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3:2 gegen StuttgartBayer 04 feiert nächsten Last-Minute-Sieg im DFB-Pokal gegen VfB Stuttgart

Lesezeit 4 Minuten
Jonathan Tah nach dem Siegtreffer zum 3:2 gegen den VfB Stuttgart.

Jonathan Tah nach dem Siegtreffer zum 3:2 gegen den VfB Stuttgart.

Bayer 04 Leverkusen zieht ins DFB-Pokal-Halbfinale ein. Jonathan Tah erzielt den umjubelten 3:2-Treffer gegen den VfB Stuttgart.

1993 gewann Bayer Leverkusen letztmals einen Titel. Es war der DFB-Pokal. 31 Jahre später ist die Chance, genau diese Trophäe wieder in die Farbenstadt zu holen so groß wie lange nicht mehr. In einem spektakulären Viertelfinalspiel zog die Werkself am Dienstagabend mit einem 3:2 (0:1) gegen den VfB Stuttgart ins Halbfinale ein.

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, hallte es durch die Bay-Arena. In der Runde der letzten vier Mannschaften warten mit Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern zwei Zweitligisten und der Sieger der Begegnung zwischen Drittligist 1. FC Saarbrücken und Borussia Mönchengladbach am Mittwoch. „Wir haben einfach dran geglaubt, dass wir es schaffen“, sagt Robert Andrich nach der Partie, einer der Leverkusener Torschützen. Und Jonathan Tah, der mit seinem Kopfball in der 90. Minute das entscheidende 3:2 erzielte, sagte: „Das fühlt sich total gut an“, womit er beides meinte: sein Tor und die Tatsache, dass Leverkusen ins Halbfinale eingezogen ist.

Der Erfolg bringende Treffer kurz vor Schluss, aktuell eine Spezialität der Leverkusener, dürfte dieser Mannschaft nun auch Kraft für das Spitzenspiel am Samstag gegen Bayern München geben. Stuttgart musste ohne Serhou Guirassy auskommen, der mit Magen-Darm-Problemen die Reise per Flugzeug nach Leverkusen gar nicht erst antrat. Dennoch war der VfB zunächst das bessere Team, weil er Leverkusen keine Luft zum Atmen gab. Trainer Sebastian Hoeneß machte das, was sich zuletzt keine andere Mannschaft gegen die Werkself traute: Er ließ gnadenloses Mann-gegen-Mann-Pressing über den gesamten Platz spielen. Bayer 04 fehlten die Lösungen. Und dann spielte den Stuttgartern auch noch der Führungstreffer in die Karten. Eine Ecke von Angelo Stiller köpfte Waldemar Anton über Matej Kovar im Leverkusener Tor hinweg in die Maschen (11.). Edmond Tapsoba hatte den Stuttgarter Abwehrchef aus den Augen verloren.

Wunderbarer Schlenzer von Robert Andrich

Es entwickelte sich ein sehr schnelles und intensive Spiel zwischen den Strafräumen. Dass Leverkusen aber das erste Mal nach mehr als einer halben Stunde durch Alejandro Grimaldo zum Abschluss kam, war auf der einen Seite ein Verdienst des Stuttgarter Pressings, auf der anderen Seite der fehlenden schnellen Balleroberungen und der fehlenden Präzision im Passspiel der Hausherren. Kurz vor der Pause wäre dennoch beinahe noch der Ausgleich geglückt, doch der bis dahin komplett abgemeldete Bayer-Stürmer Patrik Schick scheiterte mit der Hacke aus kürzester Distanz an Alexander Nübel im VfB-Tor. Nach der Pause entwickelte sich ein Fußballspektakel. Beide Mannschaften hatten große Lust auf Offensivfußball, ließen dadurch Räume hinter der Abwehrkette. Die Leverkusener Kurve durfte zuerst jubeln. Robert Andrich schlenzte den Ball aus 20 Metern wunderbar in den Winkel – 1:1 (50.).

So galant dieser Abschluss war, so tollpatschig vertändelte er kurz darauf den Ball am eigenen Strafraum, was Chris Führich am Ende einer kurzen VfB-Stafette mit einem herrlichen Schuss zum 2:1 für den VfB nutzte (58.). Daraufhin wechselt Xabi Alonso, brachte Winterzugang Borja Iglesias und den zweiten Afrika-Cup-Rückkehrer, Amine Adli. Der Franzose mit marokkanischem Pass wählte direkt einen klugen Laufweg hinter die Abwehrkette, Wirtz spielte den Ball perfekt in die Gasse – 2:2 (66.).

Als gegen Ende der Partie beide Teams dem Vollgas-Fußball etwas Tribut zollen mussten, war es erneut Wirtz, der mit einer genialen Flanke auf den Kopf von Jonathan Tah die Entscheidung einleitete. Der Innenverteidiger ließ die Stimmung in der Bay-Arena in der letzten Spielminute mit seinem Kopfballaufsetzer zum Sieg hochkochen.

Samstagabend gegen den FC Bayern

Nach 1993 fuhr Leverkusen noch drei Mal zum Finale nach Berlin, unterlag aber jeweils, zuletzt 2019/2020 gegen den FC Bayern. Die Münchner sind in diesem Jahr schon ausgeschieden, kommen aber am Samstag in die Bay-Arena – als Zweiter zum Tabellenführer. Dann kann die Werkself den nächsten großen Schritt zu einem Titelgewinn machen und den FC Bayern mit einem Sieg auf fünf Punkte in der Tabelle distanzieren.

„Das wird ein anderes Spiel, klar, aber wir haben eine große Mentalität gezeigt, denn wir sind zweimal nach einem Rückstand zurückgekommen“, sagte Andrich. Und Jonathan Tah, der Siegtorschütze, sagte: „Dieser Erfolg gibt uns Energie und einen Push. Das stimmt uns positiv ein auf das, was am Samstag auf uns zukommt. Wir freuen uns auf jeden Fall darauf.“