Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen wartet in der Bundesliga-Saison 2022/23 weiter auf einen Heimsieg. Am Samstagnachmittag kam die Werkself gegen den SV Werder Bremen nur zu einem 1:1 (0:0). Immerhin ist die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane nicht mehr Tabellenvorletzter, am Sonntag könnte sie jedoch wieder auf den Relegationsplatz abrutschen.
Die Tore
Nach vielen, teils hochkarätigen Chancen auf beiden Seiten ging Bayer 04 Leverkusen in der 57. Minute dank eines Kunststückes in Führung. Auf der rechten Seite hatte Jeremie Frimpong den Ball behauptet und Odilon Kossounou angespielt. Der Ivorer behielt in einer seiner wenigen Offensivaktionen den Kopf oben und bediente den einlaufenden Kerem Demirbay perfekt. Der bis dato ebenfalls unauffällige Mittelfeldspieler schlenzte den Ball technisch herausragenden mit dem linken Fuß ins linke obere Eck – Werder-Keeper Jiri Pavlenka flog vergebens.
Eine Ecke und ein Fehler von Lukas Hradecky führten zum Ausgleich: Der Finne hatte zunächst einen Kopfball von Niclas Füllkrug hervorragend pariert. Anschließend flog der Ball hoch durch den Fünfmeterraum – und Hradecky faustete am Spielgerät vorbei. Es fiel Milos Veljkovic vor die Füße, der Verteidiger tunnelte Leverkusens Schlussmann zum 1:1 (82.).
Die Leverkusener Fans. Vor Spielbeginn gab es eine schöne Choreo für den neuen Ehrenspielführer Lars Bender (siehe „Moment des Spiels“). Nach dem Schlusspfiff gab es aufmunternden Applaus für die Profis, die es einmal mehr versäumt hatten, ihren Anhängern einen Heimsieg in der Bundesliga zu bescheren. Die Bereitschaft zum Leiden ist auf jeden Fall vorhanden.
Das war schlecht
Bis zum Führungstor und auch danach ließ einmal mehr Leverkusens Effizienz zu wünschen übrig. Patrik Schick gelang quasi nichts, Moussa Diabys Abschlüsse waren regelmäßig zu zentral und Jeremie Frimpong schoss aus fünf Metern freistehend am Tor vorbei. Dazu kam noch Pech den Lattenkopfbällen von Sardar Azmoun und Robert Andrich.
Mann des Spiels
Kerem Demirbay sorgte mit seinem wunderbaren Tor für das sportliche Highlight des Nachmittags in der Bay-Arena. Leverkusens Rekordtransfer hatte sich bis dahin zwar hauptsächlich durch mäßige Standardsituationen und eine Gelbe Karte hervorgetan, doch das war nach seinem Schlenzer vergessen. Der 29-Jährige traf im dritten Bundesliga-Spiel in Folge und erweist sich aufgrund Patrik Schicks Abschlussschwäche aktuell als besonders wertvoll.
Kurz nach dem Tor durfte oder musste Demirbay Feierabend machen – offensichtlich wollte Trainer Gerardo Seoane keinen Platzverweis riskieren. Dem Leverkusener Spiel tat der Wechsel allerdings nicht gut.
Moment des Spiels
Kurz vor dem Anpfiff gebührte die Aufmerksamkeit der ausverkauften Bay-Arena einem der beliebtesten Leverkusener Profis der vergangenen Jahrzehnte: Lars Bender (33). Der langjährige Kapitän der Werkself, der im Sommer 2021 seine professionelle Laufbahn beendet hatte, wurde unter tosendem Applaus und mit einer schönen „Danke Lars“-Choreo der Fans zum Ehrenspielführer von Bayer 04 Leverkusen ernannt.
Bender absolvierte zwischen 2009 und 2021 insgesamt 342 Pflichtspiele für den Bundesligisten. Der Ex-Nationalspieler ist nach Ulf Kirsten (2004), Carsten Ramelow (2008), Bernd Schneider (2010), Simon Rolfes (2015), Stefan Kießling und Rüdiger Vollborn (beide 2019) der siebte Leverkusener Ehrenspielführer. Fußball-Rentner ist Lars Bender übrigens noch nicht: Gemeinsam mit Zwillingsbruder Sven kickt er für ihren Heimatverein TSV Brannenburg in der bayerischen Kreisklasse Inn/Salzach 1. Saisonziel: Aufstieg in die Kreisliga.
Das sagen die Trainer
Gerardo Seoane (Bayer 04): „Wir haben verschiedene Phasen gesehen. Das ganze Spiel hat die Klarheit in den letzten 20 Metern gefehlt. Das Timing, der Abschluss. Wir sind zu wenig effizient. Wir müssen aus diesen Situationen das ein oder andere Tor machen. Ich kann mit dem Resultat nicht so gut leben, wir sind enttäuscht darüber.“
Ole Werner (Werder Bremen): „Ausgeglichenes Spiel, ausgeglichenes Ergebnis. Wir können damit leben. Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit zu wild werden lassen. Wir hatten gerade in der ersten Halbzeit zu viele Ballverluste, durch die Leverkusen zu Umschaltmomenten kam. In der zweiten Halbzeit haben wir gut reagiert.“
Das sagen wir
Fünf Punkte in sieben Spielen. Viel mehr gibt es über Leverkusens bisherige Bundesliga-Saison nicht zu sagen. Für die Beulen und Kratzer der vergangenen Wochen war auch der starke 2:0-Sieg gegen Atlético keine ausreichende Politur. Über 20 Prozent der Saison sind bereits gelaufen. Die Werkself hat nicht mehr nur den Saisonstart vergeigt, mittlerweile ist es eine reale Gefahr, dass die Schäden ein irreparables Maß annehmen. Und in zwei Wochen muss Bayer 04 beim FC Bayern antreten.