Leverkusen – In der 64. Minute gab es umgehend „Lukas Hradecky“-Sprechchöre aus der Leverkusener Nordkurve. Die Fans haben großen Respekt vor ihrem stets ehrlichen und in der Regel zuverlässigen Kapitän.
Daran wird sich auch nichts ändern – obwohl ein Patzer des finnischen Keepers Bayer 04 am Mittwochabend den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals gekostet hat. Hradecky hatte in jener fatalen 64. Minute unbedrängt einen Fehlpass über knapp zehn Meter in den Fuß des Karlsruhers Kyoung-Rok Choi gespielt – der Südkoreaner traf zum 2:1 für den Zweitligisten, das Bayer 04 nicht mehr drehen konnte.
Weiteres Kapitel im Buch der Pokalblamagen
Nach dem Verlängerungs-Aus im Vorjahr beim Regionalligisten Essen ist es ein weiteres Kapitel im langen Leverkusener Buch der Pokalblamagen. Und wieder war es ein verdientes Aus der Werkself, die auch unter Trainer Gerardo Seoane zum Versagen in entscheidenden Momenten neigt.
Der Schweizer hatte verletzungsbedingt ohne Mittelstürmer auskommen müssen, Paulinho wurde nach vorn beordert. Die Schlüsselspieler Kerem Demirbay und Florian Wirtz wurden vom Trainer gegen den Zweitliga-Achten geschont – keine der Entscheidungen sollten sich als wirksam herausstellen.
Schon nach vier Minuten wurde Bayers Viererkette geknackt
Der KSC agierte, wie man es von einem Zweitligisten erwartet. Defensiv dicht gestaffelt, robust in den Zweikämpfen und denkbar simpel im Spiel nach vorne: hoch und weit in Richtung Sturmtank Philipp Hofmann. Und bereits nach knapp vier Minuten wurde Bayers hochtalentierte Viererkette vom Gast geknackt. Marvin Wanitzek hatte bei seiner Flanke von der linken Seite alle Zeit der Welt, Edmond Tapsoba verlor das Kopfballduell gegen Hofmann. Hradecky war zwar schnell unten, konnte den Ball aber nur nach vorne abwehren. Lucas Cueto, gebürtiger Kölner und für fast alle größeren Klubs im Rheinland schon aktiv, staubte ab zum 1:0.
Leverkusen kam schnell zu guten eigenen Möglichkeiten. Doch weder Moussa Diaby, Amine Adli noch Nadiem Amiri konnten ihre Chancen aus Mittelstürmer-Position nutzen. Zur Pause gab es Pfiffe für die Werkself. Mit Patrik Schick im Zentrum hätte Bayer 04 zu diesem Zeitpunkt wohl bereits drei Tore erzielt.
Nur wenig Lichtblicke in der zweiten Halbzeit
Die zweite Halbzeit wurde zunächst kaum besser, der KSC hatte sogar mehr vom Spiel und durch einen Freistoß von Wanitzek die Chance zum 2:0. Doch dann blitzte die individuelle Klasse der Werkself, die sie erfolgreich für fast eine Stunde versteckt hatte, einmal auf. Jeremie Frimpong und Amine Adli kombinierten sich mit einem Doppelpass zügig über die rechte Seite, der niederländische Außenverteidiger traf mit links zum etwas überraschenden 1:1 (54.).
Nun hatte Bayer 04 noch mehr Trümpfe auf der Hand, als vor Spielbeginn. Dem KSC schienen die Kräfte zu schwinden – und von Leverkusens Bank drohte unter anderem noch Regisseur Wirtz. Doch Bayer 04 ist nicht mehr jenes Team, das es vor dem 1:5-Heimdebakel gegen den FC Bayern war. Die Werkself leistete dem Gegner Erste Hilfe, Kapitän Hradecky unterlief jener fatale Fehlpass vor Chois 2:1 (64.), nachdem sämtliche Zuspiele der Kollegen zuvor schon seltsam unpräzise waren.
Trainer Gerardo Seoane reagierte spät und brachte seinen Strategen Kerem Demirbay und Wirtz als wichtigsten aller Offensivspieler nach 67 Minuten, auch der erst 16 Jahre alter Iker Bravo kam zu seinem Profi-Debüt. Passend ins Leverkusener Gemälde des Scheiterns schosse der junge Spanier kurz nach seiner Einwechslung aus zehn Metern freistehend übers Tor – und Wirtz produzierte vor allem Ballverluste.