Sogar nach dem Schlusspfiff der deutschen EM-Gala kam es zu einem weiteren Jubelschrei im Stadion.
EM-Start nach MaßFurioses 5:1 – DFB-Team liefert einen Abend für die Rekordbücher
Man hatte gar nicht mehr daran gedacht bei der ganzen Aufregung, und als nach dem Schlusspfiff Peter Schillings „Major Tom“ ertönte, ging ein zusätzlicher Jubelschrei durch die Münchner Arena.
5:1 hatte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum Auftakt der Europameisterschaft im eigenen Land stark eingeschätzte Schotten geschlagen. Es war der höchste Sieg einer deutschen Mannschaft bei einer EM, Florian Wirtz wurde mit 21 Jahren und 42 Tagen jüngster deutscher EM-Torschütze.
Ein Abend für die Rekordbücher, der die deutsche Mannschaft auf Anhieb in den Kreis der Turnierfavoriten katapultierte. Florian Wirtz (10. Minute), Jamal Musiala (19.), Kai Havertz (45.+1/Foulelfmeter), der eingewechselte Niclas Füllkrug (68.) und der ebenfalls eingewechselte Emre Can (90.+3) trafen vor 66.000 Zuschauern für Deutschland. Schottlands Ryan Porteous sah nach einem Foul an Musiala die Rote Karte (44.). Den Treffer für den Gegner erzielte Antonio Rüdiger (87.) per Eigentor.
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Bundestraine Julian Nagelsmann: „Schottland war sehr beeindruckt. Das hat uns geholfen“
Der Bundestrainer durfte sich freuen. „Die ersten zwanzig Minuten waren schon stark, Schottland war sehr beeindruckt. Das hat uns geholfen. Wir waren konzentriert bis zum Ende, ein sehr gutes Spiel“, sagte Julian Nagelsmann. Andy Robertson, Schottlands Star vom FC Liverpool, blieb nur die Einsicht in die eigene Chancenlosigkeit. „Wir haben unseren Plan nicht auf den Platz bekommen, sie waren zu gut. Wir sind sehr enttäuscht.“
Zur Eröffnung hatte die Uefa eine bunt gemeinte Feier zur Aufführung gebracht, die die Zuschauer ein wenig ratlos machte und mit einer pyrotechnischen Show endete, deren Protagonisten wohl mit lebenslangem Stadionverbot belegt worden wären, hätte es sich um ein Bundesligaspiel gehandelt. Doch das war die EM, und als die Mannschaften das Spielfeld betraten, begann das große Kribbeln. Dann sangen die schottischen Fans „Flower of Scotland“, wie man selten einen Fanblock hat singen hören, die deutsche Hymne folgte. Und es war klar: Es findet wieder ein Turnier in Deutschland statt, und alle sind gekommen.
DFB-Team zu stark: Schottlands Herrlichkeit endete wenige Minuten nach dem Anpfiff
Schottlands Herrlichkeit endete wenige Minuten nach dem Anpfiff. Die deutsche Elf zog ein Passspiel auf, dem die Gäste nichts entgegenzusetzen hatten. Das überraschte, schließlich hatte man der schottischen Elf ein enormes Pressingpotenzial unterstellt, besonders im Mittelfeld. Doch unter Toni Kroos Leitung zeigte Deutschland Kombination um Kombination, und in der zehnten Minute traf Florian Wirtz bereits zum 1:0. Kroos spielte eine Verlagerung auf die rechte Seite zu Joshua Kimmich, auf die sich die kommenden Gegner der deutschen Mannschaft besser vorbereiten sollten als die Schotten.
Kimmich passte ins Zentrum, wo die kommenden Gegner der Deutschen besser als die Schotten darauf achtgeben sollten, dass dort die Solokünstler Florian Wirtz und Jamal Musiala lauern. Wirtz ließ einen schwierigen Schuss sehr leicht aussehen und traf flach zur Führung. Keine zehn Minuten später gelang Gündogan im Mittelfeld eine fantastische Ballmitnahme sowie anschließend ein Pass auf Havertz, der die Ruhe fand, Musiala anzuspielen. Der 21-Jährige tanzte seinen Gegenspieler aus und traf mit Wucht unter die Latte – 2:0. Der schottische Block wurde sehr still.
Es ging weiter mit dem rauschhaften Spiel der DFB-Auswahl. Wieder kam Musiala am Strafraum an den Ball, diesmal probierten es Christie und Tierney gemeinsam und mit Härte. Schiedsrichter Clement Turpin entschied zunächst auf Strafstoß, nahm seine Entscheidung jedoch zurück, weil das Foul außerhalb des Strafraums stattgefunden hatte. Kurz vor der Pause kamen die Schotten dann nicht mehr so einfach davon. Nach einer weiteren starken Kombination flog Porteous mit den Stollen voran in Gündogan und traf den deutschen Kapitän am Schienbein. Strafstoß und Rot – völlig zurecht. Kai Havertz traf sicher zum 3:0, es war eine überragende erste Hälfte der Deutschen.
Torschütze Niclas Füllkrug: „Das ist die Energie, die wir brauchen“
Es dauerte bis zur 68. Minute, ehe der nächste Torjubel durchs Stadion rollte. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung profitierte Niclas Füllkrug zunächst davon, dass Ilkay Gündogan einen Ball im Strafraum nicht perfekt mitnehmen konnte und dann noch einmal, als der Ball so aufsprang, dass er einen sagenhaften Spannstoß in den Winkel jagen konnte – mit 120 Stundenkilometern, wie die offizielle Messung der Uefa ergab. „Wir haben nach keinem Tor nachgelassen und uns tierisch aufgeregt, dass wir noch ein Standardtor bekommen. Das ist die Energie, die wir brauchen“, sagte Füllkrug.
Tatsächlich benötigten die Schotten die Hilfe ihres Gegners, um noch zu treffen. Nach einem Freistoß köpfte McKenna Rüdiger an, von dessen Kopf der Ball unhaltbar ins Tor flog, das hätte die deutsche Defensive zuvor besser verteidigen müssen. Dennoch hatte das Tor auch für die Deutschen seine guten Seiten: Julian Nagelsmann hat nun Ansätze in der Analyse.
Und das Stadion erlebte einen Torjubel der schottischen Fans. Dennoch war Schottland längst geschlagen, und in der Nachspielzeit legte sich die deutsche Elf den Gegner ein letztes Mal zurecht, ehe Emre Can frei an den Ball kam und aus 17 Metern mit einem perfekt platzierten Schuss zum 5:1-Endstand traf – zwei Tage nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub.