Reform in den Jugend-BundesligenDFB plant geschlossene Gesellschaft
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Köln – Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) richtet den Blick in die Zukunft. Notgedrungen. Denn die international weitgehende Titellosigkeit im Nachwuchsbereich beschäftigt den weltweit größten Sportverband bereits seit Jahren. Angesichts der vielen Spieler würden zu wenig Spitzenathleten geformt – so lautet der Vorwurf, der auch aus den eigenen Reihen kommt. Spieler mit Weltklasseformat produzierten vor allem andere: Franzosen, Engländer, Spanier, Niederländer oder Belgier.
Ein Ausweg aus der Misere soll der strukturelle Umbau der Junioren-Bundesligen sein. Gestartet wurde das „Projekt Zukunft“ beim DFB bereits 2018, allmählich gewinnt es an Kontur. Eine der zentralen Ideen beinhaltet, dass sich künftig im Wettstreit um Punkte nur noch Mannschaften aus Nachwuchsleistungszentren begegnen sollen. Das kommt nicht bei allen Klubs gut an. Vor allem jene, die Aufbau und Unterhalt eines Nachwuchsleistungszentrums nicht stemmen können, wehren sich gegen die wohl so gut wie beschlossene Reform, die ab der Spielzeit 2022/2023 umgesetzt werden soll. Für April 2021 ist eine erste Pilotphase geplant.
Gegen das Modell der geschlossenen Gesellschaft formieren sich zusehends mehr Vereine. An der Basis rumort es. Vor allem jenen, die mit knappen finanziellen, personellen sowie strukturellen Ressourcen zu kämpfen haben und trotzdem immer mal wieder den Sprung in die Bundesliga schaffen, ist die verordnete Degradierung ein Dorn im Auge.
Im Fußball-Verband Mittelrhein betroffen wären von der Maßnahme der SC Fortuna Köln, FC Hennef 05 und Alemannia Aachen, die sozusagen einen Zwangsabstieg hinnehmen müssten, weil sie den formellen Auflagen nicht genügen. Bundesweit wären 13 Klubs betroffen. Über ein zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum verfügen im hiesigen Landesverband der 1. FC Köln, Bayer 04 Leverkusen sowie der FC Viktoria Köln. Bundesweit sind es 57.
FC besiegt Borussia Mönchengladbach
Nach Treffern von Justin Diehl und Simon Breuer hat die U 19 des 1. FC Köln ein Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 2:1 gewonnen. Im ersten Freundschaftsspiel des Jahres hatte die Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck eine Woche zuvor bereits den SC Fortuna Köln mit 5:0 besiegt. Gegen die Borussia agierte der FC souverän. „Das war mehr als ordentlich“, meinte Ruthenbeck, der allen Akteuren Spielzeit einräumte. Die Planungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sehen vor, dass der Spielbetrieb in der A-Junioren-Bundesliga am 17. April fortgesetzt werden kann. (gil)
„Bezogen auf den 1. FC Köln sind wir mit der Quote nicht unzufrieden. Die von uns entwickelten Spieler kommen überdurchschnittlich oft im Profigeschäft an“, meint Stefan Ruthenbeck, U-19-Trainer des 1. FC Köln. Nicht nur im eigenen Klub. So wurde Senkrechtstarter Florian Wirtz (Bayer 04 Leverkusen) ein Jahrzehnt lang am Geißbockheim ausgebildet. Ähnlich verhält es sich mit Can Bozdogan (FC Schalke 04). Dennoch warnt auch Ruthenbeck: „Wir dürfen nicht stehenbleiben. Im internationalen Vergleich sind Defizite unverkennbar.“
In der Uefa Youth League, dem internationalen Pendant zur Champions League, etwa gab es bislang noch keinen deutschen Sieger. „Deshalb ist es gut und richtig, sich Gedanken zu machen, wie man es besser machen kann“, so Ruthenbeck.
In dem geschlossenen System der Elite geht es vor allem darum, durchweg professionelle Strukturen zu schaffen und einen Wettbewerb zu ermöglichen, der der Entwicklung der Spieler dienlich ist: Ein 7:0, wie es zwischen Favoriten und Außenseitern im Jugendbereich immer mal vorkommt, bringt weder Sieger noch Verlierer weiter. Ruthenbeck meint: „Einmal ein 7:0 wäre noch vertretbar. Vier Mal ein 7:0 wäre problematisch.“
Die fehlenden Titel mögen dem DFB Sorge bereiten, zumal alleine Spanien mit seiner U19 zwischen 2002 und 2019 acht EM-Titel holte. Berücksichtigt man die Trophäen der A-Nationalmannschaft, verändert sich das Bild: Mit vier WM- und drei EM-Titeln ist der deutsche Fußball in Europa die Nummer eins.