Bayer-04-Trainer Xabi Alonso ist mit dem Punktgewinn zwischen den Europa-League-Duellen gegen Rom zufrieden und sogar stolz auf sein Team.
Bayer 04 in der AnalyseSlapstick hilft – Vagnoman schenkt Leverkusen das 1:1
Drei Tage nach der 0:1-Niederlage von Rom hat Bayer 04 Leverkusen in Stuttgart zumindest die Höchststrafe verhindert. Durch ein hart erkämpftes 1:1 hat die Werkself zwar Platz sechs in der Bundesliga verloren, den Rückstand auf den Konkurrenten Wolfsburg bei Punktgleichheit aber minimal gehalten. In der Tordifferenz trennt beide Klubs nur ein Treffer. Das ist in den beiden letzten Partien gegen Mönchengladbach und Bochum aus eigener Kraft aufholbar.
Trainer Xabi Alonso verordnete seinem Team am Sonntag eine dezente Rotation, die ihm nicht aller Stärken beraubte. Robert Andrich (Mittelfußbruch) und Odilon Kossounou (Muskelverletzung) wurden durch höhere Gewalt aus dem Spiel genommen. Adam Hlozek durfte logischerweise dem echten Mittelstürmer Sardar Azmoun Platz machen. Und das Entscheidende: Florian Wirtz kam nach Anzeichen von Ermüdung in den Genuss einer Pause. Auf dem Platz standen vier Tage vor dem Rückspiel im Europa-League-Halbfinale immer noch elf gute Profis, die um ein wichtiges Ziel kämpften: Die abermalige Qualifikation für Europa durch die Bundesliga.
Das Spiel entwickelte sich mit einer für Bayer 04 erfreulichen Gemächlichkeit. Der VfB fragte eine halbe Stunde lang weder ab wie fit, noch, wie konzentriert der Gast drei Tage nach dem missglückten Abend von Rom war. So gelang es Bayer 04, das Geschehen mit überschaubarem Aufwand weit vom eigenen Tor entfernt zu halten. Dass man selbst kaum gefährlich wurde, schien erst einmal keine Rolle zu spielen. So trudelte das Spiel mit einem 0:0 in die Kabine, das Raum für alle Fantasien ließ.
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Die Stuttgarter waren in der Halbzeit offenbar zu der Erkenntnis gekommen, dass ein Punkt im Abstiegskampf für sie viel zu wenig war. Entsprechend übernahmen sie mit viel Schwung das Kommando. Die Werkself schien von dieser Wendung überrascht, verlor die Spielkontrolle und fand sich zunehmend in unerfreulichen Situationen am und im eigenen Strafraum wieder. Nach 55 Minuten kam Palacios in der verbotenen Zone gegen Endo einen Schritt zu spät und brachte den Stuttgarter zu Fall. Schiedsrichter Willenborg hatte keine Probleme damit, auf den Elfmeterpunkt zu zeigen.
Guirassy macht es wie einst Panenka
Der frühere Kölner Serhou Guirassy ist zwar erst 27 Jahre alt, aber er scheint Aufzeichnungen aus dem Jahr 1976 gesehen zu haben, als der Tscheche Antonin Panenka Deutschland im EM-Finale von Belgrad mit einem in die Mitte gechippten Ball den EM-Titel klaute. Exakt auf dieselbe freche Weise verwandelte er zur Freude der fast 60.000 VfB-Fans im Stadion in der 57. Minute zum 1:0. Stuttgart war plötzlich 15.
Xabi Alonso reagierte prompt. Im Angesicht der dritten Niederlage in Folge schickte er nach einer Stunde seinen Spielmacher Florian Wirtz auf den Platz. Prompt zeigte die Werkself Energie und Willen. Einen Nackenschlag vor dem Rückspiel in Rom wollte keiner akzeptieren. Zwar mangelte es weiterhin an Präzision und Abschlussqualität, aber die Strafraumszenen häuften sich. Und so prallten in der 57. Minute im Anschluss an einen Freistoß von Kerem Demirbay Torhüter Fabian Bredlow und Edmond Tapsoba am Fünfmeterraum gegeneinander.
Obwohl keiner von beiden an den Ball kam, zeigte die eingehende Betrachtung der Bilder, dass der Stuttgarter den Leverkusener einfach mit beiden Fäusten niedergestreckt hatte. Der Schiedsrichter schaute sich die Aktion am Spielfeldrand noch einmal am Bildschirm an und gab zurecht Elfmeter. Trotz massiver Stuttgarter Störversuche vollstreckte Exequiel Palacios präzise uns linke Eck zum 1:1.
Der Rest war eine Mischung aus Turbulenz und Verzweiflung, die in Joshua Vagnomans spektakulärem Versagen gipfelte. Der Stuttgarter köpfte einen verlängerten Eckball aus einem Meter unbedrängt neben das Tor (72.). Die Frustration der VfB-Fans entlud sich in einem kollektiven Stoßseufzer. Wenn ihr Klub am Ende der Saison absteigen sollte, werden sie diesen Moment, der wie eine optische Täuschung wirkte, vor Augen haben.
Da auch eine turbulente Schlussphase mit Chancen für beide niemandem de Erlösung brachte, trennten sich die Klubs mit einem 1:1, das Bayer 04 weniger enttäuscht zurückließ als die auf Platz 17 abgerutschten Stuttgarter. „Die Jungs haben alles gegeben, wir haben ebenso viele Punkte wie Wolfsburg, es sind noch zwei Spiele. Ich bin zufrieden mit dem Einsatz“, sagte Trainer Xabi Alonso und begründete seine Weigerung, in Depression zu verfallen, folgendermaßen: „Alle drei Tage mit solcher Intensität zu spielen, ist eine große Herausforderung. Wir können besser Fußball spielen, trotzdem bin ich stolz, denn wir haben alles gegeben. Morgen bekommt die Mannschaft frei, denn sie braucht das.“