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Wildes 2:2 in MünchenBayer 04 verteidigt Tabellenführung in der Nachspielzeit

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Exequiel Palacios (l) jubelt über sein Ausgleichstor zum 2:2.

Leverkusens Exequiel Palacios (l) jubelt über sein Ausgleichstor zum 2:2.

Leverkusen hat gegen die Bayern einen reifen Auftritt hingelegt. Dabei stellte das Bayern-Pressing die Werkself zunächst vor Probleme.

Es ist immer ein guter Gradmesser für die Bedeutung eines Fußballspiels, wenn sich auch neutrale Fußball-Interessierte so richtig auf eine Begegnung freuen. Das Bundesliga-Topspiel am Freitagabend war eine solche Partie der kollektiven Vorfreude. Bayern München gegen Bayer 04 Leverkusen, der Tabellenführer reist zum Zweiten, das versprach Sport internationaler Spitzenklasse. Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil: Sie bekamen Topfußball zum genießen geboten.

Hohes Niveau auf Augenhöhe zwischen Bayer und Bayern

Beide Teams agierten auf hohem Niveau auf Augenhöhe, lange Zeit hätte das Spiel in eine der beiden Richtungen kippen können, am Ende stand mit dem 2:2 (1:1) ein gerechtes Ergebnis. Damit hat Bayer 04 seinen erfolgreichsten Bundesligastart knapp verpasst. Nie hat die Werkself mit vier Siegen eine Saison begonnen. Die Leverkusener bleiben mit dem Remis aber Spitzenreiter auch nach diesem Spieltag.

Einer hatte sich ganz besonders auf dieses Duell gefreut: Xabi Alonso. Der Spanier hatte schließlich von 2014 bis 2017 das „Mia san mia“-Trikot getragen. Bei seiner ersten Rückkehr als Trainer in die Allianz-Arena änderte er seine Erfolgself auf nur einer Position. Robert Andrich rückte für den von der Länderspielreise nach Südamerika strapazierten Exequiel Palacios in die Startelf. Gar nicht in den Kader schaffte es der aus München geliehene Josip Stanisic. Er musste erkrankt passen, teilte der Klub mit. Bei den Bayern fehlte Kingsley Coman.

Harry Kane trifft, Victor Boniface verpasst seine Chancen

Mit dabei waren hingegen die zwei Stoßstürmer beider Teams, die in den vergangenen Tagen und Wochen die Schlagzeilen dominiert hatten: Harry Kane und Victor Boniface. Bayerns Mehr-als-100-Millionen-Mann ließ nicht viel Zeit verstreichen, um zu zeigen, warum so viel Geld über die Ladentheke ging. Nach nur sieben Minuten drückte der englische Nationalmannschaftskapitän die Kugel per Kopf über die Linie. Maßgeblich beteiligt war daran Edmond Tapsoba, der zunächst mit einem unnötigen Ballverlust nach noch unnötigerem Dribbling eine Ecke verursacht hatte. Diese verlängerte der Bayer-Verteidiger dann auch noch direkt zu Kane – 1:0.

Bayern-Jubel nach dem 1:0 durch Harry Kane.

Bayern-Jubel nach dem 1:0 durch Harry Kane.

Es war schon zu diesem frühen Zeitpunkt eine verdiente Führung, denn die Leverkusener hatten in der ersten Viertelstunde ein Problem damit, sich an etwas zu gewöhnen, was sie aus den bisherigen 270 Saisonminuten nicht kannten: Sie hatten nicht den Ball. Das Bayern-Pressing stellte die Werkself vor große Probleme, durch zu starres Positionsspiel fehlten Anspielstationen, und der Ball war direkt wieder bei den Hausherren. München wirkte wacher, agiler, selbstbewusster.

Erst als die Gäste die ersten Male zeigten, dass sie auch in der Lage sind, das Pressing zu überspielen und daraus gefährliche Konter entstehen können, entwickelte sich eine ausgeglichenere Partie. So langsam kam dadurch auch Boniface ins Spiel, der unter Beweis stellte, dass er sich auch gegen eine Abwehrkante wie Dayot Upamecano durchsetzen kann. Resultat dieser neuen Spieldynamik war der Ausgleich durch einen herrlichen Freistoßtreffer des Spaniers Alejandro Grimaldo, dass selbst Bayern-Urgestein und -Stadionsprecher Stephan Lehmann als „einmalig“ bezeichnete.

Der Treffer zeigte Wirkung Plötzlich war Bayer 04 das dominantere Team. Boniface erzielte auch das vermeintliche 2:1, das aber korrekterweise wegen einer Abseitssituation keine Anerkennung fand. Und als es sich so anfühlte, als wolle diese Highspeed-Partie die Ausfahrt Richtung Halbzeitpause nehmen, trat der FCB noch einmal aufs Gas und hätte zwingend wieder in Führung gehen müssen. Doch Lukas Hradecky hielt erst phänomenal gegen einen Schlenzer von Leroy Sané, dann souverän gegen Leon Goretzka. Zudem verfehlte Serge Gnabry das Gehäuse nur knapp per Kopf. Das alles spielte sich in den letzten drei Minuten vor der Pause ab.

Florian Wirtz hatte die Führung für Bayer auf dem Fuß

Auch nach Wiederanpfiff gab es kein Zögern und Abtasten. Jeremie Frimpong allein vor Sven Ulreich – Sieger Ulreich. Harry Kane frei vor Hradecky – Sieger Hradecky, der mit einem unnachahmlichen Spreizsprung seine Stollen noch an den Ball bekam. Die Partie blieb ein echtes Spektakel für die 75.000 Zuschauer im ausverkauften Rund in Fröttmaning.

Als die Partie in die heiße Phase ging, hätte Florian Wirtz sie entscheiden können, ja, vielleicht sogar müssen. Sein Schuss rollte aber nur an den Pfosten. Kurz darauf scheiterte Boniface an Ulreich.

Und dann machten die Bayern eben das, was die Bayern so machen. Der eingewechselte Mathys Tel tanzte die Bayer-Defensive aus, passte in die Mitte, und Leon Goretzka erzielte das 2:1. Bayer 04 gab aber nicht auf, Davies foulte Hofmann und Exequiel Palacios traf in der Nachspielzeit vom Punkt zum verdienten Ausgleich. Der ebenso verdiente Schlusspunkt einen Fußballfests.

Lange auskatern können beide Mannschaften aber nicht. In der kommenden Woche warten die internationalen Aufgaben. Bayern München empfängt am Mittwoch Manchester United in der Champions League, Leverkusen erwartet den schwedischen Klub BK Häcken in der Europa League.