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Angela Merkel und das DFB-TeamKabinenbesuch nicht nur nach dem WM-Triumph im Maracanã

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Zu Besuch bei Weltmeistern in Rio: Angela Merkel im Kreis der deutschen Nationalelf, kurz nachdem diese den Titel geholt hat.

Köln – Es war ein Kabinen-Selfie, das um die Welt ging und sich im kollektiven Gedächtnis der deutschen Fußball-Fans festgesetzt hat. Nach dem 1:0-Sieg der Nationalmannschaft im WM-Finale am 13. Juli 2014 gegen Argentinien ließ sich Kanzlerin Angela Merkel mit dem ganzen Team, Bundespräsident Joachim Gauck und dem Pokal in der Kabine des berühmten Maracanã-Stadions ablichten. Die zum Finale nach Rio de Janeiro gereiste Regierungschefin zeigte sich in Feierlaune.

Sportfotograf Lars Baron, der mit Genehmigung des DFB in das „Heiligtum“ der Fußballer durfte, erinnerte sich: „Die Stimmung war natürlich ausgelassen, erleichtert. Aber einige Spieler waren auch richtig platt. Manuel Neuer und Lukas Podolski dagegen waren total aufgedreht. Dann kamen Angela Merkel und Joachim Gauck, die sichtlich glücklich und stolz waren. Beide sprachen dann zur Mannschaft und posierten für ein Foto mit dem Team, nachdem Bastian Schweinsteiger sie darum gebeten hatte.“

Der Deutsche Fußball-Bund gab wenig später zudem preis, dass Merkel auch mit einer Dose Bier auf den WM-Triumph angestoßen hatte. Auch modisch zeigte Merkel, wie viel Fanblut in ihr steckt: Neben einer Kette mit Steinen in den deutschen Nationalfarben kursierte im Netz ein Foto, dass die Kanzlerin mit einer schwarz-rot-goldenen Tasche in Fußballform zeigt.

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Das Kölner Fußball-Idol Lukas Podolski war an diesem glorreichen Abend zwar kein Hauptdarsteller auf dem Platz, aber er erkannte blitzschnell die Gelegenheit und ließ es sich nicht nehmen, sein – nach dem Spiel gegen Portugal zweites – Selfie mit der Kanzlerin zu schießen, das er nachher für den guten Zweck versteigerte. „Sie war sehr gut gelaunt und hatte dasselbe Sakko an wie beim ersten Spiel“, berichtete Podolski.

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Dieses Selfie mit der Bundeskanzlerin knipste Lukas Podolski nach dem WM-Triumph 2014. Es wurde zum viralen Hit.

Denn die Kanzlerin war bereits zum 4:0-Auftaktsieg der DFB-Elf gegen Cristiano Ronaldos Portugiesen per Regierungsflieger nach Salvador de Bahia gereist und gratulierte den Spielern anschließend ebenfalls in der Kabine. Einige von ihnen standen noch unter der Dusche. Merkel ließ sich mit halbnackten, schwitzenden Helden fotografieren.

Die Nation jubelte.

Für die Kanzlerin waren diese Momente mitten im Chaos in der Ukraine, im Mittleren Osten und der Krise in der EU eine willkommene Abwechslung und hervorragende PR-Bilder. Es war auch eine Inszenierung, die ihrem Image schmeichelte und ihr später sicherlich ein paar Prozente mehr an Zustimmung bescherte. Allerdings durfte man Merkel getrost abnehmen, dass sie keine Fußball-Begeisterung vorgaukelte.

Merkel besucht Nationalmannschaft vor Turnieren

Denn zur „Mannschaft“, wie sich die DFB-Auswahl selbst taufte, hatte sie bereits seit der WM 2006, dem „Sommermärchen“ im eigenen Land, ein herzliches, enges Verhältnis. Regelmäßig schwor sie vor Turnieren mit ihren Besuchen die Nationalelf ein. Das hatte schon eine gewisse Tradition entwickelt. Auch bei den ganz wichtigen Spielen war sie oft im Stadion live dabei. Vor allem mit Bundestrainer Joachim Löw und Spielern wie Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Thomas Müller und Podolski verstand sie sich stets bestens. Und der Kölner verteidigte die Kanzlerin auch schon mal öffentlich, wenn ihr im eigenen Land vermeintlich weniger Respekt entgegengebracht wurde als im Ausland. „Ich bin nicht der Experte, was Politik angeht. Aber eines kann man sagen: Sie hat viel für das Land gemacht, keine Frage. Es ist wirklich typisch deutsch, diese negative Einstellung und immer das Schlechte zu sehen. Statt auch mal aufrichtig Danke zu sagen“, sagte Podolski, der in seiner Karriere weit gereiste Ex-FC-Profi.

Podolskis Wortschöpfung wird zum viralen Hit

Podolski hatte bereits direkt vor der WM 2014 – wohl aus Versehen – mit einer Wortschöpfung für einen viralen Hit gesorgt. Denn dass die Bundeskanzlerin beim Spiel der deutschen Auswahl zuschaute, motivierte ihn nämlich ganz besonders – oder besser: muttiviert. Der Offensivmann sagte bei der Pressekonferenz: „Dass sie morgen kommt, ist für uns eine Muttivation.“ Es war die Geburt des Hashtags #Muttivation im Netz.

Aber es gab auch nicht nur rosige Momente zwischen Merkel, der Nationalmannschaft und dem DFB. So forderte die CDU-Politikerin mehrmals vom Verband eine offene Aufarbeitung des Skandals um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland. Sie kritisierte im Vorfeld der WM 2018 die Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan für ihren fragwürdigen PR-Aufritt mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Dem Turnier in Russland blieb sie auch aufgrund der politischen Spannungen dann ebenso fern wie der EM 2021 inmitten der Corona-Pandemie. Sie verpasste aus deutscher Sicht nichts, das DFB-Abschneiden war jeweils kümmerlich. Vielleicht hatte Merkel eine Vorahnung.

Doppelpass zwischen Fußball und Politik

Fußball und Politik verlaufen in Deutschland seit Jahrzehnten parallel, behauptet der Soziologe Norbert Seitz, der sich unter anderem in seinem Buch „Doppelpass: Fußball und Politik“ intensiv mit dem Thema auseinandersetzte. Bundestrainer Joachim Löw hatte in den letzten Jahren seiner Amtszeit das Glück und vor allem das Gespür für die richtigen Entscheidungen und die Entwicklung der Mannschaft verloren. Nach der enttäuschenden EM in diesem Sommer endete seine 15-jährige Ära. Drei Monate nach Löw wird auch die ein Jahr längere Amtszeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel der Geschichte angehören.