- Ein Antrag aus dem Saarland auf eine zweigleisige Dritte Liga wird von 27 Regionalligisten unterstützt – darunter Fortuna Köln.
- Der Südstadt-Klub könnte kampflos aufsteigen, sollte eine Fünfjahreswertung hinzugezogen werden.
- Doch Vereinspräsident Hanns-Jörg Westendorf dämpft die Erwartungen.
Köln – Darf beim SC Fortuna Köln von einer kampflosen Rückkehr in die Dritte Liga geträumt werden? Wenn es nach einem Antrag geht, den der Saarländische Fußball-Verband (SFV) nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa am Samstagabend beim Deutschen Fußball-Verband (DFB) eingereicht hat, dann ja. In dem vierseitigen Papier wird die Einführung einer zweigleisigen Dritten Liga mit je 18 Vereinen in einer Staffel Nord und einer Staffel Süd zur kommenden Saison skizziert. Der SFV-Vorschlag soll beim Außerordentlichen Bundestag des DFB am 25. Mai behandelt werden. Bislang unterstützen 27 Viertligisten den Antrag, darunter Fortuna Köln.
Pyramidaler Spielklassen-Aufbau
Der Bundestag, der erstmals virtuell durchgeführt wird, war einberufen worden, um „über die Durch- und Fortführung beziehungsweise den möglichen Abbruch von DFB-Spielklassen einschließlich der erforderlichen Entscheidungen über Auf- und Abstieg“ zu beratschlagen. Der Vorstoß aus dem Saarland geht darüber hinaus: Da aufgrund der Corona-Krise „ohnehin vorübergehend gravierende Eingriffe in den Spielbetrieb“ nötig seien, könnten durch das Modell einige offene Fragen gelöst werden. Der pyramidale Spielklassen-Aufbau könne wieder erreicht werden. So könnten alle Regionalliga-Meister aufsteigen. Aktuell müssen die Top-Viertligisten den Sprung in Liga drei noch in der ungeliebten Relegation unter sich ausmachen.
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Der Antrag des SFV geht in großen Teilen auf ein vom saarländischen Regionalligisten SV Elversberg erarbeitetes Konzept zurück. Das 64-seitige Papier, das dieser Zeitung vorliegt, sieht verschiedene Möglichkeiten vor, um die Qualifikanten für eine zweigleisige Dritte Liga zu ermitteln. Eine der Optionen ist eine Fünfjahreswertung – gerade für Fortuna Köln als langjährigen Drittligisten eine attraktive Variante, der Südstadt-Klub ist in diesem Ranking ein Topteam.
„Es ist sinnvoll, die Diskussion anzustoßen“
Doch Vereinspräsident Hanns-Jörg Westendorf bremst die Erwartungen auf eine Zustimmung für den Antrag seitens der Verbände. „Es ist sinnvoll, die Diskussion anzustoßen. Aber ich sehe keine großen Chancen, dass sich etwas zur neuen Saison ändert“, sagt Westendorf. Denn viele aktuelle Drittligisten, wie Viktoria Köln, unterstützen den Plan nicht. Die Gründe liegen auf der Hand. Sie fürchten, dass der Status der Profiliga verwässert, wenn mehr Vereine teilnehmen. Zudem würden die Einnahmen aus der Zentralvermarktung, die in dieser Saison rund eine Million Euro pro Klub betragen, auf einen Schlag deutlich niedriger ausfallen. Vorteile wären die niedrigeren Reisekosten und mehr für Zuschauer attraktive Derbys. DFB-Vizepräsident Peter Frymuth hatte nach Bekanntwerden des Konzepts betont, dass sich der Ausschuss der Dritten Liga kürzlich einstimmig auf den Fortbestand der eingleisigen Liga verständigt hatte. Marcus Uhlig, Geschäftsführer von Rot-Weiss Essen, hofft auf einen Meinungsumschwung: „Wir wollen uns nicht mit der Dritten Liga anlegen. Aber ich bin mir sicher: Im Falle einer Saison-Fortsetzung werden uns viele Drittligisten unterstützen, weil sie dann weicher fallen.“
Drittligisten sind gegen die Pläne
Westendorf erwartet dennoch, dass auf dem DFB-Bundestag auch der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) gegen den Antrag aus dem Saarland votiert. Dass er gegen den Willen seiner höchstklassigen Vereine aus der Dritten Liga entscheidet, scheint tatsächlich unwahrscheinlich. So konnte der SFV seinen Vorstoß wohl auch nur wagen, weil in Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken seine beiden Topteams nur in der Regionalliga Südwest spielen.
„Dass irgendwann etwas passieren muss, ist aber klar. Darum sollte man über alles nachdenken“, sagt Westendorf. „Ich hoffe, dass die Diskussion um eine Ligen-Reform ein bisschen Dynamik bekommt.“ Neben der Aufstiegs-Relegation gab es wiederholt Kritik an einer Drei-Klassen-Gesellschaft in den Vierten Ligen: Die ambitionierten Klubs, in der Staffel West neben Essen, Verl und Oberhausen auch Fortuna Köln. Dazu die Reserven der Bundesligisten. Und in der Regel chancenlose Amateurklubs wie in dieser Saison der SV Bergisch Gladbach 09. „Das ist eine ungesunde Mischung“, sagt Westendorf.
Fortuna Köln will neuen Trainer bis 20. Mai finden
Für Fortunas Klubchef werden es trotz Fußballpause interessante Wochen. Einige Tage nach dem DFB-Meeting wird der WDFV aller Voraussicht nach einen Verbandstag veranstalten, auf dem der Abbruch der Regionalliga West endgültig verkündet werden soll. Und bis zum 20. Mai will Fortuna Köln laut Westendorf einen neuen Trainer gefunden haben.