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AnalyseLeverkusens Talent unterliegt Dortmunds Weltklasse

Lesezeit 4 Minuten
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Irgendwann klappt alles: Bellingham  fängt einen aus dem Bayer-Block geworfenen Bierbecher. Unbeeindruckt: Erling  Haaland

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen und Borussia Dortmund haben am Samstagnachmittag ein Fußballspektakel zur Aufführung gebracht, das dem Offensivtalent beider Mannschaften würdig war. Die Westfalen gewannen am Ende nicht unverdient 4:3, weil Bayer 04 gegen ihre Wucht und Spielfreude zu selten Spielkontrolle entwickeln konnte.

Die Tore

Das 1:0 in der achten Minute hatten sich die Leverkusener am Reißbrett vorher genau so vorgestellt. Nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte stürmen drei Bayer-Leute auf zwei Dortmunder zu. Akanji und Pongracic lassen die Mitte auf, Florian Wirtz stürmt mit dem Ball im Fuß genau da hinein, und in der Zehntelsekunde, bevor die Attacke kommt, schnippt er den Ball ohne Ausholbewegung mit der Pike ins rechte Eck. Torhüter Kobel ist chancenlos.

In der 36. Minute kommt Thomas Meunier auf der rechten Seite viel zu frei zum Flanken. Der Ball segelt an den Fünfmeterraum, wo ihn Erling Haaland gefühlt zehn Meter hoch in der Luft mit dem Kopf erreicht und ins Tor drückt. Die Bayer-Innenverteidigung, besonders Odilon Kossounou, bestaunt diesen Vorgang. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit (45+1) befreit sich Bayer 04 nach Minuten der Belagerung des eigenen Strafraums, in dem mehrmals die BVB-Führung hätte fallen können, mit einem Konter. Wieder stürmt Wirtz mit dem Ball am Fuß durch die Mitte. Links läuft Patrik Schick mit. Wirtz hat nur eine Millisekunde Zeit, um den Raum für den genialen linken Fuß des Tschechen zu öffnen und er tut es mit dem einzig möglichen Pass. Eine Sekunde später schlägt der Ball zum 2:1 für Bayer 04 ein. Ein Präzisionskunstwerk.

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Der Ausgleich zum 2:2 in der 49. Minute gehört zur Hälfte Erling Haaland, dessen Doppelpass den Julian Brandt am Fünfmeterraum erreicht. Der Ex-Leverkusener knallt den Ball lustvoll unter die Querlatte. In der 55. Minute scheint die Gefahr nach einer Leverkusener Ecke schon vorbei, weil Moussa Diaby beim Schussversuch am 16-Meter-Raum über den Ball haut. Dadurch liegt der Ball jedoch vor dem rechten Fuß, mit dem er kurzentschlossen das 3:2 erzielt. Das 3:3 in der 71. Minute beginnt, als Mitchel Bakker vor dem 16-Meter-Raum ein unnötiges Foul begeht. Rafael Guerrero haut ihn dann sehenswert in den Torwinkel. Das 4:3 in der 77. Minute entsteht nach Intervention des VAR, der in Kossounous Versuch, den Ball vor dem Überschreiten der Torauslinie gegen Reus abzuschirmen, ein Foul erkennt. Die Hand des Leverkuseners berührt das Gesicht des Dortmunders. Die Szene bleibt umstritten. Haaland verwandelt den fälligen Elfmeter natürlich hart und platziert und unhaltbar.

Das war gut

Bei Bayer 04 die Strategie, Dortmunds Mittelfeldpressing mit dem ersten langen Ball zu umgehen und durch Ballgewinne zu Kontern zu kommen. So entstanden zwei der drei Bayer-Tore und weitere große Möglichkeiten.

Das war schlecht

Die Art, wie die Strategie vor allem in der zweiten Halbzeit umgesetzt wurde. Trotz dreimaliger Führung gelang es nie, die Hoheit über das Mittelfeld und die Zweikämpfe in gefährlichen Räumen zu gewinnen. Die jungen Talente in der Defensive gerieten gegen Weltklassespieler an ihre Grenzen.

Mann des Spiels

Erling Haaland. Natürlich. Zwei Tore, ein Assist und viele weitere Gefahrenmomente zeigten die Ausnahmestellung des Norwegers im deutschen Fußball. Gegen vieles von dem, was er kann und tut, gibt es in der Bundesliga keine Verteidigungswaffen. Es gab allerdings auch noch einen zweiten Mann des Spieles: Florian Wirtz. In der ersten Stunde lieferte der 18-Jährige eine atemberaubende Leistung, die zeigte, dass er selbst unter allen Übertalenten der Bundesliga noch eine Ausnahme ist.

Moment des Spiels

Der unnötige Zweikampf zwischen Odilon Kossounou und Marco Reus vor dem Elfmeter. Niemand nahm zunächst Anstoß an diesem Zweikampf, ehe der VAR einschritt. Am Ende kostete die Entscheidung Bayer 04 einen Punkt. Der Fehler lag jedoch im Verhalten von Kossounou, der den Ball einfach hätte wegschlagen können.

Das sagen die Trainer

Marco Rose (Borussia Dortmund): „Das Wichtigste sind für uns die drei Punkte in einem Spektakel, das alle toll finden, die Fußball lieben. Wir Trainer wünschen uns das natürlich ein wenig anders. Wir fahren glücklich nach Hause, wissen aber, dass wir über einiges zu reden haben.“

Gerardo Seoane (Bayer 04 Leverkusen): „Ich kann mich den Worten meines Kollegen nur anschließen. Es war ein tolles Spiel, darum lieben wir diesen Sport. Für uns Trainer gibt es viel aufzuarbeiten. Wir haben einige Situationen zu viel zugelassen, alles kann man nicht verteidigen, aber es ist sehr ärgerlich, wenn du dreimal in Führung gehst und dann mit leeren Händen dastehst.“

Das sagen wir

Wenn man Fehleranalysen und Taktiktafel vergisst, bleibt ein unglaubliches Fußball-Spektakel, erstklassige Werbung für den Sport und die Liga. Manchmal sollte man so etwas einfach nur gut finden. Bayer 04 entgingen allerdings unnötig Punkte. Talent stieß im Angesicht von Weltklasse an Grenzen. Ein Rückschlag für Leverkusen, aber keine Tragödie.