Leverkusen – Eine uralte deutsche Handwerkerweisheit sagt: Doppelt genäht hält besser. Sie gilt praktisch für alle Lebensbereiche, auch für die Planung eines Kaders im Profi-Fußball. Sportdirekttor Simon Rolfes hat sie für Bayer 04 Leverkusen sprichwörtlich befolgt. Mit dem Transfer des jungen Franzosen Amine Adli, der am Donnerstag offiziell gemacht wurde, ist die Doppel-Besetzung vollendet. Der Außenstürmer vom FC Toulouse, dessen Verpflichtung wohl am Freitag bekanntgegeben wird (Ablöse rund 15 Millionen Euro) ist laut Rolfes „das letzte Puzzleteil, das wir noch einsetzen wollten.“ Hier der Kader-Check vor der Partie beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) die Doppel-Rechnung aufmachen:
Torhüter: Lukas Hradecky (31) und Andrej Lunew (29), der aus St. Petersburg kam. Beide erfahren, beide wettkampferprobt. Mit Kapitän Hradecky als klarer Nummer eins.
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Innenverteidigung: Jonathan Tah (25), Odile Kossounou (20/ kam aus Brügge), Edmond Tapsoba (22/rekonvaleszent) und Piero Hincapié (19/kam aus Argentinien vom FC Talleres). Vier so talentierte junge Spieler für diese zwei extrem wichtigen Positionen hatte Bayer 04 noch nie. „Das ist eine ideale Konstellation, an der sich nichts ändern wird“, sagt Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Besonders der im letzten Jahr zweifelnde und wackelnde Tah hat sich in den ersten beiden Spielen als Junior-Chef neben dem hoch veranlagten 23-Millionen-Euro-Mann Kossounou extrem stark und solide gezeigt. Die Abwanderungsgedanken und Verkaufsgerüchte gehören in seinem Fall der Vergangenheit an.
Außenverteidigung: Jeremie Frimpong (20) und Jeremy Fosu-Mensah (22/rekonvaleszent) rechts, Mitchel Bakker (21/kam für sieben Millionen Euro aus Paris) und Daley Sinkgraven (26) links. Frimpong und Bakker haben in den ersten Spielen durch brutale Schnelligkeit beeindruckt und waren direkt an Toren beteiligt. Beide müssen in der Rückwärtsbewegung und im Stellungsspiel noch dazulernen.
Defensives Mittelfeld: Charles Aranguiz (32), Exequiel Palacios (22), Robert Andrich (26, kam für 6,5 Millionen Euro von Union Berlin) und Julian Baumgartlinger (33). Mit dieser Mischung aus Talent und Routine müsste Bayer 04 für drei Wettbewerbe gerüstet sein. Das Südamerika-Duo Aranguiz und Palacios überzeugte zum Saisonstart auf ganzer Linie.
Offensives Mittelfeld: Florian Wirtz (18), Kerem Demirbay (28) und Nadiem Amiri (24). Die zentrale Zehnerposition gehört prinzipiell dem Supertalent Wirtz, der als Hoffnung von Bayer und der Nationalmannschaft gleichermaßen gilt. Demirbay zeigte in seiner Abwesenheit aber, dass er hier besser aufgehoben ist als auf eine Position weiter hinten, wo er letzte Saison oft spielen musste. Amiri ist flexibel einsetzbar, hat gern Raum vor sich und zieht gern von der linken Seite nach innen. Hier hat Bayer mehr als zwei Optionen.
Außenstürmer: Moussa Diaby (22), Paulinho (20), Karim Bellarabi (rekonvaleszent/30) und Amine Adli (20), den Bayer 04 laut Geschäftsführer Rudi Völler „trotz großer Konkurrenz namhafter Vereine“ verpflichtete. Auch Diaby hat unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane einen großen Schritt gemacht. Mit zwei Toren und zig unwiderstehlichen Antritten hat er in den Abwehrreihen von Union Berlin und Borussia Mönchengladbach für Angst und Schrecken gesorgt. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps hat das am Donnerstag mit der ersten Berufung in der A-Kader der Equipe Tricolore belohnt. Paulinho zeigt gute Ansätze, Bellarabi ist als Laufmaschine trotz spielerischer Defizite nützlich. Adli gilt als großes Versprechen.
Sturmzentrum: Patrik Schick (25), Lucas Alario (28). Ein Mittelstürmer-Paar mit diesen Qualitäten ist ungewöhnlich in der Bundesliga. Der Tscheche Schick, fünfmaliger EM-Torschütze, hat alle seine Talente noch nicht einmal ausgeschöpft. Und Alario ist einer der zuverlässigsten Torschützen in der Geschichte von Bayer 04.
Das ergibt einen Kader mit einem Gesamtwert von weit über 350 Millionen Euro und viel weniger Sollbruchstellen als in der Vergangenheit, der realistisch um das Saisonziel Platz vier mitspielen kann. Als gestandene Profis ohne Einsatzchancen gelten Mitchell Weiser (26), Panagiotis Retsos (23) und Joel Pohjanpalo (26), für den sich als Strafraum-Torjäger bis zur Schließung des Transferfensters am kommenden Mittwoch noch ein Abnehmer finden wird. Mitchell Weiser sprach im „Kicker“ erstmals offen davon, den Klub trotz eines bis 2023 laufenden Vertrages auch unter Gehaltsverzicht verlassen zu wollen.