen Neuner holen“, so Keller. Die Mannschaft sei gut, jetzt füge man „noch ein paar Zutaten“ hinzu, die den FC weiterbrächten.
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Abstand genommen hat der FC offenbar von einem Transfer von Gregory Wüthrich. Die Krankenakte des immerhin schon 30-jährigen Innenverteidiger von Sturm Graz, der immer wieder von Knieverletzungen ausgebremst wurde, hat die Kölner offenbar abgeschreckt. In der Schwebe hängt weiterhin der Transfer von Stürmer Ivan Prtajin, der nach der Demission von Trainer Bo Svensson zwischen einem Verbleib bei Union Berlin, einem Wechsel nach Köln oder zu Hannover 96 schwankt, das seit über einem Jahr am 28-jährigen Kroaten interessiert sein soll. Doch Keller und Co. prüfen auch Alternativen zu Prtajin.
Aber auch auf der Abgangsseite soll es Veränderungen geben. Die chancenlosen Sargis Adamyan und Florian Dietz können den FC verlassen, für Jaka Cuber Potocnik und Elias Bakatukanda wird offenbar ein Ausleihgeschäft geprüft. „Es ist sicher die eine oder andere Leihe angestrebt – bei erfahreneren Spielern mit einer unbefriedigenden Situation oder bei jungen Spielern, die wir über mehr Spielpraxis gezielt fördern möchten“, sagt der Sportchef.
Keller über Kritik: „Ich selbst weiß, worauf ich mich eingelassen habe“
Keller gab zudem einen Einblick in seine Gefühlswelt. Die Kritik am 46-Jährigen war nach der Transfersperre, dem Abstieg und dem Fehlstart in der 2. Bundesliga enorm. Der Sportchef wurde von vielen als Hauptverantwortlicher für den Absturz ausgemacht, manchmal sogar angefeindet. Keller sagt dazu: „Aus der Fanperspektive zählt – natürlich nachvollziehbar – in erster Linie das, was sportlich auf dem Platz passiert. Aber wenn man einen Klub finanzwirtschaftlich saniert und in zentralen organisatorisch-kulturellen Aspekten verändert, wird der sportliche Erfolg erst einmal hintenanstehen müssen und erst mit Zeitversatz wieder nachziehen. Die Kritik richtet sich auf meine Funktion. Dabei hilft mir ein hohes Maß an Resilienz.“
Aktuell ist diese Kritik nach der jüngsten Siegesserie der Mannschaft von Trainer Gerhard Struber und dem Sprung kurz vor Weihnachten an die Tabellenspitze wieder leiser geworden. Davon zeigt sich Keller auch aus folgendem Grund erfreut: „Mich berührt es am meisten, wenn ich sehe, dass es mein Umfeld berührt. Das beginnt natürlich bei der Familie. Meine Eltern waren beim Paderborn-Spiel zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder im Stadion. Das war für sie natürlich kein Vergnügen, denn als Eltern machen sie sich – egal wie alt man ist – natürlich Sorgen um ihr Kind. Es geht weiter mit dem Freundeskreis und in die Belegschaft rein.“ Doch er selbst wisse eben, „worauf ich mich eingelassen habe”, ergänzt der FC-Manager. „Mir macht das nichts aus und wenn es mich doch einmal trifft, dann mache ich Sport und danach geht es mir wieder besser. Wenn mir diese Kritik etwas ausmachen würde, dann könnte ich den Job nicht machen.”