Leipzig/Leverkusen – In der gewaltigen und leeren Leipziger Arena klatschten sich die Profis von Bayer 04 mit einem Lächeln in ihren Gesichtern ab. Allzu großer Jubel wollte trotz einer starken Leistung und eines wichtigen Sieges nicht aufkommen – vermutlich aufgrund einer nach vielen Monaten gefühlter Pandemie-Pause in den Stadien erneut gespenstischen Stimmung.
Gründe zum Feiern hätte es dabei gegeben. Denn dank der besten Leistung der vergangenen Wochen hat Leverkusen einen Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze distanziert. 3:1 (2:0) gewann die Werkself im ersten Geisterspiel der laufenden Bundesliga-Saison in Leipzig, wo die Corona-Inzidenz am Sonntag bei 828 lag, weshalb keine Zuschauer zugelassen waren. Durch die Treffer von Florian Wirtz (21.), Moussa Diaby (34.) und Jeremie Frimpong (64.) kletterte Bayer 04 auf Tabellenplatz drei. „Wir haben gut verteidigt, gut umgeschaltet und waren sehr selbstsicher – ich bin sehr zufrieden“, sagte Trainer Gerardo Seoane.
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Nach knapp vierwöchiger Verletzungspause wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk kam Patrik Schick in Leipzig zu seinem langersehnten Comeback. Mit der Rückkehr des wuchtigen Tschechen erhielt das zuletzt teils zahnlos wirkende Spiel der Werkself eine andere Statik. Schick war sofort ein Anker in der Offensive, verteilte Bälle und verschaffte seiner schnellen und technisch herausragenden Offensiv-Entourage viele Freiräume. In der achten Minute traf Diaby, allerdings hatte Vorbereiter Amine Adli im Abseits gestanden, was das Schiedsrichtergespann um Benjamin Cortus nach knapp dreiminütiger Betrachtung der Bilder auch final erkannte.
Wirtz und Diaby treffen in der ersten Halbzeit
Die zweite regelkonforme Chance führte zum 1:0. Wirtz hatte auf Exequiel Palacios abgelegt und war aus halbrechter Position in den Strafraum eingelaufen. Der Argentinier erfasste die Situation sofort und setzte Wirtz in Szene, der Nationalspieler verarbeitete den Ball, trotz großer Bedrängnis von Angelino, und vollendete. Ein vergleichbares Kunststück vollführte Diaby, nachdem ihn Jonathan Tah mit einem weiten Ball gefunden hatte – der Franzose traf mit links ins rechte untere Eck zum 2:0.
Von RB, das unter der Woche noch in der Champions League beim 5:0 in Brügge brilliert hätte, war offensiv lange kaum etwas zu sehen. Achim Beierlorzer, der an der Seitenlinie die telefonischen Ansagen aus dem Homeoffice des an Corona erkrankten Cheftrainers Jesse Marsch ausführte, überbrachte erst in der Halbzeit eine Umstellung mit Auswirkung. Leipzig spielte fortan mit einer Dreierkette, attackierte organisierter und ließ Bayer 04 seine erste Pressing-Linie nicht mehr so leicht überspielen. In der 62. Minute folgte der Anschluss, André Silva traf per Kopf. Doch es sollte ein seltenes Aufblitzen von Leipzigs Offensiv-Qualität an diesem Abend bleiben.
Szoboszlai vergibt Handelfmeter kurz vor Schluss
Denn auch Werkself-Trainer Seoane reagierte, stellte ebenfalls auf eine Dreierkette um und brachte Charles Aránguiz und Odilon Kossounou. Die neue Offensiv-Freiheit von Rechtsverteidiger Jeremie Frimpong zahlte sich umgehend aus, der Niederländer zog nach schöner Kombination aus spitzem Winkel ab, 127 Sekunden nach dem Leipziger Anschluss trudelte der von Angelino abgefälschte Ball zum 3:1 ins Tor der Gastgeber. „Das Gegentor hat unser Spiel nicht kaputt gemacht, wir haben eine super Reaktion gezeigt“, lobte Kapitän Lukas Hradecky.
Spannung hätte kurz vor Schluss noch einmal aufkommen können, Edmond Tapsoba hatte eine Flanke mit der weit nach oben ausgestreckten Hand berührt und folgerichtig einen Elfmeter verursacht (88.). Doch Leipzigs Dominik Szoboszlai traf den linken Innenpfosten und den Rücken von Keeper Hradecky – aber nicht das Tor.