Nach dem trüben 0:4 daheim gegen Dortmund schwindet die Kölner Hoffnung auf den Klassenerhalt.
Kommentar zum 1. FC KölnEine neue Stufe der Hilflosigkeit
Als der 1. FC Köln noch Spieler verpflichten durfte, holte man im Winter vor einem Jahr Davie Selke, weil man nach einer halben Saison bemerkt hatte, dass es mit dem vorhandenen Personal nicht weitergehen konnte.
Selke gilt als verletzungsanfällig, in den mittlerweile mehr als zehn Jahren seit seinem Bundesligadebüt hat der Stürmer noch nie mehr als zehn Saisontore erzielt. Und Stammspieler war er auch nur selten. Doch beim FC hat er in einer Mannschaft, die offensiv große Schwierigkeiten hat, durchaus Zählbares vorzuweisen. Es ist zwar nicht schwierig, in einer rekordverdächtig harmlosen Mannschaft der gefährlichste Angreifer zu sein. Doch die fünf Treffer, die Selke in der Hinrunde zur niederschmetternden Bilanz beitrug, sind nicht von der Hand zu weisen. Zwar zeigte der 28-Jährige ein paar schaurige Leistungen. Aber da war auch keiner, der nachhaltig den Eindruck erweckte, es besser machen zu können.
Und genau da liegt das aktuelle Kölner Problem. Denn Selke ist derzeit wieder verletzt. Als der 1. FC Köln im Sommer 2023 das Ende der Transferfrist verstreichen ließ, ohne einen Stürmer verpflichtet zu haben, war mancher Beobachter verblüfft: Mit Selke in die Saison zu gehen, ohne einen tauglichen Ersatz zu haben, schien riskant genug. Angesichts der drohenden Transfersperre zudem womöglich bis Januar 2025 keine Anpassungen vornehmen zu können, schien untragbar.
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Doch am Geißbockheim war man zufrieden mit sich und der Kaderplanung – außerdem zeigte man sich optimistisch, vor dem Internationalen Sportgerichtshof etwas erreichen zu können, was sich angesichts einer absurden Strategie jedoch als fataler Trugschluss erwies.
Das Resultat der Tatenlosigkeit des vergangenen Sommers zeigte sich am Samstag mit voller Härte: Die Kölner sind mit zwei Ersatzstürmern für Selke in die Saison gegangen, und im Vorlauf des Rückrundenauftakts war viel darüber spekuliert wurde, ob die Wahl nun auf Steffen Tigges fallen würde oder doch auf Florian Dietz.
Dass Trainer Timo Schultz diese Frage beantwortete, indem er weder den einen noch den anderen aufstellte und es stattdessen mit Jan Thielmann als Mittelstürmer probierte und daneben Florian Kainz, den er erklärtermaßen lieber auf der linken Seite sieht, dokumentierte spektakulär die Not im Kölner Kader.
Die Werte der Mannschaft waren zwar ordentlich, der taktische Ansatz nachvollziehbar. Doch der Kölner Vortrag auf dem Rasen bedeutete am Samstag gegen beileibe nicht gefestigte Dortmunder eine neue Stufe der Hilflosigkeit.
Und das betraf nur die Sturmspitze. In anderen Mannschaftsteilen sieht es nicht viel besser aus. Lange Zeit hatte festgestanden, dass der 1. FC Köln Ellyes Skhiri verlieren würde. Doch gelang es nicht, tauglichen Ersatz zu verpflichten. Immerhin kam Jacob Christensen am Samstag zu seinem Bundesliga-Debüt – am 18. Spieltag. Und auch die Abwehrkette ist brüchig.
Kein Kampf, keine Emotion
Der FC präsentierte sich gegen Dortmund außer Stande, eine Atmosphäre zu gestalten, die an Abstiegskampf erinnerte. Stattdessen verfiel das Stadion in fassungsloses Schweigen, das auch dadurch nicht gelindert wurde, dass die Südtribüne die FC-Profis zum Abschied mit Applaus bedachte.
Wer seinen Blick am Samstag über die Ränge Müngersdorfs und den Rasen schweifen ließ, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es kaum reichen wird in diesem Jahr.