Wenige Tage nach dem Europa-League-Krimi in Monaco spielt Bayer 04 Leverkusen 1:1 in Freiburg.
1:1 in FreiburgSardar Azmoun widmet sein Tor den Landsleuten im Iran
Abgekämpft schlichen die Profis von Bayer 04 Leverkusen am frühen Sonntagabend vom Platz des neuen Freiburger Europa-Park-Stadions. Aus den Mienen war nichts abzulesen außer Müdigkeit. Zwischen Ihnen schritt aufrecht Trainer Xabi Alonso und klatschte trotzig in die Hände. Insgesamt war dies die passende Pantomime zu einem arbeitsreichen Nachmittag mit geringem Ertrag. Das 1:1 gegen den die heimstarken Freiburger war nichts, für das man sich schämen musste. Aber so richtig weitergebracht hat es die Werkself nicht in ihrem Kampf um Platz sieben. Er ist für den Tabellenelften jetzt fünf Punkte entfernt.
Dabei gab es in diesem intensiven, aber fehlerhaften Spiel Momente, in denen mehr möglich war, den größten in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als der eingewechselte Patrik Schick nach Vorarbeit von Kerem Demirbay die Latte traf und Demirbay im Nachschuss das Tor nur um Zentimeter verfehlte. Am Ende blieb dieser eine Punkt, der verhinderte, dass Bayer 04 nach dem Europa-League-Coup von Monaco mit leeren Händen nach Hause flog.
Robert Andrich zeigt sich zufrieden
Robert Andrich fand bei leichter Kritik lobende Worte für die kollektive Anstrengung: „Vielleicht waren wir nicht gierig genug in der Chancenverwertung. Mit ein bisschen Glück kannst du hier 2:1 gewinnen, aber es war nach 120 Minuten Monaco ein richtig gutes Auswärtsspiel.“
Für Bayer 04 war dieses Spiel eine physische, logistische und taktische Herausforderung. Die Werkself war am Samstag direkt aus dem Fürstentum nach Freiburg gereist und musste dort auf drei gesperrte Spieler verzichten. Jonathan Tah und Piero Hincapie fehlten wegen der fünften Gelben Karte, Amine Adli verbüßte seine Rot-Strafe.
Xabi Alonso, ein großer Freund der Dreierkette, reagierte darauf mit einem Kniff. Er machte aus dem defensiven Mittelfeldspieler Robert Andrich den zentralen Verteidiger, der zudem den Spielaufbau gestalten kann. Die Freiburger kamen damit erst zurecht, als sie selbst auf Dreierkette umgestellt hatten. Aus dem Spiel heraus gelang dem Tabellenfünften nicht viel, aber es ist seine große Stärke, dass er darauf nicht angewiesen. Sehr oft genügt ein Standard.
Kerem Demirbay patzt vor der Freiburger Führung
Diesen Standard bekamen die Freiburger nach knapp einer halben Stunde von Demirbay geschenkt, der einen unnötigen Ballverlust mit einem Foul an Höfler ausgleichen wollte. Die Folge: Ein ruhender Ball 25 Meter vor dem Leverkusener Tor. Genau für diesen Moment haben die Freiburger einen Spezialisten: Vinzenco Grifo. Der Deutsch-Italiener zeigte, warum er der aktuell beste Freistoßschütze der Liga ist und knallte den Ball unerreichbar an den Pfosten, von wo er an den Rücken von Torhüter Lukas Hradecky und dann ins Tor prallte.
Bayer 04 hätte noch vor der Halbzeit ausgleichen können. Moussa Diaby tauchte alleine vor Marc Flekken auf, hatte vielleicht eine halbe Sekunde zu viel Zeit nachzudenken und scheiterte am Keeper. Das machte die Aufgabe in der zweiten Halbzeit nicht einfacher. Allerdings stand jetzt Florian Wirtz auf dem Platz, was die Dinge für Freiburg komplizierter machte. Mit seinem permanenten Direktspiel und der Bereitschaft, in Eins-zu-Eins-Duelle zu gehen war der 19-Jährige eine Bedrohung.
Sardar Azmoun trifft nach Mitchel Bakkers schöner Flanke
Von ihm ging auch der Ausgleich aus. Wirtz hielt den Ball geduldig vor der massierten Freiburger Abwehr, bis er den links isolierten Bakker fand. Der Niederländer schlenzte den Ball mit dem Außenrist in den Fünfmeterraum. Was wie ein Anflug von Größenwahn aussah, entpuppte sich als geniale Vorlage für den bis dahin nicht in Erscheinung getretenen Mittelstürmer Sardar Azmoun, der zwischen zwei Freiburgern per Direktschuss das 1:1 erzielte.
Der Iraner, ein regimekritischer Kämpfer für die Menschenrechte in seiner Heimat, widmete das Tor seinen unter der Diktatur des Mullah-Regimes leidenden Landsleuten: „Alle Menschen im Iran unterstützen mich – und ich unterstütze sie. In Gedanken bin ich immer bei ihnen“, erklärte der Stürmer nach dem Spiel.
Danach hatte jedes Team noch eine große Chance. Einmal traf Lukas Höler den Pfosten per Kopf für Freiburg und schließlich Schick das Lattenkreuz. Beide Teams hätten gern mehr gehabt, nahmen aber viel lieber den einen Punkt als nichts.
Freiburgs Christian Streich erklärte sich rundum zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft gegen „starke Leverkusener“. Deren Trainer Xabi Alonso erklärte: „Ich bin nicht glücklich mit dem Ergebnis, aber zufrieden mit der Leistung unserer Mannschaft.“