Sinsheim/Köln – Es ist nicht fair, das Unglück einer Fußballmannschaft an einem einzelnen Spieler festzumachen, zumal an einem eingewechselten. Doch was Anthony Modeste am Sonntagabend im Spiel des 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim widerfuhr, passte gut zu dieser Partie, die Köln 0:3 verlor, ohne die deutlich schlechtere Mannschaft gewesen zu sein. Modeste, nach einer Stunde beim Stand von 0:2 als Träger der letzten Hoffnung eingewechselt, verursachte in der 74. Minute mit einer stümperhaften Abwehraktion den Elfmeter, den Andrej Kramaric zur Entscheidung nutzte. Fünf Minuten später vergab der Franzose selbst einen Strafstoß, und begrub damit die Partie. „Wenn du solche Gegentore bekommst, kannst du nicht gewinnen“, sagte Marius Wolf hinterher, sein Kollege Dominick Drexler stimmte zu: „Wir haben zwei Elfmeter hergeschenkt. Wir müssen viel konsequenter unseren Plan verfolgen.“
„Viel zu einfach“
Vorn ohne Glück, vor dem eigenen Tor nicht konsequent. Gisdols Mannschaft konnte nach dem 2:1-Erfolg über Schalke 04 nicht nachlegen und steckt weiter tief im Abstiegskampf. „Wie wir die Tore bekommen haben, das ist viel zu einfach. Da kannst du spielen, wie du magst – da holst du keine Punkte. Heute ist der große Kritikpunkt unsere Verteidigung. Der Gegner hat unsere Schwäche brutal ausgenutzt“, sagte FC-Trainer Markus Gisdol. Auf die Frage, ob er seinen Spielern zustimme, „dumm verteidigt“ zu haben, antwortete der Coach: „Zu hundert Prozent“.
Die Partie war für die Kölner schon nach gut fünf Minuten kaum mehr zu gewinnen. Hoffenheims Bebou kam im Strafraum an den Ball, drehte sich und schloss schnell mit dem linken Fuß ab. Sava Cestic stand im Weg, was durchaus sein Job ist. Allerdings haben die Kölner in dieser Saison zu oft schlechte Erfahrungen mit Handspielen im eigenen Strafraum gemacht, daher sind die Verteidiger angehalten, die Arme hinter den Rücken zu nehmen, wenn der Gegner ihr Tor ins Visier nimmt. Doch Cestic streckte beide Arme aus, was ein Handspiel und einen Elfmeterpfiff zur Folge hatte. Kramaric verwandelte, es stand 0:1. Für eine Mannschaft, die wie der FC in dieser Saison enorme Schwierigkeiten in der Offensive hat, ist das ein Schaden, der kaum noch zu beheben ist.
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Die Kölner hielten auch nach dem Rückstand an ihrem Plan fest, das Spiel über die Außen irgendwie in die Hälfte des Gegners zu tragen. Doch selbst wenn einmal etwas gelang, war in der Mitte niemand, um für Gefahr zu sorgen. Die Strafraumbesetzung müsse besser werden, hatte Gisdol nach dem Spiel gegen Schalke gesagt. Doch wer genau sich vor dem Hoffenheimer Tor postieren sollte, erschloss sich nicht.
Zwar fiel der FC nicht auseinander. Während allerdings alles ohne Ertrag blieb, was Köln nach vorn versuchte, gelang der TSG ein viel zu leichtes zweites Tor: Nach einem Eckball köpfte Cestic den Ball in die gefährliche Zone am Strafraum. Gacinovic zog ab, Baumgartner verlängerte mit dem Absatz ins Tor – 0:2.
Frühe Wechsel
Gisdol wechselte, Cestic musste nach einer halben Stunde vom Platz, schon auf Schalke hatte der 19-Jährige seinem Trainer eigentlich klare Signale gesendet, dass er derzeit kein Mann für die Startelf ist. Auch Kingsley Ehizibue hatte bereits am Mittwoch einen wackeligen Auftritt geboten, beide mussten nach dem 0:2 runter, Meré und Thielmann kamen.
Der FC war durch billige Treffer in Rückstand geraten, hatte aber ausreichend Spielanteile und sogar die Chancen, die Partie auszugleichen: Zunächst scheiterte Marius Wolf aus kurzer Distanz an TSG-Keeper Baumann, dann verlängerte Wolf einen Eckball vom Fünfmeterraum an den Pfosten. Die Kölner agierten in beiden Strafräumen extrem unglücklich.
Ausgeglichenes Spiel
Auch nach dem Seitenwechsel war Gisdols Elf wenig vorzuwerfen. Es blieb ein ausgeglichenes Spiel, doch fehlten die Mittel, entscheidend zurückzuschlagen. Es verlieh dem Geschehen eine gewisse Tragik, dass Anthony Modeste für das Aus aller Kölner Hoffnungen sorgte. Sein Elfmeter war nicht einmal schlecht geschossen, doch Baumann parierte den Versuch des Franzosen. Der FC bleibt damit auf dem Relegationsplatz, hat aber am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) daheim gegen Arminia Bielefeld die nächste Chance, sich auf Rang 15 zu verbessern.