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1:0 in FreiburgKai Havertz spitzelt Bayer 04 zum Sieg

Lesezeit 3 Minuten
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Kai Havertz (Nummer 29) spitzelt den Ball durch die Beine von Alexander Schwolow. 

Freiburg/Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat den Unfall aus dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg halbwegs repariert. Die Werkself beendete die kurze Englische Woche am Freitag mit einem mühseligen 1:0-Sieg beim SC Freiburg, durch den sie vorerst auf den dritten Platz der Bundesliga-Tabelle springt.

Die große Frage nach der spektakulären Niederlage gegen Wolfsburg war: Handelte es sich nach 13 ungeschlagenen Spielen um ein einmaliges Ereignis oder wird daraus eine Tendenz? Trainer Peter Bosz gab die Antwort indirekt mit der Startaufstellung: Er veränderte sich gegenüber der 1:4-Niederlage vom Dienstag auf sechs Positionen. So kam der 17-Jährige Florian Wirtz zu seinem zweiten Startelfeinsatz seit dem Neustart der Liga. Bosz wollte offensichtlich Frische um jeden Preis in der Mannschaft haben beim vierten Spiel in zwölf Tagen. Dafür saß dann Klasse en masse auf der Bank: Unter anderem Tapsoba, Demirbay, Diaby und Bellarabi.

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Dennoch war Bayer 04 von der ersten Sekunde an die dominierende Mannschaft. Freiburg kümmerte sich vor allem darum, den eigenen Strafraum zu verteidigen. Bayer 04 kam gut bis an die gefährliche Zone, aber dort fiel der Werkself dann nicht so sehr viel ein. Kai Havertz fehlte als Mittelstürmer der Platz, Leon Bailey flankte zu unpräzise, und mögliche Schusschancen im Strafraum fielen mangelnder Entschlossenheit zum Opfer.

Der SC Freiburg hatte bis kurz vor der Halbzeit nicht den Ansatz einer Chance. Dann unterlief der Dreierkette um Sven Bender der erste große Fehler, als sie Lucas Höler vergaß. Der Angreifer bekam den Ball in der 43. Minute nicht im Abseits und durfte ganz alleine auf Torhüter Lucas Hradecky zulaufen. Allerdings schob er den Ball neben das Tor. Das fühlte sich an wie ein verschossener Elfmeter.

Pausen-Kritik von Kießling

„Wir haben uns schwer getan, haben nur etwas hintenrum gespielt. Wir hatten wenig Tiefgang. Wenn wir ein bisschen Tempo aufnehmen, kann es gefährlich werden“, sagte Ex-Torjäger Stefan Kießling, der als Assistent der Geschäftsführung arbeitet, in der Halbzeit. Von den zahlreichen Möglichkeiten, zusätzliche Gefahr auf den Platz zu bringen, machte Peter Bosz erst einmal keinen Gebrauch. Wechsel zur Halbzeit sind bei ihm generell sehr selten. Und das Problem in diesem Spiel war kollektiv. In der 53. Minute gelang Bayer 04 nach einer Ecke der erste Torabschluss. Aránguiz kam im Fünfmeterraum zum Kopfball, geriet aber in Rücklage und verfehlte das Tor.

Der Moment von Havertz

Und dann kam die Sekunde, als alle merkten, dass ein gewisser Kai Havertz (20) am Spiel teilnahm. Der große Jung-Star des deutschen Fußballs war als freischaffender Mittelstürmer bis dahin so gut wie unsichtbar. Als es so aussah, als hätte sich Leon Bailey im Strafraum zum 38. Mal festgedribbelt. Tauchte Havertz in dessen Rücken auf, schien gegenüber der Freiburger Innenverteidigung die schlechtere Position zu haben, fuhr aber sein langes rechtes Bein aus und stocherte den Ball durch die Beine von Schwolow hindurch ins Tor. Vor ganz langer Zeit hieß so etwas Mal ein Müller-Tor – in Anlehnung an Gerd Müller, den besten Strafraumstürmer aller Zeiten. Bayer 04 führte in der 55. Minute 1:0. Übrigens handelte es sich dabei um den ersten Torschuss der Leverkusener. Kurz danach war Schluss für Havertz. Nach einem Zweikampf mit Sallai musste er angeschlagen für Moussa Diaby Platz machen.

Die Freiburger attackierten danach früher, Bayer 04 bekam Räume. Die Werkself nutzte sie allerdings nicht. Kurz vor Schluss musste sogar noch einmal um den Sieg gezittert werden – doch Hradecky sicherte die drei Punkte mit einer starken Tat gegen Günter (88.). Abwehrchef Sven Bender wollte aber nicht meckern: „Ich denke doch, dass unser Sieg verdient war.“