- Für den 1. FC Köln waren die Rheinhessen in der Fremde bisher ein Angstgegner.
- Der Vorletzte aus Mainz ist aber nicht in Form und kassierte schon 18 Gegentore.
- FC-Sportchef Armin Veh wird sich wohl nach dem zehnten Pflichtspiel erklären, wie es um seine Zukunft steht.
Köln – Wer Fan des 1. FC Köln ist oder gar der Profi-Abteilung angehört, der konnte den Narrhalla-Marsch in den vergangenen Jahren nicht mehr ertragen. Die ersten Takte eines der bedeutendsten Musikstücke der Mainzer Fastnacht erklingen nach jedem Tor des FSV Mainz 05 – auch in dieser Saison. In den vergangenen Jahren bekamen die Kölner den Marsch viel zu oft zu Gehör.
Denn für den FC sind die Rheinhessen in der Fremde bisher ein Angstgegner. Die Kölner verloren sechs der vergangenen acht Bundesliga-Auswärtsspiele in Mainz. Der FSV bewahrte in den 16 Bundesliga-Spielen gegen den FC acht Mal die Weiße Weste – öfter als gegen jeden anderen Gegner im Oberhaus. Und in diesen Duellen kassierten die Mainzer nur 15 Tore (0,9 im Schnitt) – nur gegen Düsseldorf hat der FSV einen geringeren Gegentorschnitt.
Beim 1. FC Köln sind Spieler und Verantwortlichen aber guten Mutes, dass sie am Freitagabend ab 20.30 Uhr ihre schlechte Bilanz in Mainz aufbessern können und anstelle des Narhalla-Marsches die Gesänge der über 4000 mitgereisten FC-Fans zu hören sein werden. Nach dem verpatzten Saisonstart hat der Aufsteiger in den vergangenen beiden Partien beim FC Schalke 04 (1:1) und gegen den SC Paderborn (3:0) nicht nur vier Punkte geholt, sondern auch seine Leistung merklich gesteigert.
Mainz kassierte schon zehn Tore nach der 75. Minute
Die Brust ist wieder breiter geworden, zudem verbreitet der Gegner in seiner derzeitigen Verfassung auch wahrlich keine Angst und keinen Schrecken. Das Team von Trainer Sandro Schwarz kassierte in den ersten acht Bundesliga-Spielen schon 18 Gegentore – das ist eingestellter Vereinsnegativrekord und zuvor nur in der Saison 2011/12 der Fall gewesen. In der Schlussviertelstunde fing sich der FSV bereits schier unfassbare zehn Gegentore – noch nie in der gesamten Bundesliga-Historie war ein Team nach acht Partien in den letzten 15 Minuten anfälliger. In dieser Phase erzielte der FC immerhin vier seiner acht Tore.
Kölns Trainer Achim Beierlorzer werden etliche Statistiken sicherlich zugetragen worden sein, er schöpft aber vielmehr Zuversicht aus der Verfassung seines Teams. „Die Mainzer haben eigentlich eine spielstarke Mannschaft, aber das können sie momentan noch nicht so umsetzen. Sie sind noch nicht so zufrieden, was nachvollziehbar ist, wenn die Punkte fehlen“, sagte der Trainer am Mittwoch. Aber ob seine Elf etwas Zählbares mitnehmen könne, das liege vor allem an ihr selbst: „Wir müssen unser Spiel durchbringen. Das hat jetzt zwei Spiele gut funktioniert. Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren.“
Beierlorzer lässt wohl erneut dieselbe Startelf ran
Die anstehenden neun Tage mit drei Auswärtsspielen in Mainz, am Dienstag im Pokal in Saarbrücken und am Sonntag im Derby in Düsseldorf seien ganz wichtig für sein Team. Mit Rückenwind geht der FC die Aufgaben an. „Jetzt wollen wir eine Serie starten. Wir wollen das kleine Pflänzchen, dass wir in diesen Spielen aufgezogen haben, zum Blühen bringen und etwas Großes daraus entstehen lassen“, formulierte Beierlorzer blumig. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass der Trainer zum dritten Mal in Folge dieselbe Startelf aufbieten wird, daran ließ der 51-Jährigen keinen großen Zweifel: „Es ist gut, wenn vieles passt. Dann kann man auch zum dritten Mal die gleiche Mannschaft spielen lassen.“
Das heißt wiederum für arrivierte Spieler wie Anthony Modeste, Jhon Córdoba oder Marco Höger, dass sie sich erneut vorerst auf der Bank wiederfinden.
Der Frust der Namhaften könnte, aber muss nicht zwingend zu einem Problem werden. Ein andere viel diskutierte Personalie sollte sich alsbald klären: Armin Veh wird sich wohl nach den folgenden drei Spielen erklären und die Frage beantworten, ob er gedenkt, seinen im Sommer 2020 auslaufenden Vertrag als Geschäftsführer Sport zu verlängern. Schon zu Saisonbeginn war vereinbart worden, dass die Vereinsführung nach zehn Pflichtspielen ein erstes Resümee ziehen wird. Daran will sich auch Veh halten. Druck auf Veh vom neuen Vorstand und den weiteren vier Mitgliedern im Gemeinsamen Ausschuss, der darüber entscheidet, gibt es nach Informationen dieser Zeitung nicht. Noch nicht. Aber allen ist auch klar, dass die extrem wichtige Personalie des Sportchefs auf jeden Fall bis zur Winterpause geklärt sein muss, besser noch eher.
Vehs Aussagen klangen zuletzt eher nach Abschied
Einen möglichen Nachfolger für Veh brachte der „Kicker“bereits ins Spiel: Samir Arabi (40), Geschäftsführer des Zweitligisten Arminia Bielefeld, der mit dem heutigen FC-Vorstandsberater Dr. Jörg Jakobs einst bei Alemannia Aachen zusammengearbeitet hatte.
Auch intern hat sich Veh noch nicht erklärt. Dass der Mann ein selbstbestimmender Freigeist ist, dürfte bekannt sein. Zuletzt klangen Vehs Aussagen eher nach Abschied und wurden auch so interpretiert. Dabei hatte der neue Vorstand zuletzt einige Bedingungen Vehs erfüllt und Umstrukturierungen in die Wege geleitet. Jetzt warten alle auf eine Entscheidung.
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Ein Trio steht dem 1. FC Köln am Freitag in Mainz offenbar wieder zur Verfügung: Verteidiger Jorge Meré hat seine Sperre abgesessen, zudem werden die Offensivspieler Dominick Drexler und Florian Kainz fit. Das ließ Trainer Achim Beierlorzer am Mittwoch durchblicken.
Birger Verstraete muss sich dagegen noch etwas in Geduld üben. Vor fünf Wochen war der Belgier am Knie operiert worden. Seine Rückkehr ins Mannschaftstraining musste verschoben werden, soll aber jetzt unmittelbar bevorstehen.