Leverkusen – Generell herrscht wenig Gewissheit darüber, was im Sommer 2022 sein wird. An einem Punkt haben die Planer von Bayer 04 Leverkusen einen Pflock in die Zukunft geschlagen. Im Sommer 2022 wird der Stürmer Sardar Azmoun zu ihnen kommen. Ablösefrei, weil sein Vertrag bei Zenit St. Petersburg ausläuft. Man wird das als kaufmännischen Erfolg feiern, weil der Marktwert des Iraners aktuell auf 25 Millionen Euro geschätzt wird. So viel weiß man. Was man aber nicht weiß: Wer ist Sardar Azmoun?
Glaubt man den Datenbanken, ist Azmoun ein Fußball-Profi, der sich gern an Toren beteiligt. In seiner Zeit bei Zenit St. Petersburg hat er seit 2018 wettbewerbsübergreifend in 104 Spielen 62 Tore erzielt und 36 vorbereitet, also fast in jedem Spiel einen Scorerpunkt verbucht. Inklusive seiner frühen Jahre bei Rubin Kasan und FK Rostov lautet die Bilanz in der russischen Top-Liga: 208 Spiele, 85 Tore und 38 Vorlagen.
Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes erklärt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, was Bayer 04 außerdem überzeugt hat: „Sardar Azmoun hat Tempo und auch das Auge für die Mitspieler. Er kann alleine Mittelstürmer spielen, er könnte aber auch mit Patrik Schick als Teil eines Zweiersturms mehr aus der Tiefe kommen. Er hat ein sehr gutes Gespür für Räume.“
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Diese Beschreibung zeigt, was Bayer 04 mit dem 27-Jährigen plant, der für den Iran in 60 Länderspielen 39 Tore erzielt hat und in seiner Heimat ein Volksheld ist. Er soll mit, neben und im Zweifel auch für den Top-Torjäger Patrik Schick spielen. Der Transfer ist nicht als Absicherung für einen geplanten Transfer des Tschechen zu verstehen. Schick (Vertrag bis 2025) steht nicht zum Verkauf, hat kein Preisschild und fühlt sich nach eigener Aussage in Leverkusen sehr wohl. Der Hintergedanke ist ein anderer. Rolfes: „Wir hatten bei diesem Transfer auch den Spielplan der kommenden Saison im Blick, der wegen der Winter-WM in Katar extrem herausfordernd ist. Es gibt bis Mitte November praktisch nur Englische Wochen und nach der WM dann auch wieder. Da braucht man auch Energie und Frische von der Bank aus.“
Für einen anderen Spieler bedeutet Azmouns Kommen jedoch den Abschied. Lucas Alario (29) wird die Werkself im Sommer trotz eines bis 2024 laufenden Vertrages verlassen dürfen. Den Argentinier zieht es schon länger in den spanischsprachigen Raum, wo er hohe Wertschätzung genießt und als echte Nummer 9 endlich ein gesetzter Mittelstürmer und Torjäger sein dürfte. Allerdings wird Bayer 04 für ihn noch eine Ablöse in der Nähe des geschätzten Marktwertes von zehn Millionen Euro kassieren wollen. Diese Rochade hätte bereits im Sommer 2021 geschehen können, doch Zenit verlangte da noch viel Geld für Azmoun und Alario hätte Bayer 04 ablösefrei verlassen können. Dagegen sprach der pure Geschäftssinn.
Dass ein solch erfolgreicher Mittelstürmer wie der Iraner ein Jahr lang auf seinen Wunschverein wartet, war der Lohn für gründliche Vorbereitung des Deals. „Wir hatten lange Kontakt zu Azmoun, und er war von der Idee fasziniert, bei Bayer 04 und in der Bundesliga zu spielen“, sagt Simon Rolfes, „dann hat sich die Situation so entwickelt. Wir haben mit Lucas letzten Sommer verlängert im Wissen, dass er im Sommer 2022 wohl gehen wird.“
Dass Sardar Azmoun seinen Klub Zenit, der von dieser Entwicklung natürlich nicht begeistert ist, noch während der am 1. Februar endenden Winter-Transferperiode verlassen wird, ist sehr unwahrscheinlich. Bayer 04 hat keinen Grund, eine millionenschwere Ablöse zu bezahlen, um mit drei Mittelstürmern in die Rückrunde zu gehen. Aber die Dinge ändern sich in diesem Geschäft manchmal über Nacht.
Retsos vor Abschied, Amiri wohl beim Medizincheck
Konkret ist dagegen der Wechsel von Panagiotis Retsos (23) zu Hellas Verona. Damit könnte das Kapitel des Griechen, das 2017 mit einer hohen Ablöse und vielen Hoffnungen begann und durch viele Verletzungen und unglückliche Leihen getrübt wurde, für alle versöhnlich zu Ende gehen. „Panos hat sich immer korrekt verhalten. Wir wollen nur die ersten drei Spiele des Jahres abwarten, bei denen unsere Innenverteidiger Edmond Tapsoba und Odilon Kossounou beim Afrika Cup sind“, sagt Rolfes, „es war klar, dass wir Panos keine Steine in den Weg legen.“
Weniger sicher ist die Leihe von Nadiem Amiri zum FC Genua, der am Dienstag in Italien zum Medizincheck erwartet wird. Der 25-Jährige erhält nur Grünes Licht für das Abenteuer Serie A, wenn Bayer 04 in den nächsten Tagen noch einen Offensivspieler für die frei werdende Kaderposition findet.