Leverkusen braucht für das Bundesliga-Topspiel gegen RB Leipzig eine Leistungssteigerung. Neue Gerüchte gibt es um Jonathan Tah.
Nach knappem Pokalsieg in JenaRobert Andrich kritisiert fehlende Seriosität bei Bayer 04
Zwischen den Mannschaftskabinen im Ernst-Abbe-Sportfeld herrschte am Mittwochabend nach Bayer 04 Leverkusens schmeichelhaftem 1:0-Pokalerfolg munteres Treiben. Als Trainer Xabi Alonso sich zwischen Offiziellen, Ordnern, Betreuern, Journalisten und Spielern in Richtung Pressekonferenz durchzwängen wollte – die Zeit eilte, die Werkself musste schließlich ihren Flug erwischen – wurde Alexios Dedidis, die griechische Nummer eins von Carl Zeiss Jena, plötzlich hektisch. Schnell zückte der 23-Jährige sein Handy, reichte es in die nächstbesten Hände und ließ ein Foto machen – von sich und Starcoach Xabi Alonso.
Der Spanier stand noch für weitere Schnappschüsse parat, schrieb dazu Autogramme. So gab es nach der unglücklichen Pleite des Nordost-Regionalligisten gegen den deutschen Doublesieger zumindest für einige Jenenser noch etwas Handfestes, abgesehen von vielen warmen Worten für die engagierte Leistung. Gerade Xabi Alonso selbst betonte immer wieder die Qualität des Viertligisten – als wolle er von den zahlreichen Unzulänglichkeiten seiner Mannschaft ablenken.
Jonas Hofmann erlöst Bayer 04 Leverkusen
Denn Bayer 04 hatte sich über die 90 Minuten plus Nachspielzeit nur drei klare Tormöglichkeiten erspielt, eine davon nutzte Jonas Hofmann für das entscheidende 1:0 (52.). Auf der anderen Seite hätte sich der FC Carl Zeiss in der Schlussphase den Ausgleichstreffer verdient, doch Hamza Muqaj schoss in der 94. Minute den Ball freistehend über das leere Leverkusener Tor. „Das Wichtigste war heute, dass man es seriös angeht – und das haben wir nicht gemacht. Deswegen können wir froh sein, dass wir gerade so die Runde überstanden haben. Das müssen wir ansprechen“, kritisierte Robert Andrich schonungslos, obwohl seine Mannschaft es in den Topf für die Zweitrunden-Auslosung am Sonntag geschafft hatte.
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Doch der Weg dahin bereitete Spielern und Verantwortlichen Kopfzerbrechen. „Keiner von uns ist heute ans Maximum gekommen, auch nicht in die Nähe. Da müssen wir ehrlich mit uns sein, dass das nicht genug ist“, sagte Andrich. Ohne die zu Beginn geschonten Granit Xhaka, Florian Wirtz, Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong funktionierte beim Werksklub gerade offensiv kaum etwas. Für ein Spiel bei einem drei Klassen niederen Gegner eine ernüchternde Erkenntnis. Xabi Alonso verwies auf die zerstückelte Vorbereitung mit vielen Profis, die nach den Großturnieren erst spät ins Training kamen. „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent“, sagte der Katalane.
Deutliche Kritik von Robert Andrich am Auftritt der Werkself
Das wurde schon beim Supercup gegen den VfB Stuttgart und dem Bundesliga-Auftakt in Mönchengladbach deutlich. Zwar gab es mit dem 1:0 in Jena erneut drei Siege aus den ersten drei Spielen – doch von der Leichtigkeit der vergangenen Saison war bislang kaum etwas zu sehen. „Ich glaube schon, dass wir genug Zeit hatten, um reinzukommen. Aber es fehlt immer irgendwo noch etwas. Heute war unser schwächster Auftritt von den bisherigen Spielen“, sagte Andrich, dem es im Zentrum nicht gelang, das Spiel zusammen mit Aleix Garcia zu kontrollieren. „Wir hatten nicht viele Chancen, vielleicht zwei oder drei. Da hatte Jena auf jeden Fall mehr. Das darf uns nicht passieren.“
Am Samstagabend ist RB Leipzig zu Leverkusens erstem Bundesliga-Heimspiel der Saison zu Gast in der Bay-Arena (18.30 Uhr/Sky). Einen Auftritt wie in Jena darf sich die Werkself nicht erneut erlauben, sonst dürfte die schöne Bundesliga-Serie von 35 Spielen ohne Niederlage ein Ende finden. „Das sollte ein Warnschuss sein“, sagte Siegtorschütze Hofmann mit Blick auf die Partie in Jena. „Das sollte uns Spielern allen irgendwie zeigen, dass das zu wenig war von uns allen. Als Mannschaft müssen wir das einfach besser machen.“
Gibt es doch noch einmal Bewegung im Poker um Jonathan Tah?
Gegen Leipzig wird aller Voraussicht nach Zugang Nordi Mukiele im Leverkusener Kader stehen. Der frühere RB-Profi wurde für ein Jahr von Paris Saint-Germain ausgeliehen, das hatte der Werksklub am Mittwochabend nach dem Pokalspiel bekanntgegeben – ebenso den Abschied von Odilon Kossounou in Richtung Atalanta Bergamo. „Nordi ist ein athletischer und schneller Verteidiger“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes über den 26 Jahre alten Franzosen. „Er passt mit seinem Profil ausgezeichnet in unsere Mannschaft, er hat mit 30 Einsätzen große Champions-League-Erfahrung und kann als versierter Fußballer sowohl als Rechtsverteidiger als auch als zentraler Abwehrspieler agieren.“
Unabhängig von dem positionsgetreuen Wechsel gibt es auch um Jonathan Tah neue Gerüchte. Einerseits habe der FC Barcelona um Trainer Hansi Flick weiter Interesse am Leverkusener Abwehrchef, dessen Vertrag im nächsten Jahr ausläuft. Auch der FC Bayern, der sich trotz einer grundsätzlichen Einigung mit Tah zuletzt gegen einen Transfer entschieden hatte, soll nach den schwachen Defensiv-Leistungen zum Bundesliga-Auftakt noch einmal ins Grübeln gekommen sein. Laut „Bild“ hat der Aufsichtsrat des Rekordmeisters getagt – unter anderem zum Thema Tah. „Das Transferfenster ist noch bis Freitag offen. Lassen wir uns überraschen, ob noch was passiert“, sagte Sportdirektor Christoph Freund der „Bild“. Xabi Alonso sprach von „Gerüchten“, er habe keine neuen Informationen und plane für Samstag mit Tah.