Leverkusen – Es ist eine Eigenart des Profi-Fußballs, dass das Berufsjahr mit dem unbeliebtesten Arbeitstag beginnt. Der schöne Sommerurlaub endet für die Spieler jedes Jahr mit der so genannten Leistungsdiagnostik, bei der alle im buchstäblichsten Sinne auf Herz und Nieren, aber auch auf Muskeln, Blut und Hirnströme getestet werden. An der etwa dreistündigen Prozedur, der sich bei Bayer 04 Leverkusen in der so genannten Werkstatt am Samstag und Sonntag 17 Profis unterzogen, sind die verschiedensten Gewerke der Humanmedizin beteiligt. Am Ende bekommt im besten Fall jeder einzelne Fußball-Profi den imaginären Teststempel: einsatzfähig.
Erst danach beginnt der Trainingsalltag. Für die Werkself exakt am Montagvormittag um 10.30 Uhr. Dann wird Trainer Gerardo Seoane alle Spieler begrüßen, die keine Nationalmannschaftsverpflichtungen für ihre Länder hatten oder wie Florian Wirtz und Patrik Schick nach Verletzungen oder Operationen noch in Reha-Prozessen sind.
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Ins Trainingslager nach Kaprun/Zell am See fährt am 14. Juli ein Kader, der dem endgültigen schon ziemlich ähnlich sein soll. Wie ähnlich im Detail, wird maßgeblich vom neuen Geschäftsführer Simon Rolfes und seinem Team abhängen. Die Arbeiten am Personalbestand sind auch abgesehen von den großen Fragen (Bleibt Moussa Diaby? Scheitert der Mudryk-Transfer? Was macht Charles Aránguiz?) kompliziert und arbeitsintensiv.
Das beginnt mit den Leihspielern, die erst einmal am Trainingsbetrieb an der Stelzenautobahn teilnehmen müssen. Nadiem Amiri (zuletzt FC Genua) und Mitchell Weiser (Werder Bremen) stehen in Leverkusen noch unter Vertrag. Amiri (bis 2024) würde gern in Italien bleiben, angeblich zeigen Florenz und Hellas Verona Interesse. Weiser (bis 2023) war mit Werder Bremen in die Bundesliga aufgestiegen. Die Hanseaten und der Ex-Kölner wollen miteinander weitermachen. Allerdings hat Bayer 04 keine Lust mehr, jenen siebenstelligen Teil des Gehaltes zu bezahlen, den die Norddeutschen bei einer Leihe nicht stemmen können. Simon Rolfes hat Weiser und Bremen unmissverständlich aufgefordert, eine Lösung zu finden. Es sieht in beiden Fällen nach einem Geduldsspiel aus.
Trainer Gerardo Seoane plant aber ebenso gewiss ohne die beiden wie ohne Joel Pohjanpalo (Vertrag bis 2023), der für den türkischen Absteiger Rizespor und die finnische Nationalmannschaft zuletzt so viele Tore erzielte, dass es für ihn als Mittelstürmer genügend Interessenten geben wird. Der Nationalspieler hat wegen Länderspieleinsätzen noch Urlaub. Womöglich findet man eine schnelle Lösung, die eine Rückkehr nach Leverkusen überflüssig macht.
Der jüngste Neuzugang muss allerdings erst einmal nicht regelmäßig bei den Profis erscheinen. Am Samstag vermeldete Bayer 04 die Verpflichtung des gerade 16-jährigen Madi Monamay vom KRC Genk, der schon im Alter von 15 für den KRC Genk in der Uefa Youth League bei den 19-Jährigen spielte. „Wir freuen uns, in ihm ein absolutes Top-Talent verpflichtet zu haben, er ist von vielen europäischen Top-Klubs umworben worden“, erklärt Simon Rolfes, der sich das nächste große Talent offenbar auch schon gesichert hat.
Monamay verpflichtet, Edozie im Visier
Laut mehreren Quellen, darunter der Transfer-Experte Fabrizio Romano, steht der Werksklub vor der Verpflichtung von Sam Edozie (19) von Manchester City. Angeblich soll der Flügelstürmer, den Pep Guardiola in einem Pflichtspiel (englischer Supercup) bei den Profis eingesetzt hat, demnächst einen Vertrag bis 2024 unterschreiben.
Trainer Gerardo Seoane darf erst einmal in aller Ruhe das tun, was während einer Saison in drei Wettbewerben immer problematischer wird: Seine Spieler in aller Ruhe physisch, technisch und taktisch schulen. Der erste Test steht erst am 9. Juli auf dem Programm, das Spiel in Velbert gegen den Drittligisten MSV Duisburg. Und die Reise ins Trainingslager (zwei Testspiele geplant) ist noch weit weg.
Ein langer Sommer hat für Bayer 04 Leverkusen gerade erst begonnen. Das Ziel ist von Klubchef Fernando Carro öffentlich ausgerufen worden. Bei der Vorstellung des Films zu 20 Jahren Champions-League-Finale in Glasgow („Wir schlugen Juve...“) hat der Geschäftsführer den Fans unter lautem Jubel zugerufen: „Wir wollen unbedingt etwas holen, dafür werden wir alles tun!“