Trotz Transfersperre gibt es beim FC viel zu tun – die sportliche Leitung sucht ein neues Trainerteam und probiert, Bestandsspieler zu halten.
Trainerstab, Schwäbe, Urbig und mehrDiese Baustellen muss der 1. FC Köln schnellstmöglich angehen
Als der 1. FC Köln zu Wochenbeginn die Trennung von Timo Schultz sowie zweier Co-Trainer bekanntgab, um „einen kompletten Neuanfang auf der Cheftrainer- und den Co-Trainerpositionen zu ermöglichen“, beschloss der Verein seine Mitteilung mit einem Satz, den man leicht überlesen konnte: „Die Suche nach einem Trainerstab soll bis zum Vorbereitungsstart abgeschlossen sein“, hieß es da.
Das klingt zunächst logisch, denn welcher professionelle Fußballklub startet schon gern ohne Trainerstab in eine Serie. Wobei: Im Januar passierte dem 1. FC Köln genau das. Damals hatte sich der Klub in der Woche vor Weihnachten von Steffen Baumgart getrennt. Dann aber bis zum Trainingsauftakt nach der Winterpause keinen neuen Mann gefunden und stattdessen André Pawlak die erste Einheit leiten lassen.
Pawlak war beim FC grundsätzlich vorgesehen als Konstante in einem wankelmütigen Geschäft. Legendär, wie er im April 2021 mit Friedhelm Funkel am Geißbockheim vorfuhr: Pawlak und der als Retter auserkorene Trainer hatten sich zuvor auf das weitere Vorgehen verständigt. Bis zur Rettung in der Relegation hatte Pawlak dann überwiegend die Trainingsarbeit übernommen, während Funkel seine Magie entfaltet hatte.
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Schon im April 2019 hatte Pawlak die FC-Profis für die letzten drei Spieltage übernommen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Markus Anfang trotz ausreichender Punkteausbeute nicht der Mann war, mit dem der 1. FC Köln aufsteigen wollte. Mit einem 4:0 im ersten Spiel sicherte Pawlak in Fürth den direkten Wiederaufstieg. Anschließend ging er zurück auf die Assistentenstelle, wo er fünf Cheftrainern diente, ehe nun die Trennung vollzogen wurde. Pawlak wird künftig beim Deutschen Fußball-Bund in der Jugendarbeit wirken.
In Ermangelung eines Dauer-Lückenfüllers wäre es nun also dringend notwendig, einen neuen Coach gefunden zu haben, wenn die Mannschaft aus dem Urlaub zurückkehrt. Allerdings wäre es noch ratsamer, die Suche früher abgeschlossen zu haben. Schließlich werden in den kommenden Tagen zahlreiche FC-Profis entscheiden müssen, ob sie beim FC bleiben oder stattdessen ihre Ausstiegsklauseln aktivieren wollen, die es ihnen erlauben, den Verein für eine festgeschriebene Summe zu verlassen. Wer der neue Trainer wird, was er mit den Spielern vorhat, welche Philosophie er verfolgt – das dürfte bei manchem Profi durchaus Einfluss auf die Entscheidung haben. Jeff Chabot hat bereits ein Angebot angenommen, das er nicht ablehnen konnte: Der VfB Stuttgart ist als Vizemeister in die Champions League eingezogen, für den 26-jährigen Innenverteidiger bedeutet der Wechsel sportlich wie finanziell einen Schritt in ein neues Leben. Nach einem Bericht der „Sport Bild“ hat auch Marvin Schwäbe dem Verein mitgeteilt, dass er seine Zukunft nicht in der Zweiten Liga sieht. Der 29-Jährige hat eine ordentliche Saison gespielt und darf wie Chabot für vier Millionen Euro gehen.
