Zweifelsohne ist das rheinische Derby eines der intensivsten Duelle im deutschen Fußball. Doch wo liegen die Wurzeln dieser Rivalität?
Rheinisches DerbyWarum sich Köln und Gladbach nicht mögen
Würde die räumliche Nähe eine Rolle bei der Einordnung der Aufeinandertreffen der rheinischen Nachbarn spielen, so müsste Bayer 04 Leverkusen vor Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach stehen. Denn die Distanz zwischen den Spielorten Rhein-Energie-Stadion und Bay-Arena ist eindeutig die kürzeste.
Akteure, die die (Rhein-)Seiten wechselten, gab es hüben wie drüben. Wobei ein Name wie kein anderer die Geschichte des rheinischen Derbys zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach prägte: Hennes Weisweiler.
Hennes Weisweiler: Legende beim 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach
Es ist wohl eine Besonderheit dieser Rivalität, dass ein Trainer in beiden Lagern als Legende verehrt wird. Als Spieler und während seinen ersten Amtszeiten als Trainer beim FC blieb ihm ein großer Erfolg verwehrt.
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Der stellte sich dann mit seinem Engagement in Mönchengladbach ein. In weniger als einem Jahrzehnt formte er aus dem Zweitligisten eine internationale Spitzenmannschaft. Bis dahin hatte zumeist der 1. FC Köln in den direkten Duellen mit der Borussia das bessere Ende für sich. Da Weisweiler seinen Wohnsitz weiterhin in Köln hatte, waren Niederlagen gegen den FC für ihn besonders schwer zu ertragen.
Hennes Weisweiler kehrt ans Geißbockheim zurück
Über Weisweiler wird gesagt, dass er allgemein schlecht verlieren konnte. Aber bei Pleiten gegen den FC musste er sich zudem tagelang hämische Kommentare gefallen lassen. Möglicherweise ist hier eine Ursache dafür zu finden, dass auch lange nach Weisweilers Wirken in Mönchengladbach die Mannschaften der Borussia im Derby oft motivierter wirkten als die der Kölner.
Nach einem glücklosen Gastspiel beim FC Barcelona kehrte Weisweiler 1976 ans Geißbockheim zurück. Das legendäre Meisterschaftsfinale am 29. April 1978 ist ein weiteres, bedeutendes Mosaikstück in der Abneigung der beiden Erzrivalen.
Das Meisterschaftsfinale 1978
Bekanntermaßen ging der 1. FC Köln mit einem scheinbar komfortablen Vorsprung in der Tordifferenz in den letzten Spieltag. Ein Sieg und der FC wäre nicht nur Meister, sondern Double-Sieger. Das Pokalfinale gegen Fortuna Düsseldorf hatte Weisweilers Mannschaft bereits zuvor für sich entschieden.
Als Mönchengladbach aber zur Halbzeit mit sage und schreibe 6:0 gegen Borussia Dortmund führte, schwante vielen Kölnern nichts Gutes. Weisweiler stand mürrisch im Hamburger Regen an der Trainerbank, belagert von Fotografen und TV-Kameras. Vier Minuten vor Spielende knurrte er auf die Frage, ob er nun an den Titel glaube: „Noch immer nicht.“
Verwunderung beim 1. FC Köln über das Ergebnis der Gladbacher
Nach Abpfiff sprach Hannes Löhr aus, was viele dachten: „Ich freue mich unwahrscheinlich über diesen Sieg. Besonders, wo die Gladbacher unter komischen Umständen so hoch gewinnen konnten.“ Noch deutlicher wurde Herbert Neumann: „Ich wundere mich nur über das Ergebnis in Düsseldorf. Das ist ein Ding, das unglaublich ist für mich!“
Im kollektiven Gedächtnis der Anhängerschaft des 1. FC Köln ist dieser Tag fest verankert. Sogar bei vielen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Licht der Welt erblickt hatten.
Abneigung zwischen FC- und Gladbach-Fans nahm weiter zu
Mit Aufkommen der Ultra-Bewegung um die Jahrtausendwende intensivierte sich Abneigung zwischen den Fan-Lagern der Erzrivalen noch einmal. Schon in der Vergangenheit war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Fans beider Vereine gekommen.
Geklaute Fahnen, Angriffe auf die gegnerische Fan-Kurve, gefährliche Manöver auf der Autobahn, Spielunterbrechung wegen Platzsturm – die Geschichte der traurigen Höhepunkte ist in den letzten Jahren um einige Kapitel erweitert worden. Zuletzt blieb es glücklicherweise vergleichsweise friedlich im Rahmen der Derbys. Und wieder ein erfolgreicher für den 1. FC Köln, dessen Bilanz gegen den Erzrivalen schaurig anmutet.