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FC-Trainer Markus Gisdol„Wir werden es wieder ans Laufen bringen“

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Wiedersehen macht Freude: Markus Gisdol am Geißbockheim

Köln – Chefcoach Markus Gisdol äußerte sich in einer Videokonferenz über...

… das Treffen mit den Spielern:

Zunächst einmal war es schön, sich wieder zu sehen. Wir haben überlegt, ob wir das machen sollen. Ich habe eine Bundestagsdebatte gesehen, in der die Abgeordneten zwei Meter auseinander saßen, und wir haben ja hier im Geißbockheim einen großen Saal, in dem wir weit auseinander sitzen können. Darum haben wir das gemacht. Alex Wehrle hat die Inhalte aus den Besprechungen mit der DFL wiedergegeben. Ich habe etwas dazu gesagt, wie wir sportlich mit der Situation umgehen wollen. Es war ungewohnt, sich anschließend wieder zu trennen. Man vermisst einander ja auch. Aber es war okay, weil wir klar vereinbart haben, wann wir uns wieder treffen.

… die Befindlichkeiten der FC-Profis:

Unterschiedlich. Mancher geht ein bisschen positiver durch die Situation, der andere macht sich ein paar mehr Gedanken. Aber dafür stehen wir auch an der Seite unserer Spieler und halten ständig Kontakt.

… seine Arbeit

Mein Alltag ist natürlich außergewöhnlich. Normalerweise ist man in dieser Jahreszeit mitten in der Rückrunde. Ich habe versucht, für mich einen Weg zu finden, den ich auch meiner Mannschaft zu vermitteln versuche. Es geht darum, die Situation nicht klagend anzunehmen, sondern positiv. Wir befinden uns in der Frühlingspause, so sehe ich das. Die Pause bringt uns aber nicht weiter, wenn wir Energie verlieren, weil wir hadern. Wir müssen arbeiten wie in der Sommerpause: Erst ein bisschen abschalten vom Fußball. Dann macht man ein individuelles Training, anschließend kommt man wieder in der Gruppe zusammen und bereitet sich auf den Fußball vor. Und das habe ich der Mannschaft auch gesagt: Wenn wir wieder zusammenkommen, wird es knallhart. Dann werden in ganz kurzer Zeit viele Spiele stattfinden, darauf müssen wir uns vorbereiten.

… seinen Tagesablauf:

Am Anfang musste ich für mich zu Hause eine Struktur finden. Wie meine Kinder nach dem Frühstück die Schulaufgaben machen müssen, versuche ich, meine Büroarbeit zu erledigen. Die Arbeit mit den Kindern teile ich mir mit meiner Frau auf. Unser Sohn ist in der dritten Klasse, da hat die Lehrerin klar gesagt, wir sollten ihn allein machen lassen, obwohl er das nicht so toll findet. Bei meiner Tochter bin ich überfordert. Sie ist in der elften Klasse, da ist es besser, wenn ich in meinem Büro bleibe.

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… seine Einschätzung der Situation im Land:

Ich bin immer positiv. Ich bin sehr stolz darauf, wie die Krise bei uns gemanagt wird. Wenn ich das Gesundheitssystem sehe, bin ich ganz ehrlich stolz, dass ich Deutscher bin. Wir sind da vermutlich wieder weltweit die Besten. Ich bin auch zuversichtlich, wenn ich sehe, wie gut die Forderungen unserer Kanzlerin umgesetzt werden.

… die Rolle des Fußballs:

Irgendwann wird die Vorfreude auf die Spiele so groß sein, das können wir jetzt noch gar nicht abschätzen. Fußball ist die wirklich schönste Nebensache der Welt, und speziell in Deutschland ist sie die Allerschönste. Wenn wir das zunächst ohne Zuschauer machen müssen, ist es trotzdem unser Job, die Menschen zu unterhalten. Und ich freue mich jetzt schon auf den Moment, in dem wir wieder im vollen Stadion spielen. Das wird großartig.

… die Aussichten der Branche:

Es ist eine schwierige Situation. Aber ich sehe, wie solidarisch die Vereine sind. Selbst unsere Champions-League-Klubs, die ja eigentlich Konkurrenten sind, stellen Geld zur Verfügung. Spieler engagieren sich sozial, verzichten auf Teile ihrer Gehälter. Alle sitzen in einem Boot, daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die Bundesligen in der Form erhalten können, wie sie sind. Vielleicht etwas abgespeckt, was aber nicht schlimm ist. Aber wir werden es wieder ans Laufen bringen.

… möglichen Gehaltsverzicht beim FC:

Wir wollen das intern behandeln, aber diese Dinge sind für mich eine Selbstverständlichkeit.

… die Klubs, die bereits wieder in Gruppen trainieren:

Mir ist das egal. Wenn einer einen Vorteil darin sieht, aktuell zu trainieren, soll er das tun. Wir versuchen, unserer Vorbildfunktion gerecht zu werden, der wir auch wegen der Anordnung unserer Regierung gerecht werden müssen. Ich bin total davon überzeugt, dass wir aktuell auch nicht viel damit gewinnen würden, denn das nächste Spiel ist so weit weg, da werden wir noch genügend Zeit haben, uns wieder mit dem Ball vorzubereiten.