Durch das 0:2 in Berlin kann Leverkusen die Champions League nicht mehr aus eigener Kraft erreichen.
Klubchef Fernando Carro hatte zuvor vergeblich Siegermentalität gefordert.
Nur Hertha BSC kann Leverkusen mit einem Sieg in Mönchengladbach helfen.
Köln – Versagt. Natürlich. Bayer 04 Leverkusen halt. . .So wirken die Ereignisse von Berlin auch mit einem oder zwei Tagen Abstand. Beim vorletzten Schritt auf dem Weg zur Champions-League-Qualifikation aus eigener Kraft war die Werkself bei einem Gegner gestolpert, für den es nach drei Niederlagen in Folge sportlich um nichts mehr ging. Die 0:2-Niederlage bei Hertha BSC war in jeder Hinsicht verdient. In der zweiten Halbzeit war der Favorit nicht einmal mehr in der Lage, Spannung aufkommen zu lassen. Drei Tage nach dem spielerisch teilweise glanzvollen 3:1-Sieg über den 1. FC Köln war das Offensivkonzept von Trainer Peter Bosz nach dem ersten Gegentor in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
Der Niederländer wirkte tief enttäuscht. Konkurrent Borussia Mönchengladbach kann mit einem Unentschieden am 34. Spieltag gegen dieselbe Hertha Platz vier und den Einzug in die Königsklasse perfekt machen, da das Torverhältnis eindeutig gegen die Werkself spricht. „Wir waren heute selbst unser größter Gegner, wir waren zu brav, zu ungefährlich“, kritisierte Keeper Lukas Hradecky, der an den Gegentoren von Matheus Cunha (22.) und Dodi Lukebakio (52.) schuldlos war. Bosz blieb nur ein eine Erkenntnis: „Das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Spiel zu gewinnen. Es darf nicht passieren, dass wir unser Spiel nicht gewinnen und auch die Gladbacher ihr Spiel nicht gewinnen. Wir müssen unser Spiel gewinnen.“
Die Ansprüche gehen in eine andere Richtung
Man war schnell im Bereich der Szenarien angekommen, doch die Enttäuschung saß tief und überdeckte alles. Zu deutlich hatte der Klub nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Finale die Ansprüche formuliert. „Wir müssen öfter um Titel mitspielen, und dann auch mal welche gewinnen“, hatte Geschäftsführer Fernando Carro vergangene Woche im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gefordert. Bis Samstag sah es aus, als könne dem Tanz auf drei Hochzeiten Erfolg beschieden sein: Bundesliga im Kampf um Platz vier, DFB-Pokal mit dem Finale gegen die Bayern und Europa League im August. Mit vier Siegen kann sich Bayer 04 da einen Titel und damit den Zugang zur Champions League durch die Hintertür sichern, denn das ist der wahre Lohn für den unterprivilegierten zweiten Titel des europäischen Klubfußballs.
Aber dann kam dieser triste Nachmittag im leeren Olympiastadion und beschädigte Chancen und Fantasien gleichermaßen. Nach einer forschen Leverkusener Viertelstunde kämpften sich die körperlich extrem starken und schnellen Berliner über harte Zweikämpfe ins Spiel und gingen gleich mit dem ersten gefährlichen Angriff in Führung. Allerdings wäre das nicht möglich gewesen ohne die herausragende Einzelleistung des Brasilianers Matheus Cunha, der mit einem Kunstschuss in den Torwinkel traf.
„Danach haben wir keinen guten Fußball mehr gespielt“, sagte Peter Bosz. Eine schlüssige Antwort darauf, warum das so war, lieferte er allerdings direkt nach Schlusspfiff nicht. „Ich kann mir vorstellen, dass das Enttäuschung gewesen sein muss. Und vielleicht, dass die Spieler dann so schnell wie möglich ein Tor machen wollten. Dann war die Organisation nicht so, wie sie sein muss.“
Bayer 04 Leverkusen steht in den nächsten Wochen vor großen Aufgaben und kann sie nicht alle aus eigener Kraft erreichen. Wenn am Ende der einzige Erfolg am Ende des Corona-Sommers ein erfolgreicher Transfer von Kai Havertz für eine Summe in der Nähe von 100 Millionen Euro wäre, hätte die eingetragene Marke „Vizekusen“ ihr Alleinstellungsmerkmal im deutschen Fußball gestärkt. Vielleicht hilft in dieser Situation ausgerechnet der einst ungeliebte Ex-Trainer Bruno Labbadia mit einem Berliner Sieg in Mönchengladbach. „Wir werden alles versuchen“, sagte der Trainer am Samstag, „aber versprechen will ich nur, was ich halten kann.“