Bayer 04 Leverkusen hat sich die Favoritenrolle in der Bundesliga erarbeitet. Ein Scheitern ist nahezu ausgeschlossen, meint unser Autor.
KommentarBayer 04 Leverkusen kann einfach alles
Xabi Alonso ist kein Mensch, der üblicherweise das Bad in der Menge auskostet. Selbstdarstellung überlässt er generell anderen. Aber am Samstagabend war es anders, er ließ sich von Fans und Mannschaft überreden, an den Feierlichkeiten vor der Nordkurve teilzunehmen. Natürlich zitierte er aber zuerst den kompletten Staff zu sich, um dann gemeinsam zum Kreis der Mannschaft zu stoßen. Anders kann er nicht, das ist nicht gespielt, das ist gelebter und vorgelebter Zusammenhalt.
Dass Alonso sich mitreißen lässt von dieser Euphorie rund um Bayer 04, ist ein Zeichen dafür, wie sehr ihm dieser Klub ans Herz gewachsen ist und natürlich vor allem auch darauf, wie stolz er auf das ist, was er in 16 Monaten zusammen mit allen Beteiligten erreicht hat: Vom Tabellen-17. zum Spitzenreiter, der 13 Spieltage vor Saisonende nach einem 3:0 gegen den FC Bayern fünf Punkte Vorsprung auf den Rekordmeister hat.
Im Verbund mit den Geschäftsführern Fernando Carro und Simon Rolfes ist es gelungen, den Kader von Störenfrieden zu befreien und mit Qualitäts- und Mentalitätsspielern zu bereichern. Alonso hat mit seiner Glaubwürdigkeit als Weltstar, der im Fußball alles gewonnen hat, einen Weg vorgegeben, dem ausnahmslos alle Spieler folgen. Das Ergebnis ist seit Monaten zu bestaunen und gipfelte am Samstag in einem fulminanten Sieg, der noch einmal verdeutlichte, wie gefestigt und flexibel diese Leverkusener Mannschaft wirklich ist.
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Florian Wirtz auch ohne Ball ein Unterschiedsspieler
Wenn der genialste Fußballer im Kader zusätzlich auch einer der fleißigsten Arbeiter ist, liegt auf der Hand, wie vollendet das Gebilde Bayer 04 ist. Florian Wirtz war am Samstag wieder Unterschiedsspieler, vielleicht diesmal aber sogar mehr ohne als mit Ball. Und das galt nicht nur für ihn, die gesamte Mannschaft war bereit, für den Erfolg zu leiden, viele Meter zu machen, den Bayern in jeglicher Hinsicht den Schneid abzukaufen. So hatte Bayer 04 eines der ganz wenigen Male in dieser Saison zwar weniger Ballbesitz, dominierte aber dennoch. München gab nicht einen Schuss aufs Tor ab, die Werkself hätte sogar noch höher gewinnen können.
Mit dieser Facette, ein Spiel auch ohne Ball und mit leidenschaftlicher Defensivarbeit zu dominieren, gibt es im Prinzip gar keine Schwäche mehr im Leverkusener Fußballsystem. Bayer 04 kann einfach alles. Und wer den Jubel von Jeremie Frimpong nach dem 3:0 mit der gesamten Mannschaft inklusive Bankspieler gesehen hat, weiß, wie es um die Teamchemie bestellt ist. Dass Alonso den schnellen Flügelspieler in diesem Spitzenspiel mit weltweiter Aufmerksamkeit auf der Bank gelassen hatte, wird dem Niederländer nicht geschmeckt haben. Doch er nahm den Umstand an und setzte schließlich das i-Tüpfelchen auf den Sieg mit Signalwirkung.
Dass Leverkusen in diesem Jahr Vizekusen-Sachen machen und einbrechen wird, scheint nahezu ausgeschlossen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass es noch mehr Jubelbilder von Alonso in der Kurve zu sehen geben wird – im Mai.