Herr Stöger, was glauben Sie: Wie werden Sie am Freitagabend in Köln empfangen?Ich weiß es nicht. Für mich ist es sogar noch spannender, wie es mir dabei geht, wie ich mich fühle. Denn für mich ist das natürlich ein sehr spezielles Spiel. Ich wohne in Dortmund im Hotel, bin aber weiterhin auch in Köln und pendele oft. Die Leute in Köln sind weiter nett zu mir, Anfeindungen habe ich keine festgestellt. Aber natürlich wird es auch Fans geben, die sagen werden: Zum Glück ist der weg.
Haben Sie Verständnis dafür, dass es auch Kritik an Ihrem sehr schnellen Wechsel nach Dortmund gab?Auf der einen Seite verstehe ich die Kritik, ja. Aber auf der anderen kam das auch für mich ja alles überraschend und ist sehr schnell gegangen. Der BVB hatte mich tags zuvor informiert, dass man womöglich mit mir sprechen möchte, wenn wirklich etwas in diesem Bremen-Spiel passiert, womit ja ernsthaft kein Mensch gerechnet hat. Weil ich jedenfalls damit nicht gerechnet habe, bin ich an besagtem Samstag von Köln nach Wien zu meiner Mutter geflogen. Und das Erste, was ich sah, als ich aus dem Flieger kam, war eine Nachricht von meiner Freundin (Ulrike Kriegler, d. Red.), in der stand: 1:2. Wenn ich höre, dass sei von mir alles so geplant gewesen, kann ich nur sagen, dass das Schwachsinn ist. Der FC hatte mich entlassen – und ich habe irgendwann das Angebot aus Dortmund bekommen.
Es ging aber schon sehr schnell. Kann man ein Angebot vom BVB gar nicht ausschlagen?Natürlich ist der BVB ein richtig toller Klub! Ich bin sehr froh, hier zu sein. Das ging aber auch nur, weil ich nach der Zeit beim FC kein Gefühl der Leere oder Kraftlosigkeit verspürt hatte. Im vergangenen Sommer, nach Platz fünf beim FC, war das vielleicht kurz mal anders. Jetzt aber nicht, ich habe große Lust, ansonsten hätte ich die Aufgabe doch gar nicht angenommen.
Nie an eine Auszeit gedacht?Doch, anfangs schon. Aber noch einmal: Das war ja alles von mir auch so nicht geplant.
Der Vorwurf existiert trotzdem in Köln, dass Sie sich schon länger mit dem BVB einig waren.Wie krank wäre es, wenn ich das vorab geplant und meinen Co-Trainer Manfred Schmid dennoch in eine schwere Hüft-OP geschickt hätte?! Glaubt jemand wirklich, dass ich zu ihm gesagt habe „Du Manni, wir sind dann jetzt weg, aber wir müssen schauen, dass uns jeder glaubt, dass wir nicht schon seit drei Wochen mit dem BVB reden. Mach bitte jetzt deine Hüfte und fall nach der Operation erst mal länger aus“. Ganz ehrlich: Mit solchen Gedanken kann ich nichts anfangen.“
Im Sommer haben die Dortmunder Verantwortlichen Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc aber doch mit Ihnen gesprochen.Ja, aber wir hatten alle schnell gemerkt, dass der Zeitpunkt einfach nicht passt. Ich wollte auch nicht vom FC weg. Aber das Gespräch war gut, und die Dortmunder Verantwortlichen hatten sich wohl daran erinnert.
Hätten Sie sich nach der lange so erfolgreichen Zeit nicht einen sauberen Abgang aus Köln gewünscht?Aus meiner Sicht war es am Ende eine klare Geschichte. Das Trainerteam hatte alles probiert, auch mit den Verantwortlichen wie Alexander Wehrle (FC-Geschäftsführer, d. Red.) hatten wir uns immer wieder ausgetauscht. Die Situation war schwierig, der Punktestand ganz schlecht. Es hat sich aber keiner aus der Verantwortung gestohlen, unsauber war das nicht.
Dennoch hatten Sie auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim FC Schalke in der Trainerfrage unmissverständlich Klarheit von den Kölner Verantwortlichen eingefordert.Ja, der FC hätte in Bezug auf die Zusammenarbeit mit uns ja auch alle Möglichkeiten gehabt – wenn er denn gewollt hätte. Ich kann aber auch verstehen, dass drei geholte Punkte kein Ruhmesblatt sind.
War Ihr Verhältnis zum ehemaligen FC-Manager Jörg Schmadtke am Ende wirklich so schlecht?Es ist nicht so, dass wir in den letzten Wochen und Monaten kaum noch miteinander gesprochen und nur noch Streit hatten. Für das Sportliche waren aber nun einmal Jörg und ich in erster Linie verantwortlich, und da haben wir Fehler gemacht. Jörg hat mich nun kontaktiert, ich werde ihn in der nächsten Woche anrufen und möchte mich mal mit ihm zusammensetzen.
Ist es eigentlich komisch für Sie, dass der FC nach der Trennung von Ihnen zehn Punkte geholt hat?Manni und ich freuen uns wirklich darüber. Wie für jeden anderen auch kommt das etwas überraschend, aber die Kölner machen es auch wirklich gut.
Was ist noch möglich für den FC?Es ist noch etwas Außergewöhnliches möglich – und das wäre die Rettung, ja. Die Aufgabe ist weiterhin schwer. Mit den Fans im Rücken und den zurückgekehrten Spielern kann es der FC aber noch schaffen – auch wenn ich natürlich hoffe, dass der FC am Freitag gegen uns nichts holt. Ich bin nicht so eitel, um zu sagen: Wenn ich es vielleicht nicht mehr hinbekommen habe, dann sollen es die Nachfolger auch nicht schaffen. Nein, ganz im Gegenteil, ich hätte richtigen Spaß, sollte die Mannschaft den Klassenerhalt noch schaffen!
Ihr Trainerteam ist in Dortmund fast wiedervereint, der BVB hat Alexander Bade als Assistenztrainer verpflichtet.Ich war überrascht vom schnellen Aus von Alex beim FC und konnte es auch nicht ganz nachvollziehen. Der Verein wollte wohl in Sachen Trainerteam einen klaren Schnitt machen. Ich schätze Alex als ganz loyalen Fachmann, auf den ich mich immer verlassen kann, und freue mich, dass er jetzt hier ist.