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3:1 in StuttgartBayers großer Kampf in Unterzahl wird von Florian Wirtz belohnt

Lesezeit 4 Minuten
Bayer Spielbericht Stuttgart

Florian Wirtz macht sich auf den Weg zum 3:1.

Stuttgart – Bayer 04 Leverkusen setzt seine Spektakel-Wochen in der Fußball-Bundesliga fort. Am Sonntagnachmittag erkämpfte sich die Werkself beim VfB Stuttgart einen 3:1-Sieg, der genau so viel Adrenalin verbrauchte wie die 3:4-Niederlage acht Tage zuvor gegen Borussia Dortmund, denn er wurde trotz einstündiger Unterzahl erzielt. Damit rückte Bayer 04 mit zehn Punkten nach fünf Spielen auf Platz vier der Liga vor.

Trainer Gerardo Seoane war glücklich. „Es waren zwei Spiele“, sagte der Schweizer, „eines bis zur Roten Karte. Und eines danach. Und hier haben wir den Sieg sehr solidarisch erkämpft, auf eine Art, die eigentlich nicht unsere Kernkompetenz ist. Wir haben leidenschaftlich verteidigt und uns dafür gefeiert. Das freut mich besonders.“

Das Spiel begann mit Leverkusener Starkstrom-Fußball. Bereits nach eineinhalb Minuten lag der Ball im Tor. Mitchel Bakker, der in die Startaufstellung zurückgekehrt war, schnitt eine präzise Flanke in den 16-Meter-Raum, Robert Andrich übersprang Endo und köpfte den Ball präzise an Torhüter Müller vorbei zum 1:0 ein.

Die Stuttgarter wurden auch danach auf eine Art dominiert, die kaum Zweifel aufkommen ließ. Bayer 04 stand hoch, presste mich allen Mann, zwang den VfB in eine passive Rolle, die den eigenen Anhang verstummen ließ.

Nach 19 Minuten schien bereits eine Art Vorentscheidung gefallen zu sein. Florian Wirtz ließ den Stuttgarter Kempf mit einem listigen Lupfer ins Leere laufen, sprintete mit Volldampf in den Strafraum und fand mit einem präzisen letzten Pass den Mittelstürmer Patrik Schick, der zwischen den Innenverteidigern durchgelaufen war und aus kürzester Distanz einschoss.

Das war für die Schwaben, die zuletzt auf der Suche nach ihrer Form waren, ein Schock. Bayer 04 kontrollierte Ball, Raum und Gegner. Jeder gewonnene Zweikampf hätte zum nächsten Konter und dem 3:0 führen können. Das dachte sich möglicherweise auch Robert Andrich, der als Kämpfer für genau diese Situationen von Union Berlin verpflichtet wurde. Allerdings ging er nach knapp einer halben Stunde mit dem gestreckten Bein so rücksichtslos in einen Zweikampf mit Tanguy Coulibaly, dass er dessen Gesundheit gefährdete. Nur durch Glück wurde der Stuttgarter beim Tritt aufs Schienbein nicht schwer verletzt. Schiedsrichter Benjamin Cortus sah in Normalgeschwindigkeit nur ein Gelb-Foul. Die ersten Zeitlupen ließen jedoch das Schlimmste aus Leverkusener Sicht befürchten. Der VAR sah sie auch und schritt ein. Cortus musste seine Entscheidung revidieren und den Leverkusener vom Platz stellen.

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Diese Szene veränderte das Spiel grundlegend. Bayer 04 verlor seinen Spielplan, den Großteil der Zweikämpfe und sehr schnell auch seine Zwei-Tore-Führung. Allerdings fiel der Treffer nicht aus dem Spiel heraus, sondern in Folge eines Freistoßes, den Marmoush in den 16-Meter-Raum schlug, wo sich Mavropanos in der Luft durchsetzte und Torhüter Lukas Hradecky zu einer Parade zwang, Orel Mangala war zur Stelle und erzielte das 1:2. Nur mit Glück rettete Bayer 04 die Führung in die Pause.

Die nächste Spielveränderung nahm Gerardo Seoane nach 50 Minuten vor. Mittelstürmer Patrik Schick musste mit einer Blessur am Sprunggelenk raus. Der Schweizer nutzte die Gelegenheit, seine Abwehr durch die Einwechslung von Piero Hincapie (19) auf eine Fünferkette zu erweitern. „Das war der Schlüssel, denn es hat sehr gut funktioniert“, erklärte der Trainer. Trotz permanenter Überzahl kam der VfB gegen verbissen kämpfende Leverkusener zu keiner großen Torchance mehr, während Diaby und Wirtz den Gegner mit Konterdurchbrüchen in Angst Schrecken versetzten.In der 70. Minute krönte der uneigennützig und bravourös kämpfende Florian Wirtz seiner Leistung mit einem Tor, wie es derzeit nur er schießt in der Fußball-Bundesliga. Der 18-Jährige stibitzte den Stuttgartern den Ball kurz hinter der Mittellinie und lief, von Verteidigern verfolgt, mit großen Schritten Richtung VfB-Tor. Die letzten drei Schritte vor dem Abschluss absolvierte er mit erhobenem Haupt und auf den Torhüter gerichteten Augen. Und eine Zehntelsekunde, bevor das lange Verteidigerbein von Kempf heranflog, schoss er den Ball kontrolliert und unerreichbar für Keeper Müller neben den Pfosten.

Die Bayer-Fans im Stuttgarter Stadion jubelten, die Bank tanzte, die Kollegen feierten ihren Benjamin. Und das Spiel war entschieden.