Zur neuen Saison wird Jonas Urbig nach zwei Leihen ans Geißbockheim zurückkehren. Der 20-Jährige hat in Regensburg und Fürth in anderthalb Spielzeiten insgesamt 51 Pflichtspiele absolviert und seinen Ruf als Kölner „Kronprinz“ bestätigt. Die Vorstellung, mit zwei derart qualifizierten Keepern in die Zweitliga-Vorbereitung zu starten, wäre absurd. Offenbar auch für Schwäbe, der zuletzt erklärt hatte: „Ob da jetzt ein offener Konkurrenzkampf ausgesprochen wurde oder nicht, sei dahingestellt. Mir wurde es anders gesagt.“ Urbig, gebürtiger Euskirchener, ist talentiert genug, um längst im Scouting internationaler Spitzenklubs aufzutauchen. Womöglich ist er längst zu gut für eine weitere Saison in der Zweiten Liga – und sei es mit seinem Heimatverein 1. FC Köln. Auch Urbig dürfte zeitnah interessieren, mit welchen Trainern er künftig arbeiten wird.
Wer bleibt, wer geht?
Dasselbe gilt für seine Kollegen Timo Hübers, Eric Martel, Florian Kainz, Jan Thielmann und Linton Maina, die ebenfalls die Möglichkeit haben, den 1. FC Köln per Klausel zu verlassen. Davie Selkes Vertrag ist mit dem Abstieg ungültig geworden, der Mittelstürmer könnte sich allerdings angesichts seiner familiären Situation gut vorstellen, in Köln zu bleiben. Allerdings locken lukrative Angebote, vor allem im Vergleich zum zu erwartenden Zweitliga-Salär in Köln. Die Klub-Verantwortlichen haben angekündigt, die Saison im Unterhaus mit einem mindestens ausgeglichenen Ergebnis abschließen zu können. Da würde Selke drastische Abstriche machen müssen.
Dasselbe gilt für Luca Waldschmidt, der in der vergangenen Saison einen Großteil seiner Einkünfte weiterhin aus Wolfsburg bezog, von wo er ausgeliehen war. In Köln könnte er nur einen Bruchteil davon beziehen, zumal ihm wenig Interesse an der Zweiten Liga nachgesagt wird. Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen, der wegen seines Tempos im Unterhaus womöglich gut aufgehoben sein wird, ist bislang ebenfalls nur ausgeliehen. Im Januar sagte Christian Keller, die Wahrscheinlichkeit, die Kaufoption zu ziehen, liege bei 100 Prozent. Zwar kam Carstensen in der Rückrunde kaum mehr zum Einsatz.
Weiterer Rechtsverteidiger könnte Benno Schmitz sein. Dem Dienst-ältesten Kölner Profi liegt schon länger ein neuer Vertrag vor, doch zögert der Bayer mit einer Unterschrift. Der 29-Jährige wünscht sich offenbar mehr als nur einen Einjahresvertrag mit an die Zahl seiner Einsätze gekoppelten Option auf ein weiteres.
Am ehesten wurden zuletzt im Geißbockheim Timo Hübers Wechselgedanken nachgesagt. Der 27-Jährige gilt als Kandidat für einen Wechsel ins Ausland, damit verlöre der FC seinen zweiten Stamm-Innenverteidiger. Es blieben zunächst Dominique Heintz sowie der von seiner Leihe aus Kaiserslautern zurückkehrende Nikola Soldo, der allerdings unter Friedhelm Funkel am Betzenberg kaum mehr Einsatzzeiten hatte. Luca Kilian wird nach seinem Kreuzbandriss noch bis weit in die neue Saison ausfallen. Es blieben die Nachwuchsspieler Elias Bakatukanda und Rijad Smajic, das Verteidigerduo der Regionalliga-Mannschaft. Die 20-Jährigen sind bislang ohne Bundesliga-Einsatz.
Im Geißbockheim hofft man nun, zeitnah gute Nachrichten verbreiten zu können – in Zeiten der Transfersperre sind nicht aktivierte Klauseln oder neue Verträge mit Bestandsspielern die wichtigsten Aufgaben der sportlichen Leitung.
Neben der Verpflichtung eines Trainerstabs.