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„Come on, Grimi“Xabi Alonso schwärmt von Freistoßkunst von Alejandro Grimaldo

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Alex Grimaldo (vorne) trifft zur 1:0-Führung.

Leverkusens Alex Grimaldo (vorne) trifft zur 1:0-Führung.

Xabi Alonso lobt Alejandro Grimaldos Freistoßkunst, die Bayer Leverkusen gegen Mainz 05 zum zehnten Pflichtspielsieg in Serie führt.

Es läuft die 48. Minute, als man am Dienstagabend in der Bay-Arena von mehreren Seiten ein vor sich hin gemurmeltes „Grimaldo“ hört. Schiedsrichter Tobias Welz hatte gerade wenige Meter vor der Strafraumkante des Gegners einen Freistoß für Bayer Leverkusen gepfiffen. Und nahezu jedem der 30.210 Zuschauer war klar, wer denn nun gleich bei der Ausführung anlaufen würde: Alejandro Grimaldo. „Als ich gesehen habe, wo der Ball liegen wird, dachte ich nur: Come on, Grimi“, erzählte Trainer Xabi Alonso nach der Partie.

Und Grimi lieferte. Der spanische Nationalspieler legte sich zunächst den Ball rund einen Meter weiter nach hinten, um ein bisschen mehr Distanz zur Mauer zu ergaunern, dann lief er an und trat den Ball so, dass er zunächst schnell an Höhe gewann, so dass er mit genügend Abstand über die springende Mainzer Abwehrmauer fliegen konnte, um dann rapide an Höhe zu verlieren, damit er knapp neben dem Pfosten ins Tor einschlug. „Das ist kein Zufall bei ihm, der ist nicht zu halten“, sagte Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Er hat diese Qualität, diesen besonderen Schuss, der dann hinter der Mauer runterfällt.“

Dieser magische Moment Grimaldos reichte, um das Überraschungsteam der bisherigen Bundesligasaison Mainz 05 mit 1:0 zu besiegen. „Es war ein Top-Tor und sehr wichtig für uns“, sagte Alonso und hob die Schusstechnik seines Landsmanns hervor: „Ich kenne nicht so viele, die das können. Ich erinnere mich an einen brasilianischen Spieler, der es auch geschafft hat, trotz sehr kurzer Abständen sofort diese Kurve beim Schuss hinzubekommen. Es ist einfach Grimis typischer Kick.“

Vergleich mit Brasilianer Juninho

Mit dem Brasilianer meinte Leverkusens Coach den heute 49 Jahre alten Juninho, der 44 seiner 100 Treffer für Olympique Lyon zwischen 2001 und 2009 per Freistoß erzielt hatte. Um diese Quote zu erreichen, muss Grimaldo aber noch gewaltig nachlegen. Seit seinem Wechsel von Benfica Lissabon nach Leverkusen im Sommer 2023 erzielte der 1,71-Meter-Mann 16 Pflichtspieltreffer für Bayer 04, vier davon per direkt verwandeltem Freistoß. „Wir wissen natürlich, dass er aus 17, 18 Metern maximal, die Dinger machen kann. Weiter weg wird es schwierig, aber wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagte Granit Xhaka mit einem Lächeln, um dann mit ernsterer Miene nachzuschieben: „Er ist so wichtig für uns, nicht nur für die Standards, sondern auch mit dem Ball, für den Spielaufbau. Er ist sehr clever und hat heute einmal mehr gezeigt, welche Qualität er hat.“

Leverkusen tat sich über weite Strecken gegen tief stehende und sehr leidenschaftliche verteidigende Mainzer schwer, hatte zwar auch genug Gelegenheiten für einen Treffer aus dem Spiel heraus, musste sich dann aber auf Grimaldos Zauberfuß verlassen. „Wenn Spiele so eng sind, weil viele Gegner vor allem hier in der Bay-Arena sehr tief stehen, da braucht es auch gute Standardschützen, mit denen man Spiele gewinnen kann – und das haben wir heute gemacht“, betonte Xhaka.

Für Bayer 04 war es der zehnte Pflichtspielsieg in Serie, seit Ende November hat die Werkself alle Partien in Liga, Pokal und Champions League gewonnen, unter anderem gegen Gegner wie Bayern München, Inter Mailand oder Borussia Dortmund. „Die größte Entwicklung in dieser Saison haben wir in unserer Defensiv-Arbeit hingelegt“, sagt Alonso. „Wir haben verstanden: Ohne ein gutes Defensiv-System gibt es keine Chance, erfolgreich zu sein. Das ist eine Konsequenz der verbesserten Mentalität. Mentalität heißt nicht, zu spielen, sondern zu wissen, was wir in jedem Moment auf dem Platz brauchen.“

Zu Beginn der Spielzeit kassierte Bayer zu viele Tore, bekam Führungen nicht über die Zeit. Das hat sich nun geändert. Xhaka: „Wir sehen natürlich auch die Statistik. In den ersten Spielen hatten wir im Schnitt 1,6 Gegentore, das hat uns der Trainer mal gezeigt. Am Ende des Jahres 2024 waren es 0,6. In der Defensive gewinnt man Titel, in der Offensive gewinnt man Spiele. Das war auch unsere Stärke im letzten Jahr. Wir haben sehr wenig zugelassen, sehr wenig Gegentore bekommen, und dementsprechend wurdest du auch Meister und Pokalsieger und hast im Finale der Europa League gespielt. Jetzt haben wir diese Mentalität wieder.“

Zu spüren bekommen soll das am Samstag Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr, Sky). Das Team von Bayers-Ex-Trainer Gerardo Seoane hat im Gegensatz zur Werkself gerade defensiv versagt, kam mit einem 1:5 aus Wolfsburg wieder.