- Der Stürmer trifft trotz seiner jahrelangen Reservistenrolle in allen Wettbewerben zuverlässig.
- Sportdirektor Simon Rolfes und Trainer Peter Bosz loben den Argentinier für seine Professionalität.
- Hochgerechnet auf eine ganze Bundesliga-Saison ergibt Alarios Torquote mehr als 20 Treffer.
Leverkusen. – Fußball ist ein Sport, über den Zahlen nur bedingt Aufschluss geben. Laufleistung, Passquote, Zweikampfwerte erklären nicht immer, warum eine Mannschaft ein Spiel gewonnen oder verloren hat. Es gibt aber Zahlen, die nicht trügen. Im Fall von Lucas Alario lautet die magische Ziffer 147,5. Das ist die Anzahl von Minuten, die der Argentinier seit August 2017 gebraucht hat, um für Bayer 04 Leverkusen ein Tor zu erzielen. Wer das nachrechnen will, addiert die Einsatzzeiten in allen Wettbewerben (5753 Minuten) und teilt sie durch die Tore, die der Mittelstürmer für den Werksklub erzielt hat (39). Resultat: 147,5 und ein paar Zerquetschte. Hochgerechnet auf die 34 Spiele einer Bundesligasaison wären das 20,74 Tore.
Diese Fähigkeit, mit der steten, unaufgeregten Regelmäßigkeit eines Dieselmotors Tore zu erzielen, haben den Argentinier (Vertrag bis 2022) allerdings nie zu einem unumstrittenen Stammplatz verholfen. Dennoch hat er Bayer 04 nie verlassen, obwohl es in jeder Transferperiode lukrative Angebote für ihn gab. „Lucas ist ein superprofessioneller Spieler, der sich nie hängen lässt und in jedem Training alles gibt“, sagt Sportdirektor Simon Rolfes dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vor dem Montagsspiel gegen den FC Augsburg (20.30 Uhr, DAZN), „ich weiß, dass er schätzt, was er bei uns hat und wir schätzen, was wir an ihm haben.“
"Ich bin zufrieden mit ihm, er macht das sehr gut"
Trainer Peter Bosz macht sich im Terminstress des Herbstes viele Gedanken um Rotation, aber Lucas Alario wird Mittelstürmer spielen, solange der Top-Einkauf Patrik Schick (kam für 27,5 Millionen Euro vom AS Rom) mit den Nachwirkungen seiner Muskelverletzung zu kämpfen hat. „Es wird noch dauern“, sagt Bosz über das Comeback des Tschechen. Für Alario hat er dagegen nur Lob: „Ich bin sehr zufrieden mit ihm, er macht das sehr gut. Man darf nicht vergessen, das es nicht so einfach ist in seiner Rolle.“
Zu den beiden wichtigen Siegen gegen Mainz (1:0) und Nizza (6:2) hat Alario jeweils ein Tor beigetragen und auch als Anspielstation für die Kollegen überzeugt. Gegen Augsburg werden die Räume wohl noch enger werden. Für den Argentinier, der ein guter Zweikämpfer und Kopfballspieler mit präzisem Torabschluss ist, eine gewohnte Spielsituation.
Die Kunst für das Spiel gegen das diszipliniert-humorlose Team des früheren Trainers Heiko Herrlich wird sein, in der Offensive die richtige Mischung zu finden. Karim Bellarabi hat sich nach einem schwachen Saisonstart mit zwei späten Toren gegen Nizza als Alternative für die rechte Seite wieder zurückgemeldet. Die lichten Momente im Spiel von Leon Bailey werden auch immer mehr. Und im Mittelfeld ist nach überstandener Bauchmuskelproblematik der 17-Jährige Florian Wirtz wieder eine Option für die Startelf.
„Belastungssteuerung“ ist für Trainer Peter Bosz und sein Team das Zauberwort der Stunde. Bayer 04 spielt die nächsten Partien im extrem anspruchsvollen Rhythmus Montag (Augsburg), Donnerstag (bei Slavia Prag), Sonntag (in Freiburg), Donnerstag (gegen Hapoel Sheva), Sonntag (gegen Mönchengladbach). „Das Problem sind Spiele mit nur zwei Tagen Abstand dazwischen“, sagt Bosz. Vor drei dieser fünf Spiele ist die Regenerationsphase so kurz. „Für manche Spieler ist es eine solche Belastung kein so großes Problem, bei anderen muss man aufpassen, auch wenn sie noch nicht verletzt sind“, meint der Trainer, „denn es ist meine Aufgabe, dass sie sich nicht durch Überbelastung verletzen.“ Sein eigenes Bauchgefühl genügt dem Niederländer als Ratgeber dabei nicht. „Da höre ich auf den Rat der Spezialisten in meinem Team, die davon mehr verstehen als ich.“
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Immerhin ist Bayer 04 nach drei Unentschieden zum Saisonstart und dem knappen Sieg in Mainz auch in der Bundesliga noch ungeschlagen, kann mit dem Punkteschnitt von 1,5 pro Spiel aber nicht ganz zufrieden sein. Mit einem Sieg könnte man sich der Champions-League-Zone nähern. Peter Bosz hat zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison allerdings keine Lust auf kurzfristige Bilanzen und frühe Hochrechnungen. „Ich habe gehört, wenn wir das letzte Spiel in Mainz verloren hätten, wäre das der schlechteste Saisonstart gewesen, den Bayer Leverkusen je in der Bundesliga hatte“, erklärt er, „jetzt haben wir 1:0 gewonnen, und es ist der beste Auftakt seit 2009, als Jupp Heynckes hier Trainer war. Das kann doch nicht wahr sein.“ Für Montag kennt Bosz aber nur ein Ziel: „Wir müssen das Spiel gewinnen, das ist für mich gar keine Frage.“
Der Trainer verlässt sich bei diesem Vorhaben im Sturm wieder auf seinen Arbeiter Lucas Alario, der sein letztes Tor am Mittwoch gegen Nizza in der 16. Minute erzielt. Nach dem Gesetz seines Rhythmus’ müsste das nächste in der 73. Minute des Spiels gegen Augsburg fallen.